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Produktdetails
Trackliste
CD
1Introduction00:04:43
2Raster00:02:27
3Double00:03:53
4Circle00:04:02
5TTHH00:04:47
6Indy00:07:01
7Net00:06:42
8Aruno00:03:42
9Berenice00:06:38
10Hemis00:07:00
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 18.02.2012

AUCH DAS NOCH
Von Ulrich Olshausen

Ingrid Laubrock wird dieses Jahr "Improviser in Residence" in Moers. Das bedeutet, dass sie nicht nur beim Jazzfestival an Pfingsten eine herausragende Rolle spielen wird, sondern das ganze Jahr in Moers wohnt und im Jazzleben der Stadt ihre Spuren ziehen wird. Wie die klingen können, entnehmen wir, zumindest andeutungsweise, ihrer neuen CD "The Madness Of Crowds" (Intakt), benannt nach einem Buchtitel von Charles Mackay. Die kompromisslos ihren Visionen folgende deutsche Saxophonistin lebt, nach neunzehn Jahren in London, seit 2008 in New York. Ihr Trio "Sleepthief" ist mit Liam Noble (Klavier) und Tom Raney (Schlagzeug) besetzt. In hochgespannter Sensibilität driften die drei Musiker in ihren freien Improvisationen zu- und auseinander, ausgeprägt schön und bewusst in der Artikulation. Aber was da so hochschwillt aus einem Speicher endloser Erfahrungen zwischen fast Schubertschem Melos und heiseren Free-Jazz-Wirbeln, das scheint zum großen Teil einem unerschöpflichen Unterbewusstsein überlassen. Harry Lachner spricht in dem glänzenden Essay des Begleithefts von der Improvisation als "selbstvergessene Überschreitung der Erinnerung". Ingrid Laubrock beherrscht dieses Medium meisterhaft. Moers hätte nichts Besseres finden können.

Michael Riessler, einer der vielseitigsten deutschen Spieler und Komponisten zwischen Jazz, Neuer Musik und einer besonderen Art avancierter Folklore, hat mit einer fünfköpfigen Bläsergruppe, Rhythmus und seinem langjährigen Partner Pierre Charial ein aufwendiges, wild verspieltes, bizarres Werk geschaffen, "Big Circle" (Intuition). Durch das Herüberziehen jeder Art von Cluster-, Kontrapunkt- und Ostinatotechniken aus der E-Musik in den Rock-Jazz-Kontext werden Assoziationen an Frank Zappa geweckt. Riesslers selbstverfügte "völlig abseitige Grammatik" hat ihre absolut eigene Unberechenbarkeit, ihr eigenes organisiertes Chaos, ihre eigenen Explosionen, schrillen Fanfaren und Ansprüche an gut eingewickelte Jazzsoli und bestes sinfonisches Handwerk. Die mit computergenerierten Lochkarten (bis kurz vor dem mechanischen Zerreißen) betriebene Drehorgel bringt mit ihrem Widerspruch zwischen hochkomplexem Figurenwerk und dem Jahrmarkt-Sound das ganze Werk noch mal auf einen ganz besonderen Punkt schrägen Humors. Ein Münchner Journalist meinte: "Was Besseres erscheint dieses Jahr nicht mehr."

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