Marktplatzangebote
Ein Angebot für € 6,10 €
Produktdetails
Trackliste
CD
1Tulsa yesterday00:11:54
2Rosalee00:09:06
3Star or stone00:09:32
4Tomorrow blues00:07:07
5Reflections on a broken mirror00:07:37
6Beware, on take care00:07:46
7One hundred days of rain00:07:27
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 25.01.2013

AUCH DAS NOCH

Von Jan Wiele

"Now as we enter 1980 / We're modern humans in a modern Time": So sang kurz vor Anbruch des besagten Jahres der Hardrocker Sammy Hagar in seinem Lied "Never Say Die" einmal wie zur Selbstversicherung, dass mit den Siebzigern auch die Sache mit den Hippies endgültig abgehakt war. Im selben Jahr entstand die britisch-niederländische Zeichentrickserie "Doctor Snuggles", in der Wasserdiebe aus dem Weltraum den Ozean in quadratisch-praktischen Blöcken abtransportierten. Was das alles mit der Rockband Chris Robinson Brotherhood zu tun hat? Nun, die Sache mit den Hippies hat der Sänger der Black Crowes ja schon längst erfolgreich über die Zeit gerettet, so dass auch moderne Menschen sich manchmal noch in Teppiche kleiden und zu dieser Musik tanzen wollen. Und mit dem Nebenprojekt seiner Bruderschaft hat er sich nun den Trompetensynthesizer aus der Snuggles-Melodie geschnappt und damit gleich zwei psychedelische Rockalben aufgenommen, die man ob dieses seltsamen Soundeffekts wohl als retrofuturistisch bezeichnen könnte. "The Magic Door" (Silver Arrow Silar 211/Soulfood) eröffnet mit treibendem Bluesrock ("Let's Go, Let's Go, Let's Go") und einer Schweineorgel wie bei den Doors ("Someday Past The Sunset"); überhaupt schwebt die Musik oft zwischen den Doors und den Grateful Dead, aber Chris Robinson singt, bei allem Respekt vor den hingegangenen Helden, schöner als Jim Morrison und Jerry Garcia zusammen. Hier findet sich kaum ein Stück unter sieben Minuten Länge, maximaler Drehschwindel ist Programm. Hierfür ist an der Leadgitarre vor allem der Virtuose Neal Casal verantwortlich. Bei der fünfzehnminütigen "Vibration and Light Suite" schließlich schaukelt man sich zu tranceartig dideliedierenden Saitenschlachten hoch, welche die Allman Brothers alt aussehen lassen.

Das zweite, noch zuvor veröffentlichte Werk dieser glücklichen Musikerkommune lässt mit seinem schönen Titel "Big Moon Ritual" (Silver Arrow Silar 987/Soulfood) noch Größeres erwarten und löst dies mit gleich drei Balladen ein, von denen eine schöner als die andere ist: "Reflections on a Broken Mirror" führt auf den Highway und darüber hinaus; beim rührenden "Star or Stone" singt Robinson über seine Sozialisation, was irgendwie auch biblisch klingt: "I was 13 at the table when the wine was passed around." Und bei "One Hundred Days of Rain", einem Stück, das eigentlich verdient hätte, so bekannt zu werden wie der Eagles-Evergreen "Hotel California", geht schließlich über allem die Sonne auf. Scheine weiter, du verrückter Diamant!

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr