Produktdetails
Trackliste
CD
1Birds00:10:52
2Reprise00:03:26
3Boxing00:07:00
4Portuguese windmill00:07:49
5Spring dance00:02:29
6Fields of clubs00:05:23
7The place of welcome00:04:36
8Introduction to sacred universe00:01:45
9Sacred universe00:08:23
10Math of Mars00:05:02
11Fanfare00:05:56
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 07.06.2013

AUCH DAS NOCH

Von Ulrich Olshausen

Wenn man wissen will, wie die internationale Presse von dem norwegischen Saxophonisten Marius Neset schwärmt - bitte: "Entdeckung des Jahres", "lässt dich atemlos zurück", "vibrierend, kühn, imaginativ", "ein Triumph in jeder Hinsicht", "neudenkender Komponist". Während in der Vergangenheit bei Konzertauftritten seine Energie und schier wahnsinnige technische Geläufigkeit den Stürmer und Dränger sehr plakativ an den Bühnenrand schoben, kommt Neset auf seiner aktuellen CD "Birds" (Edition Records/Soulfood) mit einer cinemaskopischen Phantasie über den ganzen Ausdruckshorizont von gerade noch organisierten Tumulten bis zu pastoralen "norwegischen" Stimmungen. Das Titelstück hängt sich lautmalerisch an Vogelstimmen auf und verarbeitet die Anregungen in immer weiterführenden oder sich verdichtenden Veränderungen bis zu ausrastender Schrillheit. Schwester Ingrid spielt dabei und anderswo sehr gut Flöte. Folkloristisch Tänzelndes, feierlicher Jubel, Rock-affine Stoßtrupps, kurz mal normaler Swing, auf dem Sopransaxophon sanglicher Wohlklang, auf dem Tenor unwahrscheinliche Verbindungen heraufbeschwörend zwischen den alten Dreißiger-Jahre-Honkern vom Typ Illinois Jacquet bis zu den Free-Jazz-Explosionen eines Albert Ayler - das alles kommt hier mit einer anscheinend unerschöpflichen Lebenslust zusammen. Marius Neset spielt dieses Jahr noch in Stuttgart, Frankfurt, Göttingen und Köln.

Mister "Don't Worry, Be Happy" hat eine nachdenklich beschwingte, sehr feine Programm-CD gemacht. Bobby McFerrin widmet sich auf "SpiritYouAll" (Sony Classical) dem amerikanischen Spiritual. Dieses hat eine lange, weit vor die Entstehung des Jazz zurückreichende, formenreiche Geschichte, und man assoziiert mit ihm immer eine gewisse Intimität der einzelnen Stimme, ähnlich dem Folk-Blues. Den Baumwollfeldern steht diese besondere Americana sehr viel näher als die später daraus hervorgegangenen auftrumpfenden Gospelchöre. McFerrin geht die Sache mit Respekt an, ohne Clownerien und selbstgefällige Vokalartistik, aber mit viel Abwechslung in den jazzmäßigen Scat-Improvisationen, den "weltmusikalischen" rhythmischen Grundierungen, den Call-and-Response-Strecken mit der prominenten Esperanza Spalding oder einem vierköpfigen Chor, den Stimmungen zwischen einkehrender Besinnung und freudigem Kommune-Gefühl. Viele unsterbliche Hits der Gattung sind dabei - "Joshua Fit the Battle of Jericho", "Wade in the Water" und "Swing Low Sweet Chariot" etwa. Einige Stücke hat er selbst geschrieben, Bob Dylans "I Shall Be Released" ist auch dabei.

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