AC/DC - Black Ice
Um es gleich vorweg zu nehmen: Selbst wenn AC/DC es wollten, sie könnten gar kein schlechtes Album abliefern. Und auch der Vorwurf, das klänge alles gleich, ist zu kurz gegriffen, denn man könnte es auch anders interpretieren: AC/DC bestätigen immer wieder ihren eigenen
Standard. Und dass die Band eine lebende Legende ist, will wohl keiner mehr bestreiten. Und wer alle 8000er…mehrAC/DC - Black Ice
Um es gleich vorweg zu nehmen: Selbst wenn AC/DC es wollten, sie könnten gar kein schlechtes Album abliefern. Und auch der Vorwurf, das klänge alles gleich, ist zu kurz gegriffen, denn man könnte es auch anders interpretieren: AC/DC bestätigen immer wieder ihren eigenen Standard. Und dass die Band eine lebende Legende ist, will wohl keiner mehr bestreiten. Und wer alle 8000er schon bestiegen hat, was soll der noch tun? Soll er das Bergsteigen aufgeben? Doch nun zum Stand der Dinge:
Zugegeben war Ballbreaker für viele Fans eine herbe Enttäuschung. Als dann nach Ewigkeiten „Stiff upper lip“ von der ernsthaften Kritik zu Recht verrissen wurde, weil mehr Langeweile und Kraftlosigkeit auf keine AC/DC-CD passen, wurden viele skeptisch: „Von denen erwarte ich nichts mehr“, hörte man aus kritischen Fankreisen. Vor allen von jenen, die einigen Musiksachverstand mitbringen.
Dass die CD von 0 auf Platz 1 der Albumcharts durchstartete, verwunderte dann erst recht. Hier hatten alle bierbäuchigen Midlife-Crisis-Ersatz-Fans ("nach Bon Scott hab ich die irgendwie nicht mehr gehört...") zugegriffen und das schwächste Album der Band geadelt.
Wieder ist viel Zeit ins Land gegangen und Hunderte Rock-Retorten haben inzwischen den Markt nach 0-8-15 Dudelbedarf für Alt-Männer-Rocker befriedigt. An einer Unterversorgung wird es jetzt nicht liegen, wenn AC/DC auch in den Charts nach vorne rücken. Allerdings war auch der Kinderhit „Schni schna schnappi“ mehrere Wochen topp...
Auf den ersten Blick versammelt „Black Ice“ übriggebliebene Versatzstücke aus Ballbreaker, Stiff upper lip und der Blow-up-vour-video Sessions. Resteverwertung? Kein neues AC/DC-Album?
Die Originalität des Albums ist zugegeben eher beschränkt. Das Songwriting ist teilweise hundsmiserabel. Die "einfache Liedform" ist hier sprichwörtlich. Da scheint völlig die Luft raus; manche Songidee passt tatsächlich auf einen Bierdeckel, nur die Gitarren-Youngs überzeugen durchweg mit Handwerk, aber oft fehlt die Seele.
Die drums könnte auch ein einarmiger Affe spielen, auch wenn manche Fachmänner den Stil sehr schätzen. Der Gesang ist dafür deutlich besser, es könnte sogar die beste Sangesleistung des B.J. bei AC/DC sein. Respekt!
Insgesamt blitzt des Öfteren die alte Genialität auf. Aber es bleibt nur bei kurzen Lichtblicken. Vielfach öden und nerven dreißig Mal wiederholte schlechte Refrains. Und: Lest nicht die Texte. Die waren sicher noch nie im Verdacht, irgendetwas auszusagen, aber diesmal ist sogar der Verbraucherhinweis auf einer Haarspraydose pure Literatur gegen diese kleinlichen Rock Rock Rock Sprüche aus den Siebzigern.
In siebzehn Jahren haben AC/DC drei Alben vorgelegt, die in die Discografie der Band so passen wie Schokopudding zu Eisbein. 2025 können wir dann mit dem nächsten Album rechnen. Wer sich an „Von denen erwarte ich nichts mehr“ hält, wird nicht enttäuscht sein. AC/DC haben wieder einen hohen Berg bestiegen. Verglichen mit den anderen Alben vor Ballbreaker sind sie leider im Zwischenlager stecken geblieben.