Produktdetails
- Anzahl: 1 Vinyl
- Erscheinungstermin: 21. Februar 2020
- Hersteller: TONPOOL MEDIEN GMBH / MASCOT LABEL GROUP,
- EAN: 0810020500851
- Artikelnr.: 58352867
- Herstellerkennzeichnung
- MASCOT Label Group
- Sporthaven 25
- 2651 AE Berkel en Rodenrijs, NL
- mail@mascotlabelgroup.com
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 30.03.2020Leicht nasal, doch unverkennbar
Sein Ehrentitel "King of Slydeco" besagt, dass Sonny Landreth einst seine musikalischen Meriten bei Clifton Chenier, dem "King of Zydeco", erwarb und dass er heute das Slide-Spiel in phänomenale Höhen treibt. Auf seinem Album "Blacktop Run" (Mascot/Rough Trade) gelingt ihm mit vierköpfiger Band eine wundervolle Balance zwischen schwerblütigen Riffs und federleichten Melodien. Louisiana-Blues, Swamp-Rock und Cajun-Balladen: Die Slide-Magie mit Gespür für Melodieseligkeit und Drama steht in der Tradition von Duane Allman, mit einem Ton, der oft sämigem Violinspiel gleicht. Landreths Soli erinnern nicht selten an die scheinbare Schwerelosigkeit eines Vogels, der sich allein vom Wind davontragen lässt. Seine Stimme klingt leicht nasal und - wie bei Bob Dylan - unverwechselbar. Ein natürlicher Fluss durchströmt die zehn Titel, wobei vor allem die vier Instrumentals eine betäubende Fülle tonaler Empfindsamkeiten offenbaren. Eric Clapton beklagte einst, dass Landreth der wahrscheinlich "am meisten unterschätzte und zugleich avancierteste Musiker" auf diesem Planten sei. Hoffen wir, dass sich Ersteres mit "Blacktop Run" ändert.
peke
*
Je näher Heinz Winbeck in seiner fünften Symphonie dem Idiom Bruckners rückt, desto mehr kommt er hier paradoxerweise kompositorisch zu sich selbst. "Jetzt und in der Stunde des Todes" heißt das 2009 entstandene Werk, das trotz rückhaltlos offener Klangsprache eine innere Geschlossenheit eigener Prägung aufweist. Die Anregung dazu kam von Dennis Russell Davies, der als einziger Dirigent alle fünf Symphonien Winbecks aufgeführt hat. Er schlug Winbeck eine Vollendung des fragmentarisch skizzierten Finales von Bruckners Neunter vor. Der 1946 bei Landshut geborene, im vergangenen Jahr in Regensburg verstorbene Komponist formte daraus jedoch seine gut einstündige Fünfte. Als Aufnahmen mit dem BR-Symphonieorchester, dem ORF-Radio-Symphonieorchester Wien, dem Beethoven-Orchester Bonn und dem Deutschen Symphonie-Orchester Berlin liegen Winbecks Sinfonien nun komplett in einer Box vor (TYXart/Note 1). Die Erste von 1983 mit ihren brachialen Maschinenmusiken dirigiert Muhai Tang, die auf Trakl-Texten basierende Dritte Mathias Husmann. Die restlichen Einspielungen unter Davies präsentieren Winbeck als eindringlichen, handwerklich souveränen Symphoniker, der Komponieren immer als Auseinandersetzung mit Leben und Tod begriffen hat.
wmg.
*
Eine Liedsammlung namens "Americana" (ACT/Edel Kultur) mit dem Stück "Brothers in Arms" beginnen zu lassen ist ein Coup, denn erstens hat wohl noch nie ein Jazzmusiker diesen Titel aufgenommen, und zweitens waren Dire Straits bekanntlich Briten. Der Schweizer Grégoire Maret braucht nur seine Mundharmonika und ein Klavier, um entsprechende Cinemascope-Welten zu öffnen. Im weiteren Verlauf des Albums hat er mit Bill Frisell dann genau den Gitarristen mit an Bord, der diese Klänge für den Jazz fruchtbar gemacht hat, folglich spielt Maret auch Songs, die Frisell einst schon mit dem Bassisten Thomas Morgan eingespielt hat (F.A.Z. vom 31. Juli 2017). Mit Jimmy Webbs "Wichita Lineman" holt Maret dann endlich auch einen Song ins Repertoire, der exakt zum Albumtitel passt. Einziger Schwachpunkt dieser grandiosen Platte ist Bon Ivers "Re: Stacks", das sich acht Minuten lang komatös dahinschleppt und schon im Original nicht besonders aufregend war.
roth
*
Mitten in einer wispernden Musik des Zaubers, in welcher die Natur als Mysterium erlebt zu werden scheint, erhebt sich aus dem Orchester plötzlich eine Stimme. Es ist der Sopran von Roberta Alexander, die in wortlosen, aber betörenden Vokalisen alles noch rätselhafter werden lässt, was das Niederländische Radio-Sinfonieorchester unter der Leitung von Jac van Steen bislang in dieser cis-Moll-Symphonie von Julius Röntgen aus dem Jahr 1930 von sich gab. Die Interpreten wollen dieses Geheimnis auch gar nicht dem touristischen Genuss öffnen. Mit Scheu und Zartheit belassen sie dieser Musik den ihr eigenen Ernst. Diese Symphonie ist nur einer von vielen Schätzen einer Auswahl von Kammer-, Chor- und Orchestermusik auf zwei CDs (Brilliant Classics), die zeigen, wie Röntgen sich von einer warmherzigen, exzellenten Brahms-Nachfolge über die Auseinandersetzung mit Grieg und Nielsen in abenteuerliche Wildnis vorgearbeitet hat.
jbm.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Sein Ehrentitel "King of Slydeco" besagt, dass Sonny Landreth einst seine musikalischen Meriten bei Clifton Chenier, dem "King of Zydeco", erwarb und dass er heute das Slide-Spiel in phänomenale Höhen treibt. Auf seinem Album "Blacktop Run" (Mascot/Rough Trade) gelingt ihm mit vierköpfiger Band eine wundervolle Balance zwischen schwerblütigen Riffs und federleichten Melodien. Louisiana-Blues, Swamp-Rock und Cajun-Balladen: Die Slide-Magie mit Gespür für Melodieseligkeit und Drama steht in der Tradition von Duane Allman, mit einem Ton, der oft sämigem Violinspiel gleicht. Landreths Soli erinnern nicht selten an die scheinbare Schwerelosigkeit eines Vogels, der sich allein vom Wind davontragen lässt. Seine Stimme klingt leicht nasal und - wie bei Bob Dylan - unverwechselbar. Ein natürlicher Fluss durchströmt die zehn Titel, wobei vor allem die vier Instrumentals eine betäubende Fülle tonaler Empfindsamkeiten offenbaren. Eric Clapton beklagte einst, dass Landreth der wahrscheinlich "am meisten unterschätzte und zugleich avancierteste Musiker" auf diesem Planten sei. Hoffen wir, dass sich Ersteres mit "Blacktop Run" ändert.
peke
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Je näher Heinz Winbeck in seiner fünften Symphonie dem Idiom Bruckners rückt, desto mehr kommt er hier paradoxerweise kompositorisch zu sich selbst. "Jetzt und in der Stunde des Todes" heißt das 2009 entstandene Werk, das trotz rückhaltlos offener Klangsprache eine innere Geschlossenheit eigener Prägung aufweist. Die Anregung dazu kam von Dennis Russell Davies, der als einziger Dirigent alle fünf Symphonien Winbecks aufgeführt hat. Er schlug Winbeck eine Vollendung des fragmentarisch skizzierten Finales von Bruckners Neunter vor. Der 1946 bei Landshut geborene, im vergangenen Jahr in Regensburg verstorbene Komponist formte daraus jedoch seine gut einstündige Fünfte. Als Aufnahmen mit dem BR-Symphonieorchester, dem ORF-Radio-Symphonieorchester Wien, dem Beethoven-Orchester Bonn und dem Deutschen Symphonie-Orchester Berlin liegen Winbecks Sinfonien nun komplett in einer Box vor (TYXart/Note 1). Die Erste von 1983 mit ihren brachialen Maschinenmusiken dirigiert Muhai Tang, die auf Trakl-Texten basierende Dritte Mathias Husmann. Die restlichen Einspielungen unter Davies präsentieren Winbeck als eindringlichen, handwerklich souveränen Symphoniker, der Komponieren immer als Auseinandersetzung mit Leben und Tod begriffen hat.
wmg.
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Eine Liedsammlung namens "Americana" (ACT/Edel Kultur) mit dem Stück "Brothers in Arms" beginnen zu lassen ist ein Coup, denn erstens hat wohl noch nie ein Jazzmusiker diesen Titel aufgenommen, und zweitens waren Dire Straits bekanntlich Briten. Der Schweizer Grégoire Maret braucht nur seine Mundharmonika und ein Klavier, um entsprechende Cinemascope-Welten zu öffnen. Im weiteren Verlauf des Albums hat er mit Bill Frisell dann genau den Gitarristen mit an Bord, der diese Klänge für den Jazz fruchtbar gemacht hat, folglich spielt Maret auch Songs, die Frisell einst schon mit dem Bassisten Thomas Morgan eingespielt hat (F.A.Z. vom 31. Juli 2017). Mit Jimmy Webbs "Wichita Lineman" holt Maret dann endlich auch einen Song ins Repertoire, der exakt zum Albumtitel passt. Einziger Schwachpunkt dieser grandiosen Platte ist Bon Ivers "Re: Stacks", das sich acht Minuten lang komatös dahinschleppt und schon im Original nicht besonders aufregend war.
roth
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Mitten in einer wispernden Musik des Zaubers, in welcher die Natur als Mysterium erlebt zu werden scheint, erhebt sich aus dem Orchester plötzlich eine Stimme. Es ist der Sopran von Roberta Alexander, die in wortlosen, aber betörenden Vokalisen alles noch rätselhafter werden lässt, was das Niederländische Radio-Sinfonieorchester unter der Leitung von Jac van Steen bislang in dieser cis-Moll-Symphonie von Julius Röntgen aus dem Jahr 1930 von sich gab. Die Interpreten wollen dieses Geheimnis auch gar nicht dem touristischen Genuss öffnen. Mit Scheu und Zartheit belassen sie dieser Musik den ihr eigenen Ernst. Diese Symphonie ist nur einer von vielen Schätzen einer Auswahl von Kammer-, Chor- und Orchestermusik auf zwei CDs (Brilliant Classics), die zeigen, wie Röntgen sich von einer warmherzigen, exzellenten Brahms-Nachfolge über die Auseinandersetzung mit Grieg und Nielsen in abenteuerliche Wildnis vorgearbeitet hat.
jbm.
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