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Produktdetails
  • Anzahl: 1 Audio CD
  • Erscheinungstermin: 1. April 2011
  • Hersteller: GOODTOGO / DOMINO RECORDS,
  • EAN: 5034202024927
  • Artikelnr.: 32980736
Trackliste
CD
1Future Starts Slow00:04:05
2Satellite00:04:13
3Heart Is A Beating Drum00:04:20
4Nail in my coffin00:03:32
5Wild charms00:01:14
6DNA00:04:32
7Baby says00:04:28
8The Last Goodbye00:03:41
9Damned If She Do00:03:52
10You Don't Own The Road00:03:22
11Pots And Pans00:04:35
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung

Tortenwurf des Schicksals

Eine Sängerin, die Tischtennis spielt, und ein Gitarrist, der Freundschaft mit einer Orgel schließt: Die Kills reiten im Pop-Rock-Galopp wieder durchs wilde Leben.

Der Spiegel kennt keine Gnade. "Looking in the mirror", singt Alison Mosshart in "The Heart Is a Beating Drum" und sieht: "a look of wild living, bound to crack". So muss aussehen, wer bei The Dead Weather Krawallbrüderschaft mit Jack White trank. Nach deren zwei Alben rustikaler Garagengeselligkeit kehrt die Amerikanerin nun zum Kerngeschäft zurück, dem Duo The Kills, in dem sie mit dem Engländer Jamie Hince seit "Keep on Your Mean Side" (2003) eine übernächtigte, sonnenscheue, manchmal mächtig dicktuerische Lauthörmusik spielte, die nüchtern nicht immer ganz so gut zu genießen war.

Reduziert und repetitiv, schien das Debüt auf derart smarte Art schlicht, dass The Kills bereits bei "No Wow" (2005) nur noch wie Nachahmer ihrer selbst klingen konnten. Auch drei Jahre später blieben Gitarre, Drum-Maschine und zwei Stimmen die Grundzutaten, doch diesmal ging es eher gen Club als in die Kaschemme: "Midnight Boom" war beatlastig und sprachlustig, assoziativ und albern.

"Blood Pressures", das neue Werk, entstand in Benton Harbor, Michigan, in den Key Club Studios an einem Mischpult, das einst für den Funkrocker Sly Stone gebaut wurde und über das Hince gern allerlei Anekdoten erzählt. Hince verteilte sieben Gitarrenverstärker in den Räumen, schloss Freundschaft mit einer Optigan-Orgel und unterlegte Lieder mit Tönen von Mossharts Tischtennisspiel, was irgendwie gut zum Gefühlspingpong der Platte passt, die geprägt wird vom Wechsel zwischen Tritt-in-den-Hintern-Trotz ("Nail in My Coffin") und Trennungstränen ("The Last Goodbye"), zwischen Liebe als Leidensweg ("Damned if She Do") und als Lebensglück ("Pots and Pans"). Gleich der wuchtig stampfende Auftakt "Future Starts Slow" bekennt sich zur Besessenheit. Die Single "Satellite" ist eine dunkel glühende Klage über gestörte Kommunikation und lässt "Old Man Fate" walten, während ein launenhaftes Schicksal in "DNA" Sinn für Slapstick zeigt und zum Tortenwurf ausholt: "Fate, with a single blow, has custard pied me now." Kennt man ja aus Stummfilmen.

Es sind solche Bilder und treffenden Kurzformeln, die "Blood Pressures" auszeichnen, wenn etwa, wie in "Damned if She Do", wenige Worte die beschädigten Figuren in ein neues - nicht unbedingt besseres - Licht rücken. Eine Sterbende sinnt nach über die Kette an Geliebten und das erfahrene Leid: "Some of them left no trace at all and some left her black and blue." Die zweite Strophe spiegelt die Struktur, gibt dem Satz aber ein anderes Gewicht: "Some of them left in one piece and some she damn near broke." Wer wollte da wagen, zu richten in den Schlachten der Liebe?

Liebe und Schicksal, Tränen und Trotz: Neu ist natürlich nicht viel. Das wissen die beiden wohl selbst; jedenfalls haben sie die rechte Antwort parat: "And you feel like you been here so many times before, it's not the door you're using, but the way you're walking through it." Nach dem Ritt durchs wilde Leben erreichen die Kills den Hof mit Mühe und Not, taumeln zur Tür mit trommelpochendem Herzen und gebrochenem Blick, treten aber mit Stil und Stolz ein - und mit ihrem besten Album bislang.

THORSTEN GRÄBE

The Kills,

Blood Pressures

Domino Records 249 (GoodToGo)

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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