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Produktdetails
Trackliste
CD
1Niemandsland00:08:07
2Once in a blue moon00:05:23
3We'll meet again00:06:27
4Soul on fire00:06:43
5Sinn ohne Worte00:05:01
6Caught in the circle00:08:34
7Over the horizon00:04:03
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 31.01.2004

Der pickt mit den Händen
Peter Finger liefert ein Meisterwerk auf der akustischen Gitarre

Der Folk, der Blues, die Country-Musik und allamerikanische Volks- und Kinderlieder waren die Quellen der Singer-Songwriter-Bewegung, die sich schon in den vierziger Jahren mit Woody Guthrie und Pete Seeger aufmachte, die Welt zu verändern. Die Gitarre, gut trag- und erlernbar, war ihr gegenständliches Symbol. In den Sechzigern, der ersten großen modisch und politisch aufwallenden Zeit des Genres, begann ihre Emanzipation weg von der schrummelnd dienenden Song-Begleitung zu einer neugierigen Entwicklung ihrer eigenen Möglichkeiten, die bekanntlich gerade bei diesem Instrument unendlich sind.

Der Amerikaner Stefan Grossman und der Engländer John Renbourn waren in dieser Zeit die herausragenden Gestalten, die das Gitarrenspiel verfeinerten und verselbständigten, bis sie die Gesangsbegleitung nicht mehr nötig hatten, wenn auch weiterhin praktizierten. Grossman hörte den Folk-Blues-Größen Reverend Gary Davis, Fred McDowell (auch der große Guru von Bonnie Raitt), Mississippi John Hurt, Skip James und Son House genauer zu und verdichtete deren Techniken zu einem neuen, kunstvollen Produkt. Renbourn, der exponierteste der sogenannten Soho-Gitarristen, holte Renaissance- und Barockmusik in seinen Wirkungskreis.

Auf dem Gipfel dieser Entwicklung steht, schier unerreichbar, der Verleger, Festivalveranstalter, Lehrer, Schallplattenproduzent und Gitarrist Peter Finger aus Osnabrück. Auf seiner neuen Solo-CD "Blue Moon" erblüht die besondere Geschichte der akustischen Gitarre zu einem Kunstwerk höchster Finesse, grandioser Vielfalt und unglaublicher Technik. Tief versonnene Balladen, Stücke wie Sonaten mit Folk-Erdung, schäumende Paraphrasen auf die Tricks der Country-Picker, Musik wie zu tröstlichen Märchenerzählungen, schrille Akkordrückungen, rasante Motorik, Impressionismus in rhythmisch schwebenden Rezitativen - das alles fließt organisch ineinander, auseinander, mit einer spannungsgeladenen Entfaltung der Spieltechnik, in der das feine Vibrato der Roma-Swinger, die Glissandi des Blues und verspielt überraschende Verzierungen vorkommen, die wie ein Temperamentsausbruch wirken, der sich gleich wieder scheu versteckt.

Die Staccato-Salven der Herren John McLaughlin und Paco de Lucia gibt's auch, aber ohne deren manchmal etwas selbstgefälligen Protz. Fast könnte man hier eine lässige Arroganz unterstellen, die das ehemals Unspielbare auf die Selbstverständlichkeit des mittlerweile zur Grundausstattung gehörenden Handwerks herunterspielt. Die Anschlags- und Klangkultur mit ihren Mattierungen und Legato-Effekten der hammer-on-Technik, bei der die linke Hand die Töne nicht nur greift, sondern auch spielt, sind von natürlichster Eleganz, was so selbstverständlich nicht ist, da Peter Finger durchwegs Picks - aus Kunststoff für den Daumen, aus Metall für die drei anderen Spielfinger der rechten Hand - verwendet. Alle Gefahren einer etwas unpersönlichen Härte dieser Spielweise hat Finger souverän gebannt. Ein Meister eben.

ULRICH OLSHAUSEN

Peter Finger, Blue Moon. Acoustic Music 319130924 (Zomba)

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