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Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 08.02.2013

Nie nur schummrig
Kuschel-Psychedeliker: Chromatismen der Soft Hills

Das Weiche, Zerfließende haben sie schon in ihrem Namen, diese "Soft Hills" aus Seattle, jener Stadt, in der sich die Gitarrenmusik in den späten achtziger Jahren noch einmal neu erfinden durfte. Seitdem hat sich irgendwie nicht mehr so viel getan: nur noch Epigonen nach Nirvana, nur noch Retrospektiven. Ein bisschen ist es so auch mit den Soft Hills. Schon ihr Album "The Bird Is Coming Down To Earth" riskierte einen tiefen Blick in den Rückspiegel der amerikanischen Musik, doch überzeugte es nicht wegen, sondern eher trotz seiner Nähe zu Neil Young. Vor allem, weil die Sicht auf diese Vergangenheit herrlich betrunken wirkte. Das Erdige, Schrundige ihres Vorbilds paarten Garrett Hobba, Brittan Drake, Randall Skrasek und Brett Massa mit einem sehr speziellen Pop-Verständnis, das gerne mal zwischen den Kontinenten springt.

Psychedelic-Pop britischer Prägung spiegelt sich auch in den Songs des neuen Albums "Chromatisms" wieder, genauso wie Einflüsse spleeniger Popmusik aus Amerika - etwa jene der schon 1991 aufgelösten Band Galaxy 500, deren Wirkung auf so viele Gruppen bis heute nicht überschätzt werden kann. Wie Thurston Moore von Sonic Youth scheinen auch die Mitglieder der Soft Hills große Galaxy-Fans zu sein, doch viel mehr noch schimmert aus diesen Songs: die phantastischen Kompositionen der Kinks etwa, die halligen Surfpop-Schmeicheleien der Beach Boys, der Chicagoer Post-Rock von The Sea & Cake. Das Verträumte steht hier gleich neben dem Eruptiven: Musik, aus so vielen Gegensätzen gemacht.

Auch wenn derzeit einige Bands ähnlich klingen - Grizzly Bear, die Fleet Foxes oder Band of Horses sind die Bekanntesten -, sind die vier bärtigen Harmonie-Sänger aus Seattle die vielleicht besten Folk-Rock-Kuschel-Psychedeliker, die man sich denken kann. Denn ihr Sound ist nie nur schummrig oder schlummrig, sondern auch stets: doppelbödig, verwirrend, verschroben, leiernd, sich ziehend, sich nach und nach auflösend. Diese Männer werden Berge vielleicht nicht versetzen, doch zumindest musikalisch so bearbeiten, dass der Hörer in ihnen versinken könnte. Ein schräges Bild? Vielleicht, aber eines, das zu dieser Musik passt. Man kann in diesen sanften Hügeln versinken, sich darin verlieren. In diesen Sounds aus E-Gitarre, Bass, Schlagzeug und Moog-Synthesizer, in diesen Texten über Vogelmenschen, die durch Zeiten reisen. Und man kommt nur schwer wieder heraus.

MARC PESCHKE

The Soft Hills, Chromatisms.

Tapete Records TR 248 (Indigo)

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