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Produktdetails
Trackliste
CD
1"Cielo e mar" (Act 2)00:05:15
2"La dolcissima effigie" (Act 1)00:02:09
3Recitativo & Aria: La Dea di tutti i cor! - Bella adorata incognita (Act 1)00:04:12
4Dai campi, dai prati (Act 1)00:02:33
5"Io conosco un giardino" (italienisch)00:02:01
6"Intenditi con Dio" (Act 3)00:05:01
7"Oh inferno" - "Sento avvampar" (Act 2)00:05:23
8Scena & Aria: Veleno # l'aura ch'io respiro! (Act 2)00:08:24
9Recitativo & Aria: Compita # omai - Fu celeste (Act 2)00:03:41
10L'anima ho stanca (Act 2)00:01:48
11"Il padre!" - "Tenda natal" (original version)00:04:41
12Giunto sul passo estremo (Epilogue)00:02:38
13Oh! fede negar potessi - Quando le sere (ZWEITER AKT)00:05:36
14L'ara, o l'avello apprestami (ZWEITER AKT)00:03:18
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 01.03.2008

Hardcover Deluxe Edition

Es kann nur als ein Signal heller Verzweiflung gewertet werden, wenn eine vornehme alte Klassikplattenfirma, die längst ihre Schätze zum Downloaden im Internet feilbietet, plötzlich damit anfängt, gebundene Bücher zu produzieren. Dieser Anachronismus von Fadenheftung, feinstem Kunstdruckpapier und Formaten, die jedes handelsübliche CD-Regal sprengen, fand zuerst Anwendung beim Verkaufschlager Cecilia Bartoli. Folgte der Verkaufsschlager Anna Netrebko. Jetzt feiert Rolando Villazón, der bislang von dem EMI-Ableger Virgin betreut wurde, seinen Wechsel zur Deutsche Grammophon mit einer solchen "Hardcover Deluxe Edition" in limitierter Auflage. Woraus zwingend folgt: Auch Villazón wird jetzt Verkaufsschlager.

Ein Ziel, das freilich nur zu erreichen ist, wenn zunächst die triumphale Wiederauferstehung des Tenors glückt, der sich im Sommer letzten Jahres einer Stimmkrise halber aus dem Geschäft zurückgezogen hatte. Die PR-Abteilung von Universal arbeitet daran wie verrückt. Das Veröffentlichungsdatum des neuen Villazón-Albums ist zwar erst der achte März, aber sein kulleräugiger Lausbubencharme strahlt uns schon an von den Covers (fast) aller Klassikmagazine. Laufend bekommt die Redaktion "Exklusiv"-Interviews angeboten mit "Enthüllungen" zum sensationellen "Comeback". Auch wir beeilen uns also, anzuzeigen: Dreizehn glitzernde, teils dramatische, teils lyrische Arien aus dem italienischen Belkanto-Repertoire singt Rolando Villazón auf seinem neuen Album "Cielo e mar" (DG 477 7224, im Vertrieb von Universal). Es sind Raritäten dabei wie die Romanze des Paolo aus "Fosca" von António Carlos Gomes, aber auch Bekanntes wie die Arie des Gabriele aus Verdis "Simon Boccanegra". Ein kluges Programm, und das begleitende Orchestra Sinfonica di Milano macht seine Sache hervorragend. Einzig die Frage, ob Villazón tatsächlich wieder zurück und bei Stimme ist, lässt sich mit dieser CD nicht beantworten: Produziert wurde sie nämlich im März 2007, unmittelbar vor Villazóns Verstummen.

Kein Wunder, dass erste Alarmzeichen der Krise dokumentiert sind. Kleine Eintrübungen auf Spitzentönen fallen auf, etwa in der Arie des Enzio aus Ponchiellis "Gioconda", fehlende Stütze bei den Fermaten, Registerbrüche beim Wechsel von der Mittellage in die Höhe. Hört man letzterschienene Aufnahme im Vergleich (Viva Villazón!, Virgin 505102, im Vertrieb der EMI), fällt auch auf, dass neuerdings die Kraft zum Modulieren fehlt, zum leisen Ansetzen. Und einige Male gibt es deutliche Hilfsaktionen, sei es seitens des Orchesters, das die Stimme beim Finalton kaschiert, sei es seitens der Aufnahmetechnik, die ein bisserl manipuliert bei problematischen Stellen. Die großen Vorzüge dieses Ausnahme-Tenors sind zwar immer noch vorhanden: Das leidenschaftliche Sichverströmen, die trompetenstarke Attacke, der sich veräußernde Gefühlsüberschwang (bei manchen Konsonanten hört man schier, wie das Mikrophon nass wird). Doch ist jede der winzigen Brüchigkeiten eigentlich eine rote Ampel.

Von Villazóns Wiener Auftritt im Februar als "Werther" wurde Gemischt-Meliertes berichtet, bei Verdis Requiem neulich in Berlin fiel Zurückhaltung auf. Ein Pavarotti ist er (noch) nicht. Und wird auch keiner werden, wenn er sich nicht unabhängig macht von der ratternd rundlaufenden PR-Maschine, die uns suggerieren will, dass alles in Ordnung ist, solange nur munter weitergesungen wird.

ELEONORE BÜNING

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