Produktdetails
- Anzahl: 1 Audio CD
- Erscheinungstermin: 28. September 2007
- Hersteller: 375 Media GmbH / TOO PURE/BEGGARS GROUP / INDIGO,
- EAN: 0644918020622
- Artikelnr.: 23068115
- Herstellerkennzeichnung
- Beggars UK Ltd.
- 375 Media GmbH
- Schachthofstraße 36a
- 21079 Hamburg
- 375media.com
CD | |||
1 | The Lord Hates A Coward | 00:03:34 | |
2 | Plague Of Onces | 00:03:03 | |
3 | Fingers Become Thumbs! | 00:01:50 | |
4 | Manchasm | 00:03:54 | |
5 | Fuck The Countryside Alliance | 00:02:06 | |
6 | My Gymnastic Past | 00:02:30 | |
7 | Suddenly It's A Folk Song | 00:02:55 | |
8 | Kept By Bees | 00:01:54 | |
9 | Small Bones Small Bodies | 00:02:22 | |
10 | Wrigley Scott | 00:02:06 | |
11 | Real Men Hunt In Packs | 00:03:27 | |
12 | Team:Seed | 00:01:19 | |
13 | Adeadenemyalwayssmellsgood | 00:03:02 | |
14 | The Contrarian | 00:03:09 |
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 09.02.2008Kauft britisch, hört walisisch
Nachdem er seine Arbeit mit der walisischen Band Mclusky beendet hatte, sprach Independent-Starproduzent Steve Albini einst, so will es die Überlieferung: Dies sei die einzige britische Band, die sich anzuhören lohne. Und nun kann man ja, wenn man solches liest, einen Moment lang in sich gehen und nachdenken über Leute, die ihre eigene Arbeit loben, man kann auch meditieren über die Zulässigkeit von Pauschalurteilen und kann im Geiste Herrn Albini einen zarten Verweis erteilen. Sein Wort aber bleibt hängen, und das ist es, was einen dann in Wirklichkeit beschäftigt: Warum ist es eigentlich so, dass britischer Rock auf seltsame Weise beinahe immer so brav und uninspiriert klingt?
Großbritannien ist, wir wollen jetzt auch mal was behaupten, eine Wahrnehmungsfalle: Viel zu groß ist die Pop-Bewusstseinsindustrie für ein Land von so bescheidenem Umfang, und seit Beatles und Stones den Weltanspruch des gesunkenen Empires wiederaufrichten konnten, ist Pop in Großbritannien erstens eine nationale Angelegenheit und zweitens eine scheinbar realistische Berufsoption für junge Menschen: Schnell rückt jede Band, die in Londoner Clubs mal zwei Akkorde getroffen hat und interessante Frisuren trägt, in den Fokus der Aufmerksamkeit, für den Moment, und leider klingt die Musik dann fast immer auch so: gefällig und nicht zu eigensinnig. Großbritannien ist, was den Pop angeht, das Zentrum der Mode. Punkrock wurde hier erfolgreich vermarktet, Rave kam und ging dann schnell auch wieder; Hip-Hop wurde für den weißen Massenmarkt aufbereitet; aus Großbritannien kamen gutbürgerliche Erfolgsmodelle wie Phil Collins, Sting, Peter Gabriel, die Spice Girls, Blur und Oasis - derweil jeder Aufbruch anderswo stattfand: Soul, Blues, Rock, Disco, Grunge, Hip-Hop, Techno, you name it. Die Briten ließen höchstens mal die neuesten Erkenntnisse ihrer Kunsthochschüler mit einfließen, und keine Zeitung blieb im Probenraum ungelesen. Mclusky aber, die große Ausnahme, ist nicht mehr.
Dafür haben sich nun Future of the Left die Gitarren umgeschnallt, das Drumset gesattelt und den Bass tiefergehängt - ein Glück aber auch! Denn nicht nur kommen sie aus dem etwas abseitigeren Wales und haben ihren Produzenten von ebendort - sie sind auch noch zu zwei Dritteln Mclusky. Bandchef Andy Falkous und Trommler Jack Egglestone haben einen neuen Bassisten ausgebuddelt, und nun kann es wieder losgehen; kein Rechts und kein Links gibt es auf ihrer Platte "Curses", keine Rezeptionsfalle, die nicht entschlossen umgetreten würde (Beggars Group 905312, Vertrieb Indigo). Diese Herren lauschen als Erstes, Zweites und Drittes: auf ihre Instrumente. Wie macht der Bass ein Brummen im Bauch? Wie treibt und berauscht das Schlagzeug, ohne zu nerven? Wie fügen wir die schrill-sparsame Gitarre und den semihysterischen Gesang so ein, dass sie mit der dunkel wummernden Rhythmussektion berückend harmonieren? Future of the Left knüppeln den Weltgeist aus den Saiten, der sich auf Baumwollfeldern eröffnete, und es scheint, was selten scheint: Sie würden es auch tun, wenn niemand es hörte.
KLAUS UNGERER
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Nachdem er seine Arbeit mit der walisischen Band Mclusky beendet hatte, sprach Independent-Starproduzent Steve Albini einst, so will es die Überlieferung: Dies sei die einzige britische Band, die sich anzuhören lohne. Und nun kann man ja, wenn man solches liest, einen Moment lang in sich gehen und nachdenken über Leute, die ihre eigene Arbeit loben, man kann auch meditieren über die Zulässigkeit von Pauschalurteilen und kann im Geiste Herrn Albini einen zarten Verweis erteilen. Sein Wort aber bleibt hängen, und das ist es, was einen dann in Wirklichkeit beschäftigt: Warum ist es eigentlich so, dass britischer Rock auf seltsame Weise beinahe immer so brav und uninspiriert klingt?
Großbritannien ist, wir wollen jetzt auch mal was behaupten, eine Wahrnehmungsfalle: Viel zu groß ist die Pop-Bewusstseinsindustrie für ein Land von so bescheidenem Umfang, und seit Beatles und Stones den Weltanspruch des gesunkenen Empires wiederaufrichten konnten, ist Pop in Großbritannien erstens eine nationale Angelegenheit und zweitens eine scheinbar realistische Berufsoption für junge Menschen: Schnell rückt jede Band, die in Londoner Clubs mal zwei Akkorde getroffen hat und interessante Frisuren trägt, in den Fokus der Aufmerksamkeit, für den Moment, und leider klingt die Musik dann fast immer auch so: gefällig und nicht zu eigensinnig. Großbritannien ist, was den Pop angeht, das Zentrum der Mode. Punkrock wurde hier erfolgreich vermarktet, Rave kam und ging dann schnell auch wieder; Hip-Hop wurde für den weißen Massenmarkt aufbereitet; aus Großbritannien kamen gutbürgerliche Erfolgsmodelle wie Phil Collins, Sting, Peter Gabriel, die Spice Girls, Blur und Oasis - derweil jeder Aufbruch anderswo stattfand: Soul, Blues, Rock, Disco, Grunge, Hip-Hop, Techno, you name it. Die Briten ließen höchstens mal die neuesten Erkenntnisse ihrer Kunsthochschüler mit einfließen, und keine Zeitung blieb im Probenraum ungelesen. Mclusky aber, die große Ausnahme, ist nicht mehr.
Dafür haben sich nun Future of the Left die Gitarren umgeschnallt, das Drumset gesattelt und den Bass tiefergehängt - ein Glück aber auch! Denn nicht nur kommen sie aus dem etwas abseitigeren Wales und haben ihren Produzenten von ebendort - sie sind auch noch zu zwei Dritteln Mclusky. Bandchef Andy Falkous und Trommler Jack Egglestone haben einen neuen Bassisten ausgebuddelt, und nun kann es wieder losgehen; kein Rechts und kein Links gibt es auf ihrer Platte "Curses", keine Rezeptionsfalle, die nicht entschlossen umgetreten würde (Beggars Group 905312, Vertrieb Indigo). Diese Herren lauschen als Erstes, Zweites und Drittes: auf ihre Instrumente. Wie macht der Bass ein Brummen im Bauch? Wie treibt und berauscht das Schlagzeug, ohne zu nerven? Wie fügen wir die schrill-sparsame Gitarre und den semihysterischen Gesang so ein, dass sie mit der dunkel wummernden Rhythmussektion berückend harmonieren? Future of the Left knüppeln den Weltgeist aus den Saiten, der sich auf Baumwollfeldern eröffnete, und es scheint, was selten scheint: Sie würden es auch tun, wenn niemand es hörte.
KLAUS UNGERER
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main