Handgemachte, akustische Musik des 17 Hippies Mitglieds. Mit Rock'n'Roll, Skiffle und Beat ging es los für den in den frühen Fünfzigern geborenen Berliner Steppke Lüül alias Lutz Ulbrich. Es folgten Avantgarde mit der Band Agitation Free, Psychedelia und Elektronik mit Ash Ra Tempel und schließlich die Neue Deutsche Welle mit Lüül. Seit Mitte der Neunziger gibt es das Salonorchester 17 Hippies, aus dessen hartem Kern Lüül nicht mehr wegzudenken ist. Man kann auf "Damenbesuch" deutlich die Echos der Neuen Deutschen Welle wahrnehmen, der Psychedelia und selbst des Beat. Er weiß Erich Mühsam oder Klabund nicht nur zu lesen, sondern auch zu vertonen und sogar trefflich vorzutragen. Auf dem Album zu hören sind die Geigerin Kerstin und Akkordeonist Kruisko, die Lüül bis zu 100 mal jährlich und öfter bei Konzerten der 17 Hippies an seiner Seite hat. Chris Dehler, der bei Lüüls Auftritten mit Didgeridoo und Maultrommel mit von der Partie ist, war auch bei den Aufnahmen dabei. Und dass sich bei den Studioterminen für "Damenbesuch" auch zahlreiche weitere der 17 Hippies die Klinke in die Hand gaben, versteht sich von selbst. Gemeinsam ist ihnen allen die Liebe zu lebendiger handgemachter akustischer Musik, die trotzdem kraftvoll ist und die Schmiss, Charme und Überzeugungskraft hat.
CD | |||
1 | Kalalau Trail | 00:06:45 | |
2 | Untergang | 00:04:36 | |
3 | Romanze | 00:04:51 | |
4 | For You | 00:04:49 | |
5 | Die rote Andrea | 00:04:35 | |
6 | Cherry Road Woman | 00:05:14 | |
7 | Verliebt in Du | 00:03:48 | |
8 | Ballade | 00:03:29 | |
9 | Neulich im Puff | 00:05:51 | |
10 | Du bist der Wald | 00:03:37 | |
11 | Auf dem Vulkan | 00:06:42 | |
12 | Mach das Leben schön | 00:02:57 |
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 24.07.2004Herzensbeat
Lüül reist weit und empfängt auch noch Damenbesuch
Da ist viel Sehnsucht drin, die Sehnsucht nach fremden Orten, nach unbegangenen Pfaden, nach dem Fremden. Schon beim ersten Stück seines neuen Albums nimmt uns Lutz Ulbrich, der sich "Lüül" nennt, mit auf den Weg durch den "Kalalaul Trail": "Klar wir sind uns einig, wollen ins Paradies. Doch der Weg ist steinig und das Wetter mies." Man muß also marschieren, durch den Regen, durch Blitz und Donner, durch den Dschungel und über diese Riesenberge. Dazu schunkeln Akkordeon, Banjo und Teufelsgeige im drohenden Reggaetakt - und man merkt schon: Diese Reise wird ewig dauern.
Nur wenige deutsche Bands können das: gleichzeitig nach New Orleans, Arizona, Alpenglühen und Werweißwo klingen, Sehnsuchtsmomente in weltumspannende Musik gießen: "Element Of Crime" sind solche, "Ich schwitzte nie" vielleicht, die "No Goods" oder ebenjener Sänger und Banjospieler Lutz Ulbrich, der schon 1979 mit Nico und John Cale auf der Bühne des New Yorker CBGB's stand, sonst bei den "17 Hippies" spielt und jetzt sein fünftes Soloalbum vorgelegt hat. Doch wie weit die Reise führt, das ist noch nicht heraus. Denn der "Untergang" kommt vielleicht doch schneller als erwartet. Schon das zweite Stück, noch so ein rasanter Akkordeon-Trompeten-Ska, mahnt als nicht enden wollende Wortkanonade zur Eile. Denn der Untergang kommt bestimmt. Doch keine Sorge, selten klang das Ende der Welt so schmissig wie bei "Lüül".
Diese Reise führt nicht ins Herz der Finsternis oder in traurige Tropen. Überall, wo Ulbrich seine Nase hineinsteckt, ob in der Poststation Bornkrug, wo die Jäger saufen, in Pennsylvania, in Chelsea oder auf dem Vulkan, überall findet er diesen hüpfenden Rhythmus, diesen dringlichen Herzensbeat, der alle Wolken mit dicken, fröhlichen Wangen wegbläst. Dann scheint die Sonne wieder - Zeit, sich auf den Weg zu machen.
MARC PESCHKE.
Lüül, Damenbesuch. Groundsound 49512 (Indigo)
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Lüül reist weit und empfängt auch noch Damenbesuch
Da ist viel Sehnsucht drin, die Sehnsucht nach fremden Orten, nach unbegangenen Pfaden, nach dem Fremden. Schon beim ersten Stück seines neuen Albums nimmt uns Lutz Ulbrich, der sich "Lüül" nennt, mit auf den Weg durch den "Kalalaul Trail": "Klar wir sind uns einig, wollen ins Paradies. Doch der Weg ist steinig und das Wetter mies." Man muß also marschieren, durch den Regen, durch Blitz und Donner, durch den Dschungel und über diese Riesenberge. Dazu schunkeln Akkordeon, Banjo und Teufelsgeige im drohenden Reggaetakt - und man merkt schon: Diese Reise wird ewig dauern.
Nur wenige deutsche Bands können das: gleichzeitig nach New Orleans, Arizona, Alpenglühen und Werweißwo klingen, Sehnsuchtsmomente in weltumspannende Musik gießen: "Element Of Crime" sind solche, "Ich schwitzte nie" vielleicht, die "No Goods" oder ebenjener Sänger und Banjospieler Lutz Ulbrich, der schon 1979 mit Nico und John Cale auf der Bühne des New Yorker CBGB's stand, sonst bei den "17 Hippies" spielt und jetzt sein fünftes Soloalbum vorgelegt hat. Doch wie weit die Reise führt, das ist noch nicht heraus. Denn der "Untergang" kommt vielleicht doch schneller als erwartet. Schon das zweite Stück, noch so ein rasanter Akkordeon-Trompeten-Ska, mahnt als nicht enden wollende Wortkanonade zur Eile. Denn der Untergang kommt bestimmt. Doch keine Sorge, selten klang das Ende der Welt so schmissig wie bei "Lüül".
Diese Reise führt nicht ins Herz der Finsternis oder in traurige Tropen. Überall, wo Ulbrich seine Nase hineinsteckt, ob in der Poststation Bornkrug, wo die Jäger saufen, in Pennsylvania, in Chelsea oder auf dem Vulkan, überall findet er diesen hüpfenden Rhythmus, diesen dringlichen Herzensbeat, der alle Wolken mit dicken, fröhlichen Wangen wegbläst. Dann scheint die Sonne wieder - Zeit, sich auf den Weg zu machen.
MARC PESCHKE.
Lüül, Damenbesuch. Groundsound 49512 (Indigo)
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main