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Produktdetails
Trackliste
CD
1Honest With You00:06:46
2The Truth00:06:52
3Empty00:07:16
4World Disappears00:06:35
5Sometime00:06:19
6This Time00:06:15
7Others00:04:55
8Hear This00:07:02
9Common Sense00:06:25
10Details00:07:30
11Bring Me Closer00:07:00
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 16.07.2005

Junkie Sartre
Elektropop: Richard Davis wandelt Reibung in Wärme um

Die elektronische Musik ist ein Bereich, in dem ein Heer von kreativen Köpfen an mehr oder weniger interessanten Projekten wurschtelt. Folglich sind die Hierarchien niedrig ("Ey, du, sag mal . . ."), die Auflagen und Gewinnspannen, sofern letztere überhaupt vorhanden sind, aber ebenso. Was tun? Wegziehen aus London, Paris oder San Francisco mit diesen unerschwinglichen Mietpreisen und hinein in eine großzügige Altbauwohnung in Berlin. Richard Davis aus London zählt zu den Menschen, die aufatmeten, als sie nach Berlin kamen, und hat nun "Details" veröffentlicht, ein monumentales Statement zur Verschmelzung von House und Pop. Seiner großen Liebe, der Malerin Astrid Küver, gelten die Liebeslieder "The Truth" und "Sometime".

Richard Davis kann sich jetzt völlig der Musik widmen. Hatte er in England in Bands Gitarre und Baß gespielt, wendet er sich in Deutschland elektronischer Musik zu. Vielleicht noch von Heimatklängen beeinflußt, produzierte er ein vergessenes Drum-'n'-Bass-Album. Dann veröffentlichte er unter dem wahrhaft unvergeßlichen Pseudonym "Junkie Sartre" einige Maxis auf deutschen Elektronik-Labels, ziemlich geraden, recht minimalen House. Unterscheidungsmerkmale sind allerdings schon zu dieser Zeit der warme, pumpende Baß, warme Keyboard-Harmonien sowie der konsequente Einsatz von Stimm-Samples.

Mit seinem letzten Album "Safety" erzielte Richard Davis einen internationalen Achtungserfolg und profilierte sich selbst als Sänger. Er versteht es insbesondere, seine Stimme voll spröder Lässigkeit so über die Stücke zu legen, daß diese zwar ergreifend ("deep"), aber nicht kitschig ("cheesy") klingen. Nach der Zusammenarbeit mit dem Elektronik-Duo Swayzak stehen Richard Davis schließlich die Türen bei den inzwischen etwas etablierteren Berliner Label-Pionieren von kitty-yo offen.

Bei "Details" setzt Richard Davis noch mehr auf Komposition: Spätestens jetzt sollte man nicht mehr - wie in der elektronischen Musik üblich - von Tracks, sondern von Songs sprechen. Eingängige Gesangslinien und fließende Arrangements führen durch das Album. Dabei gelingt es Richard Davis jedoch, die Club-Tauglichkeit der Stücke zu bewahren. Die feinfühlig und vielfältig aufbereitete Tanzrhythmik wird hier als Rahmen verstanden, der für Melodie und atmosphärische Elemente Freiheiten schafft. Im hervorragenden "Common Sense" gibt es durchaus Rock-Verwandtes, während in "World Disappears" ein zunächst nicht zu interpretierender, poröser Klangteppich zuletzt treibende Qualitäten entwickelt. Auf "Details" gibt Richard Davis seinem Hang zur großen Geste nach. Tatsächlich schwimmt der Hörer durch einen anhaltenden Strom reichhaltiger Orchestrierung. Als wiederkehrendes Element unterstreicht das Cello von Anna Stark die in vielen Stücken mitschwingende Schwermut auf das angenehmste.

Richard Davis verdient Respekt. Auf diesem Album kombiniert er erfolgreich House mit den Melodie- und Kompositionsqualitäten seiner Pop-Favoriten aus den letzten vier Jahrzehnten "Beach Boys", "Human League", "Talk Talk". Wer Reibungsverluste befürchtet, findet diese in Wärmeenergie verwandelt. Denn die Refrains summen im Kopf weiter. Und wenn Richard Davis sagt, er mache trotz leicht melancholischer Anklänge und Songschreiber-Anspruch Tanzmusik, weil er gerne in seinem Studio herumhüpfe, können wir dies auch für die Außenwirkung bis zu einem Grad bestätigen.

OLIVER ILAN SCHULZ

Richard Davis, Details. Intergroove/Pias KYO5098 (kitty-yo)

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