Produktdetails
- Anzahl: 1 Vinyl
- Erscheinungstermin: 29. Dezember 2017
- Hersteller: 375 Media GmbH / TAPETE / INDIGO,
- EAN: 4047179531719
- Artikelnr.: 49495143
- Herstellerkennzeichnung
- Tapete Musik e.K.
- Stahltwiete 10
- 22761 Hamburg
- http://www.tapeterecords.de/
LPCD 1 | |||
1 | Sag Sarah | 00:02:58 | |
2 | Martha | 00:03:41 | |
3 | Aber nie ganz | 00:04:21 | |
4 | Leben ist Liebe | 00:04:49 | |
5 | Der Minister | 00:03:23 | |
6 | Ich werde alt | 00:02:58 | |
7 | Die blaue Küche | 00:03:51 | |
8 | Tunnelhausen | 00:03:48 | |
9 | Ein Film über uns | 00:04:35 | |
10 | Die Zukunft liegt im Schlaf | 00:03:44 | |
LPCD 2 | |||
1 | Sag Sarah | 00:02:58 | |
2 | Martha | 00:03:41 | |
3 | Aber nie ganz | 00:04:21 | |
4 | Leben ist Liebe | 00:04:49 | |
5 | Der Minister | 00:03:23 | |
6 | Ich werde alt | 00:02:58 | |
7 | Die blaue Küche | 00:03:51 | |
8 | Tunnelhausen | 00:03:48 | |
9 | Ein Film über uns | 00:04:35 | |
10 | Die Zukunft liegt im Schlaf | 00:03:44 |
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 02.07.2011Darf Folk auch lustig sein?
Wer bei Folksongs an ernste Protestlieder denkt, übersieht eine mindestens ebenso wichtige Komponente der Folktradition: die Belustigung. Schon beim frühen Woody Guthrie kam der Humor nie zu kurz, selbst wenn es um beschwerliche Autofahrten von hungrigen und bettelarmen Dustbowl-Flüchtlingen auf dem Weg zur Westküste ging: Auf einmal kommt da eine Haarnadelkurve, und schwuppdiwupp fliegen die Gepäckstücke und die ganze Oklahomafamilie durch die Luft, und was ist das lustig, obwohl es doch eigentlich gar nicht zum Lachen ist! Ein wohl typischer Fall von "comic relief", der komischen Lösung einer ernsten Situation.
Wie stark auch die deutschsprachige Liedermachertradition vom Spaß geprägt ist, konnte man in den vergangenen Jahrzehnten leicht übersehen. Vorbei schien die Zeit von Reinhard Meys vielstrophigen, zungenbrecherischen Songs über Biederkeit und Bürokratie, fast vergessen die Autobahnkarambolagen des jungen Mike Krüger. Neuerdings knüpfen jedoch einige an diese Tradition wieder an: Der ehemalige Sänger der Stuttgarter Hip-Hop-Gruppe Freundeskreis, Max Herre, hat im vergangenen Jahr auf seinem Album "Ein geschenkter Tag" besonders im Titelstück mit der lustigen Langstrophe experimentiert. Francesco Wilking nun hat mit seinem ersten Soloalbum einen Ausbruch aus seiner Band Tele gewagt, der als klares Bekenntnis zum leicht absurden Folk-Talking-Song gelten kann: "Ein Mann steht vor meiner Wohnung, klingelt, ich lass ihn rein / Er arbeitet bei Lidl, hat ein Büro für sich allein."
Diese Platte heißt sympathisch-doppeldeutig "Die Zukunft liegt im Schlaf" (Tapete Records/Indigo) und ist das Ergebnis einer jahrelangen Ideenschnipsel-Sammlung ihres Schöpfers. Wie schon bei Max Herre ist die Musik bei Wilking so deutlich aus den siebziger Jahren zitiert, dass man eher von Hommage als von Plagiat sprechen sollte - was soll man auch machen, ist doch die Instrumentierung und Klangtechnik von, sagen wir, James Taylor oder Jim Croce bis heute unübertroffen. Wenn ein Werk mit der Zeile "Sag Sarah, alles wird gut" beginnt, kann es schon nicht mehr ganz schlecht werden. Stellenweise erreicht Wilking dann textlich eben jene frühe Reinhard-Mey-Qualität, bei der trotz Trinklied-Atmosphäre doch eine gewisse Distanz selbst zu den besten Freunden gewahrt wird, besonders wenn sie komische Mitbringsel zum Geburtstag anschleppen: "Ich mache das Geschenk auf, es ist elektrisch und sehr laut" - das muss jedem eingeschworenen Fan hölzerner Instrumente ein Graus sein. "Keine Ahnung, was das war / Ich bin'n bisschen weg, ich bin'n bisschen da" heißt es dann im Refrain, wiederum ein Plädoyer für die Unentschiedenheit also, und so verhält es sich dann auch mit einer anderen Textstelle, bei der nicht ganz klar ist, ob es "Blutwunder", oder "Blumenwunder von Freiburg" heißen muss. Francesco Wilking ist wohl Letzteres.
JAN WIELE
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Wer bei Folksongs an ernste Protestlieder denkt, übersieht eine mindestens ebenso wichtige Komponente der Folktradition: die Belustigung. Schon beim frühen Woody Guthrie kam der Humor nie zu kurz, selbst wenn es um beschwerliche Autofahrten von hungrigen und bettelarmen Dustbowl-Flüchtlingen auf dem Weg zur Westküste ging: Auf einmal kommt da eine Haarnadelkurve, und schwuppdiwupp fliegen die Gepäckstücke und die ganze Oklahomafamilie durch die Luft, und was ist das lustig, obwohl es doch eigentlich gar nicht zum Lachen ist! Ein wohl typischer Fall von "comic relief", der komischen Lösung einer ernsten Situation.
Wie stark auch die deutschsprachige Liedermachertradition vom Spaß geprägt ist, konnte man in den vergangenen Jahrzehnten leicht übersehen. Vorbei schien die Zeit von Reinhard Meys vielstrophigen, zungenbrecherischen Songs über Biederkeit und Bürokratie, fast vergessen die Autobahnkarambolagen des jungen Mike Krüger. Neuerdings knüpfen jedoch einige an diese Tradition wieder an: Der ehemalige Sänger der Stuttgarter Hip-Hop-Gruppe Freundeskreis, Max Herre, hat im vergangenen Jahr auf seinem Album "Ein geschenkter Tag" besonders im Titelstück mit der lustigen Langstrophe experimentiert. Francesco Wilking nun hat mit seinem ersten Soloalbum einen Ausbruch aus seiner Band Tele gewagt, der als klares Bekenntnis zum leicht absurden Folk-Talking-Song gelten kann: "Ein Mann steht vor meiner Wohnung, klingelt, ich lass ihn rein / Er arbeitet bei Lidl, hat ein Büro für sich allein."
Diese Platte heißt sympathisch-doppeldeutig "Die Zukunft liegt im Schlaf" (Tapete Records/Indigo) und ist das Ergebnis einer jahrelangen Ideenschnipsel-Sammlung ihres Schöpfers. Wie schon bei Max Herre ist die Musik bei Wilking so deutlich aus den siebziger Jahren zitiert, dass man eher von Hommage als von Plagiat sprechen sollte - was soll man auch machen, ist doch die Instrumentierung und Klangtechnik von, sagen wir, James Taylor oder Jim Croce bis heute unübertroffen. Wenn ein Werk mit der Zeile "Sag Sarah, alles wird gut" beginnt, kann es schon nicht mehr ganz schlecht werden. Stellenweise erreicht Wilking dann textlich eben jene frühe Reinhard-Mey-Qualität, bei der trotz Trinklied-Atmosphäre doch eine gewisse Distanz selbst zu den besten Freunden gewahrt wird, besonders wenn sie komische Mitbringsel zum Geburtstag anschleppen: "Ich mache das Geschenk auf, es ist elektrisch und sehr laut" - das muss jedem eingeschworenen Fan hölzerner Instrumente ein Graus sein. "Keine Ahnung, was das war / Ich bin'n bisschen weg, ich bin'n bisschen da" heißt es dann im Refrain, wiederum ein Plädoyer für die Unentschiedenheit also, und so verhält es sich dann auch mit einer anderen Textstelle, bei der nicht ganz klar ist, ob es "Blutwunder", oder "Blumenwunder von Freiburg" heißen muss. Francesco Wilking ist wohl Letzteres.
JAN WIELE
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main