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Komisch und verspielt verkündet Stereo Total nur eins: "Musik ist unsere Freundin". Nach dem Welterfolg von "Musique Automatique" gewährt uns das Berliner Duo Stereo Total mit "Do The Bambi" einen neuen Einblick in seine musikalischen Seelenzustände. Mal wütend, mal in herrlicher Diskolaune, erschreckend scharfsinnig oder außer sich vor Liebe. 19 Stücke, in ihrer Essenz treu zum Eklektizismus, der die Magie dieser Band ausmacht. Komisch, nicht rührselig, spielerisch verkünden Stereo Total nur eins: "Musik ist unsere Freundin". Die Play-Guitar-&-Synthesizer-For-The-Children-Melodien von Brezel…mehr

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Produktbeschreibung
Komisch und verspielt verkündet Stereo Total nur eins: "Musik ist unsere Freundin". Nach dem Welterfolg von "Musique Automatique" gewährt uns das Berliner Duo Stereo Total mit "Do The Bambi" einen neuen Einblick in seine musikalischen Seelenzustände. Mal wütend, mal in herrlicher Diskolaune, erschreckend scharfsinnig oder außer sich vor Liebe. 19 Stücke, in ihrer Essenz treu zum Eklektizismus, der die Magie dieser Band ausmacht. Komisch, nicht rührselig, spielerisch verkünden Stereo Total nur eins: "Musik ist unsere Freundin". Die Play-Guitar-&-Synthesizer-For-The-Children-Melodien von Brezel Göring sind speedig und zerrissen, das zerbrechliche puppenhafte an Françoise Cactus' Stimme gehorcht zu gern einem tobenden "noisy" Rhythmus. Rock'n'Roll will never die! Und hören wir die Lyrics, ist dort die Traurigkeit à la Sagan, die Wut à la Godard, und der Kummer der Liebe flirtet stets mit ihrem Glück. Und wie erklären uns Stereo Total selbst ihr Album? "Nach dem Cover zu urteilen ist es eine Mischung aus Kitsch und Kaputtsein. Die Platte beschäftigt sich intensiv mit Filmgeschichte und Liebessehnsucht. "Do The Bambi" bedeutet soviel wie "Zeig deine schönen Augen unter deinen langen Wimpern und rette mich aus dem Inferno meines Egos und der tristen gemeinen Welt!". Was die Band während all dieser Aufnahmen dachte: "Die Platte wird besser, wenn man jedes Lied mitpfeifen kann". Die Standard-CD Version enthält den Extra Track "Partymädchen gefoltert".
Trackliste
CD
1Babystrich00:02:42
2Do The Bambi00:03:23
3Ich bin nackt00:02:39
4Cinemania00:02:26
5Vive le Week-End00:02:50
6Das erste Mal00:03:45
7La douce humanite00:03:24
8Les lapins00:02:24
9Hunger!00:02:51
10Ne m'apelle pas ta biche00:01:54
11Orange mecanique00:02:43
12Tas de tole00:02:55
13Europa neurotisch00:02:33
14PartymAdchen gefoltert00:01:58
15Cannibale00:02:51
16Helft mir00:02:38
17Mars Rendez-Vous(With JACNO)00:03:49
18Troglodyten00:03:05
19Chelsea Girls00:03:02
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.02.2005

Das erste Mal
"Stereo Total" experimentiert mit ernsten Tönen auf neuem Terrain

Von der Einführung einer Radioquote für deutschsprachige Musik würden sie wohl kaum profitieren. Seit 1995 ihr erstes Album erschien, ist die Musik des Berliner Duos Françoise Cactus und Brezel Göring, die mit Protagonisten der Elektropopszene wie Angie Reed und Felix Kubin unter dem Namen "Stereo Total" auftreten, durch parodistische Hybridisierung der Nationalsprachen gekennzeichnet. Ihre Klassiker wie "Dactylo Rock" oder "Schön von hinten" beziehen ihren Sprachwitz aus der Französisierung des Deutschen, das den oft boshaften Texten einen koketten Charme verleiht. Die alle Erfordernisse von Reim und Rhythmus ignorierende Übersetzung französischer Chansons führt, etwa in "Ach ach Liebling", der Verdeutschung eines Françoise-Hardy-Songs, zu grotesken Effekten. Mitunter singt Françoise Cactus sogar japanisch oder türkisch und covert Stücke von Vanessa Paradis oder Salt-n-Pepa, denen sie den unvergleichlichen Reiz des Imperfekten verleiht.

Bei alldem sind "Stereo Total" stets der Ästhetik ihres Vorbilds Serge Gainsbourg treu geblieben, der ebenfalls ein Eklektizist war und die Lässigkeit der Popkultur gegen den Anspruch an Wahrheit und Tiefsinn ausspielte. Erst in den vergangenen Jahren scheint dem Duo aufgegangen zu sein, daß die bislang kultivierte Mischung aus Dilettantismus und Oberflächenkult der gesellschaftlichen Wirklichkeit nur bedingt gerecht wird. Françoise Cactus beteiligte sich plötzlich an einem Performance-Abend über "Die Kinder vom Bahnhof Zoo" und thematisierte in ihren künstlerischen Arbeiten, die im vergangenen Jahr in Berlin zu sehen waren, den Zusammenhang von Kinderliebe, Reinheitsfanatismus und Pornographie.

Einiges Material aus diesen Projekten ist in das neue Album "Do the Bambi" eingegangen, und wer sich der Anstrengung unterzieht, die durchaus sperrige Platte mehrfach zu hören, erkennt in der neuen Orientierung an ernsteren Tönen die ästhetische Folgerichtigkeit. Die Begeisterung für Medienklischees und popkulturelle Schnittmuster, für Mode, Schminke, Design und Puppen hat "Stereo Total" schon früh zur Auseinandersetzung mit dem französischen "Girl Pop" der sechziger Jahre geführt, der in den Liedern von Brigitte Bardot oder France Gall unverblümt die Dialektik von Kitsch und Pornographie zum Thema gemacht hat. Insofern ist es konsequent, wenn das neue Album mit der Eingangsnummer "Babystrich" die Verfilzung der Diskoszene mit dem Prostitutionsmilieu vor Augen führt oder in "Partymädchen gefoltert" und "Das erste Mal" das perverse Interesse an der statistischen Erfassung "der Jugend" parodiert. Die abschließende Nummer "Chelsea Girls", eine das Original auf ihre Art übertreffende Version des Songs von Lou Reed, setzt die Welt sexueller Beziehungen als grausames Kuriositätenkabinett in Szene und verleiht rückwirkend dem gesamten Album einen düsteren Akzent. Daß sich zwischendurch immer wieder alberne Wortspiele und Blödeleien finden, etwa in dem Song "Cinémania" oder in "Les Lapins", weist die Platte um so mehr als Dokument eines Übergangs aus. Das titelgebende Lied "Do the Bambi", eine etwas unbeholfene, wortkarge Bitte um Liebe und Treue, ist exemplarisch für jene postmoderne Nüchternheit, die den intimsten Gefühlen nur unsicher und stammelnd Ausdruck zu verleihen vermag. Bei "Stereo Total" wird dieser traurige Mangel an Pathos zum Ereignis.

MAGNUS KLAUE

Stereo Total, Do the Bambi. Hausmusik/Indigo DB 139

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