Produktdetails
- Anzahl: 1 Vinyl
- Erscheinungstermin: 18. November 2011
- Hersteller: 375 Media GmbH / SARGENT HOUSE / CARGO,
- EAN: 0634457547919
- Artikelnr.: 34196008
- Herstellerkennzeichnung
- 375 Media GmbH
- Schlachthofstraße 36A
- 21079 Hamburg
- https://375media.com
Frankfurter Allgemeine ZeitungZuckerbrot und Peitsche
Die Russian Circles erforschen das Harte und Zarte
Von Xaver Oehmen
Wie nur wenige Gruppen aus der Grauzone zwischen Hard- und Progrock sind die Russian Circles aus Chicago mehr daran interessiert, die klaustrophobischen Schemata des Hardrock oder Heavy Metal durch symphonische Passagen aufzubrechen, als noch durch den genretypischen, häufig gutturalen Gesang der Musik eine zusätzliche Aggressivität beizugeben. Seit sieben Jahren exerziert das Trio eine epische Musik, die sich einerseits in tradierte Formen des Hardrock einspielt, andererseits aber durch die reine Instrumentalität und weite dynamische Spannen diese Tradition hinter sich lässt.
Auf den ersten beiden Alben "Enter" und "Station" spielen die Russian Circles noch ausufernde, dynamisch ausgeglichene Kompositionen, die der Sologitarre viel Raum lassen; auf dem dritten Album "Geneva" zeichnet sich dann deutlich eine Hinwendung zu akkordbasierten Stücken ab. Mit ihrem vierten, "Empros", hat das Trio nun seine Dreiklänge und ihre im Pianissimo gehaltenen Phrasen noch einmal erheblich kontrastiert. Und der Gegensatz könnte stärker kaum sein: Auf abschreckend verzerrte Akkordabschnitte mit brodelnden Ostinati im Bass folgen Augenblicke unvermittelt einsetzender Stille. Es ist, als wollte die Musik nach diesen Momenten grollenden Donners innehalten, um sich ihrer selbst bewusst zu werden, bevor eine flimmernde Gitarre in die nächste, atemberaubende Akkordbrandung überführt. Wenn die elektrische Gitarre über die sanften Arpeggien der akustischen schlingert, dann reflektiert die Musik ihren eigenen Schrecken und erzeugt kontemplative Stimmungen, die nur durch sanft angeschlagene Becken sowie eine vorsichtig angetippte Kickdrum rhythmisch gestützt werden ("Schipol"). Das schafft eine Tonatmosphäre, die immer nur eine Art Schönwetterperiode ist, der ein schier unwirkliches Unwetter folgt. Dann setzen schwerfällig aufsteigende Akkordschritte im reinen Quartabstand ein, der einen fast hymnischen Effekt bewirkt und trotz der rußigen Klangfarbe die Destruktivität des Heavy Metal negiert.
Durch diese heftige Dynamik und die teilweise zehnminütige Spieldauer der acht Stücke orchestrieren die Russian Circles eine große Atembewegung, eine Anspannung, der immer eine Entspannung folgt. So zielt diese Musik immer auf einen Ausgleich und lässt den Hörer nicht überfordert oder gar verstört zurück.
Entsprechend schlägt das fast elfminütige "Batu" nach exakt der Hälfte der Spielzeit in ein fast feierlich anmutendes Keyboard-Legato um, dessen homophone Melodiebewegung nur ganz langsam verdichtet, dabei von keinem rhythmischen Instrument gestützt wird und so den wohlklingenden Balanceakt zur vorhergegangenen Lärmlavine bildet. Die Russian Circles werden sodann im letzten Stück, "Praise Be Man", tatsächlich pathetisch: mit einem luzide verhallten, choralhaften Gesang, durch den sich eine plastisch vibrierende Gitarrenlinie fräst - eine erhebende Klangkulisse, die ganz ohne rhythmische Führung auskommt. Dieses erste Gesangsstück bildet den andächtigen Abschluss eines ausdrucksstarken Albums.
Russian Circles,
Empros
Sargent House 066 (Cargo)
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Die Russian Circles erforschen das Harte und Zarte
Von Xaver Oehmen
Wie nur wenige Gruppen aus der Grauzone zwischen Hard- und Progrock sind die Russian Circles aus Chicago mehr daran interessiert, die klaustrophobischen Schemata des Hardrock oder Heavy Metal durch symphonische Passagen aufzubrechen, als noch durch den genretypischen, häufig gutturalen Gesang der Musik eine zusätzliche Aggressivität beizugeben. Seit sieben Jahren exerziert das Trio eine epische Musik, die sich einerseits in tradierte Formen des Hardrock einspielt, andererseits aber durch die reine Instrumentalität und weite dynamische Spannen diese Tradition hinter sich lässt.
Auf den ersten beiden Alben "Enter" und "Station" spielen die Russian Circles noch ausufernde, dynamisch ausgeglichene Kompositionen, die der Sologitarre viel Raum lassen; auf dem dritten Album "Geneva" zeichnet sich dann deutlich eine Hinwendung zu akkordbasierten Stücken ab. Mit ihrem vierten, "Empros", hat das Trio nun seine Dreiklänge und ihre im Pianissimo gehaltenen Phrasen noch einmal erheblich kontrastiert. Und der Gegensatz könnte stärker kaum sein: Auf abschreckend verzerrte Akkordabschnitte mit brodelnden Ostinati im Bass folgen Augenblicke unvermittelt einsetzender Stille. Es ist, als wollte die Musik nach diesen Momenten grollenden Donners innehalten, um sich ihrer selbst bewusst zu werden, bevor eine flimmernde Gitarre in die nächste, atemberaubende Akkordbrandung überführt. Wenn die elektrische Gitarre über die sanften Arpeggien der akustischen schlingert, dann reflektiert die Musik ihren eigenen Schrecken und erzeugt kontemplative Stimmungen, die nur durch sanft angeschlagene Becken sowie eine vorsichtig angetippte Kickdrum rhythmisch gestützt werden ("Schipol"). Das schafft eine Tonatmosphäre, die immer nur eine Art Schönwetterperiode ist, der ein schier unwirkliches Unwetter folgt. Dann setzen schwerfällig aufsteigende Akkordschritte im reinen Quartabstand ein, der einen fast hymnischen Effekt bewirkt und trotz der rußigen Klangfarbe die Destruktivität des Heavy Metal negiert.
Durch diese heftige Dynamik und die teilweise zehnminütige Spieldauer der acht Stücke orchestrieren die Russian Circles eine große Atembewegung, eine Anspannung, der immer eine Entspannung folgt. So zielt diese Musik immer auf einen Ausgleich und lässt den Hörer nicht überfordert oder gar verstört zurück.
Entsprechend schlägt das fast elfminütige "Batu" nach exakt der Hälfte der Spielzeit in ein fast feierlich anmutendes Keyboard-Legato um, dessen homophone Melodiebewegung nur ganz langsam verdichtet, dabei von keinem rhythmischen Instrument gestützt wird und so den wohlklingenden Balanceakt zur vorhergegangenen Lärmlavine bildet. Die Russian Circles werden sodann im letzten Stück, "Praise Be Man", tatsächlich pathetisch: mit einem luzide verhallten, choralhaften Gesang, durch den sich eine plastisch vibrierende Gitarrenlinie fräst - eine erhebende Klangkulisse, die ganz ohne rhythmische Führung auskommt. Dieses erste Gesangsstück bildet den andächtigen Abschluss eines ausdrucksstarken Albums.
Russian Circles,
Empros
Sargent House 066 (Cargo)
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main