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Emmy Göring ist eine richtig süße. Die Süße pur! Ihr Vater war schließlich Schokoladenfabrikant. Ein schokoladiger Kindheitstraum, über allem lag und liegt ein flüssigbrauner Guss. Auch der Führer: schokoladenbraun. Und der Hermann auch. Jetzt monologisiert sie als ehemalige Schauspielerin und übriggebliebene Gattin. Sie plaudert in naiv-spießigem Ton aus dem Nähkästchen der schockierend-verbrämten Pseudo-Tugendhaftigkeit der Nazi-Elite.

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Produktbeschreibung
Emmy Göring ist eine richtig süße. Die Süße pur! Ihr Vater war schließlich Schokoladenfabrikant. Ein schokoladiger Kindheitstraum, über allem lag und liegt ein flüssigbrauner Guss. Auch der Führer: schokoladenbraun. Und der Hermann auch. Jetzt monologisiert sie als ehemalige Schauspielerin und übriggebliebene Gattin. Sie plaudert in naiv-spießigem Ton aus dem Nähkästchen der schockierend-verbrämten Pseudo-Tugendhaftigkeit der Nazi-Elite.
Trackliste
CD
1Enigma Emmy Göring
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 13.08.2008

Nahtlos braun
Ein befriedetes Monsterleben: „Enigma Emmy Göring”
Sie lacht. Lacht ihr zuckerperliges Lachen, und es ist ja kein Wunder: „Ich bin eine Süße”, sagte Emmy, die Tochter des Hamburger Schokoladenfabrikanten Sonnemann. Der „Milchschokoladenkönig” hatte sie mit süßen Ostereiern überschüttet, noch bevor sie wusste, was Ostern war, und so wurde das Süßsein zu Emmys Lebensmotto. Die Schokoladenprinzessin ist sie immer geblieben, auch noch, als sie es zur ersten Dame des Reiches gebracht hatte. 1935 hatte sie Hermann Göring geheiratet, eine Staatsaktion, die ihr offiziell den Primadonnentitel „Hohe Frau” eintrug. Wer war Emmy Göring, die Gattin des größenwahnsinnigen zweiten Mannes im Dritten Reich, eines Scheusals selbst unter den Nazis?
Die Antwort, die Werner Fritsch in seinem monologischen Hörstück „Enigma Emmy Göring” gibt, liegt jenseits des raunenden Faktenhechelns, mit dem die Infotainment-Historiker Nazigrößen behandeln. Zwar enthält auch Fritschs Text genau recherchierte Fakten und Anekdoten, diese aber hat der Dramatiker, ein Spezialist für Schrott- und Knautschseelen aller Art, zu einer furios überdrehten Lebensrückschau komponiert. Genauso mag es sich angehört haben, wenn jemand Emmy Göring an ihrem Lebensabend (sie starb 1973 in München) gebeten hat: „Gnädige Frau, erzählen Sie doch mal!”
Was sie da fröhlich erzählt, ist die Ge-schichte einer Genäschigen, die doch immer nur so süß und „nahtlos braun” wie Schokolade sein wollte. Sie erzählt von ihrer Schauspielkarriere und ihren drei Lebensmännern, Gustaf Gründgens, Hitler (mit dem sie vielleicht ein bisschen zu viel flirtete), und natürlich Herrmann, der stundenlang lachte, wenn er gekokst hatte, und sie dann ihren feministischen (!) Lieblingswitz zum Besten gab. Emmy Göring plaudert, als ob keine Weltkatastrophen je ihr Leben berührt hätten, sie zerschmunzelt Kriege, überlächelt Mord und Verbrechen.
Werner Fritsch, der für den SWR auch die Regie führte, hat für diese Studie eines mit sich selbst harmonisch befriedeten Monsterlebens den ARD-Hörspielpreis erhalten, was gewiss nicht zuletzt an seiner kongenialen Darstellerin liegt, die vor ein paar Klangkulissen den wesentlichen Part bestreitet. Irm Hermann ist die große deutsche Mimin für jenen Typus weiblicher Niedertracht, die aus purer Unbedarftheit zu allem fähig ist. Die Stimme ihrer Emmy Göring hat einen krampfigen Kern giftiger Bitterkeit, den ein Schmelz süßester Naivität überzieht. Sie ist so gefährlich, wie jemand nur sein kann, der es sich herzlich zugute hält, dass die jüdischen Frauen der alten Schauspielkollegen in Carinhall unbehelligt von der SA Ostereier suchen durften.
Was historisch weiter geschah, deutet Emmy nicht einmal an. Zwischen dem Terror des Nationalsozialismus und ihren Scherzen liegt die Schwärze, die diese muntere Lebensfassade so grausig und beißend komisch verdunkelt. Fritsch und Hermann reißen dem Prinzesschen die Schokoladenmaske nicht vom Gesicht. Die Maske ist ihr Gesicht. Diese Emmy ist eine so Süße, dass es an den Zähnen zieht, bis ins Mark hinein. WILHELM TRAPP
WERNER FRITSCH: Enigma Emmy Göring. Mit Irm Hermann. Der Hörverlag, München 2008, 1 CD, 54 Min., 14,95 Euro.
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