Das trashige Cover der jüngsten CD von Queens Of The Stone Age Era Vulgaris ist ein Fingerzeig: Zu sehen sind zwei Cartoon-Glühbirnen, reichlich ramponiert von ihrer Dienstzeit als pulsierende Lichtdeko einer Bühnenumrandung, in einem dieser kleinen schäbigen Clubs, die sich weltweit ähneln. Kurz
vor Zwölf, bevor ihre Glühfäden -vielleicht für immer- durchbrennen und sie durch vernünftige…mehrDas trashige Cover der jüngsten CD von Queens Of The Stone Age Era Vulgaris ist ein Fingerzeig: Zu sehen sind zwei Cartoon-Glühbirnen, reichlich ramponiert von ihrer Dienstzeit als pulsierende Lichtdeko einer Bühnenumrandung, in einem dieser kleinen schäbigen Clubs, die sich weltweit ähneln. Kurz vor Zwölf, bevor ihre Glühfäden -vielleicht für immer- durchbrennen und sie durch vernünftige Energiesparlampen ersetzt werden, wollen die beiden nochmals ihren Spaß haben. Die passende Musik hierfür befindet sich auf dieser Scheibe.
Elektroschrott gibt es nicht nur bergeweise auf den Recyclinghöfen jeder mittelgroßen Kleinstadt, sondern auch reichlich in der Musikbranche. Ganz selbstverständlich versuchen mittlerweile Hinz und Kunz ihrer Musik mit Hilfe von Samples riesiger Streichorchester oder digitalem Fiepen und Wummern ein ansprechendes Sounddesign zu verleihen, - als akustisches Pendant zum klassischen “Hingucker“ in der Welt der Werbung sozusagen. Eine erfreuliche Ausnahme hierzu bilden Queens Of The Stone Age. Ihr neues Album Era Vulgaris ist ein herrlich sprödes, unprätentiöses Machwerk. Um angemessen zur Geltung zu kommen, verlangt es nicht nach audiophilen High-End-Lautsprechern, sondern nach jenen kaninchenstallgroßen Ungeheuern, die schwarz gestrichen und schräg an Ketten aufgehängt im rauchigen Halbdunkel über dem Tresen einschlägiger Etablissements schweben.
“Turnin’ on the Srew“ bildet den prägnanten Auftakt. und markiert, wohin in den kommenden rund 54 Minuten die Reise geht: Geboten wird lupenreiner Rock’ n’ Roll, jedoch weniger in musikalischer Hinsicht, denn vielmehr als Lebensgefühl. Ex-Nirvana Schlagzeuger Dave Grohl gibt mit seinem knochentrockenen Beat die Marschrichtung des musikalischen Konzepts vor: Mir viel Groove und voller Drive, ausgestattet mit dem Sound einer Garage und der Schönheit nächtlich erleuchteter Fabriken. Aus diesen Gegensätzlichkeiten bezieht Era Vulgaris seine Hochspannung. Kanten werden nicht geglättet, Oberflächen nicht poliert. Die Funken fliegen auch so! “Sick, Sick, Sick“ und auch “Battery Acid“ erinnern mit ihren flippig-psychedelischen Casio-Keyboard-Gitarren-Riffs, gespielt von Julian Casablancas (Strokes), an David Bowie und Carlos Alomar in “Speed Of Life“ von dem Album Low aus dem Jahr 1977. Nicht zuletzt auch wegen dem Charme des Widerspruchs aus schillernd pappigem Sound und einem Höchstmaß an dreckiger Fetzigkeit, Eigenschaften, die man auch auf Era Vulgaris wieder findet. Deshalb könnte dieses Album auch ohne weiteres aus einer früheren Zeit stammen, wären da nicht die unüberhörbaren Einflüsse von Grunge, Industrial und Metal, die sich zu Punk, Rock, sogar Blues und Folk gesellen. Queens Of The Stone Age Era Vulgaris ist wie ein seltenes Kleinod aus dem Rinnstein: Man selbst bewahrt es umso sorgfältiger auf, je leichter es andere übersehen und gewinnt es dabei immer lieber.