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European Recordings Autumn 1964 Revisited - Ayler,Albert/Don Cherry/Gary Peacock
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Produktdetails
  • Anzahl: 2 Audio CDs
  • Erscheinungstermin: 1. Dezember 2020
  • Hersteller: NRW Vertrieb / ezz-thetics,
  • EAN: 0752156110729
  • Artikelnr.: 60198036
  • Herstellerkennzeichnung
  • MFP Tonträger
  • Carl-Miele-Straße 22
  • 33442 Herzebrock-Clarholz
  • info@mfp.de
  • www.mfp.de
  • 05245 838220
Trackliste
CD 1
1Angels00:06:56
2C.A.C.00:05:00
3Ghosts00:07:29
4Infant Happiness00:06:06
5Spirits00:09:10
6No Name00:05:42
7Vibrations00:07:41
8Saints00:07:03
9Spirits00:04:42
CD 2
1Spirits00:08:45
2Vibrations00:08:14
3Saints00:08:59
4Mothers00:07:41
5Children00:08:38
6Spirits00:01:18
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung

So zwingt man den Verstärker auf die Knie

Mit dem großen Erfolg des "Figaro" in Prag und dem Auftrag für "Don Giovanni" in der Tasche begann das Jahr 1787 für Wolfgang Amadé Mozart vortrefflich. Doch am 28. Mai setzte der Tod Leopolds ein Ausrufezeichen hinter die aufreibende Beziehung zwischen Vater und Sohn. Haben Angst und Trauer Einfluss auf die Musik Mozarts? Seine Streichquintette C-Dur und g-Moll, komponiert kurz vor Leopolds Tod, gehören sicher zum Vollendetsten in der Kammermusik (Alpha Classic/Outhere). Eine zweite Viola schafft ungeahnte Möglichkeiten in der Stimmführung. In ihrer Abgründigkeit scheint diese Musik neue Räume aufzustoßen. Das ambitionierte Quatuor Van Kuijk folgt mit Adrien La Marca (Viola I) dem Dramatiker Mozart. Im brillanten ersten Satz des Quintetts C-Dur KV 515 betritt ein Grandseigneur die Bühne, dem eine Kammerzofe charmant Paroli bietet. Im ergreifenden g-Moll-Quintett KV 516 stehen Leid und Freud extrem dicht beieinander. Das Ensemble geht Mozarts todesnahe Wege getreu mit.

art

*

Albert Ayler war anders. Wo Ornette Coleman abstrakte Soundgemälde schuf, die bei Traditionalisten einen Schock auslösten, suchte Ayler in Kinderliedern und Zirkusmusik nach Spiritualität. In seiner Novelle "Die Zukunft der Schönheit" beschreibt F. C. Delius, wie es einem jungen, unbescholtenen, an braven Sonntagnachmittagsjazz gewöhnten Mann ging, der 1966 in einem New Yorker Club mitten in die Saxophonkaskaden Aylers geriet: Die Ohren wurden beschossen "von Getröte, Gezirpe, Gehämmer, Gejaule, als sollten wir mit dieser Folge von Dissonanzen gleich abgeschreckt, des Saales verwiesen werden". Unter den jungen Wilden des Free Jazz war Ayler der radikalste. 1964 gründete er sein Trio mit Gary Peacock und Sunny Murray, das um Don Cherry erweitert wurde. Aus diesem Jahr stammen zwei bereits bekannte Aufnahmen dieses Quartetts, die jetzt in einer neuen Ausgabe als Doppel-CD herauskommen: "European Recordings Autumn 1964 Revisited" (Ezz-Thetics/Nrw). Sie zeigen eindrücklich, wie vorhandene Formen mit höchster Intensität auseinandergenommen werden können. In den Liner Notes wird Don Cherry zitiert - es sei wundervoll gewesen, mit Ayler zu arbeiten, weil "der nicht wusste, dass du da bist". Zwei Pioniere, die in Parallelwelten unterwegs waren und doch zusammenspielten - genauso phantastisch entrückt klingen diese Alben.

urü.

*

Treffen sich Schubert, Schumann und Mahler zum Liederabend auf der Alm . . . So könnte ein musikalischer Scherz beginnen, aber auch ein Vorwort für das neue Album "Alles wieder gut" (col legno music) des Tiroler Kammerensembles Musicbanda Franui. Das hat sich mit dem Bariton Florian Boesch zusammengetan, um dem Kunstlied einen ganz anderen "Sitz im Leben" zu verschaffen: Jazz blitzt im Arrangement von Schumanns "Wehmut" auf, Beethovens "Sehnsucht" klingt frech wie frisch - wer will, kann ab und an gar "Game of Thrones"-Zither-Zwischentöne hören. Man denkt die ganze Zeit, Kurt Weill hätte einmal nicht Brecht, sondern die "Winterreise" neu vertont. Gesanglich überzeugt Boesch dabei auf ganzer Linie, auch der Sound weiß zu gefallen, die Kooperation klingt nach Spaß. Eine fast altmodische Erquickung am Morbiden gehört offenbar dazu. Oder wie Franui-Gründer Andreas Schett sagen würde: "Wenn du einen Trauermarsch viermal so schnell spielst, wird er zu einer Polka. Wenn man das verstünde, wäre uns allen geholfen."

trig.

*

"Did I Break The Law", fragen When Rivers Meet im Auftaktsong ihres Debütalbums "We Fly Free" (One Road Records) ganz kokett und unschuldig. Nun, zumindest die Gesetze der Besetzung einer klassischen Rockband haben sie gebrochen, denn das britische Ehepaar Grace und Aaron Bond singt nicht nur, sondern spielt dazu auch noch vornehmlich Slide-Gitarre und Mandoline - ein Instrument, das ja ansonsten eher in Country-Gefilden zu hören ist. Verstärkt wird das Quartett durch einen ungestümen Schlagzeuger und einen Bassisten, der auch an der Hammond-Orgel zu vernehmen ist. Die rohe Energie des klassischen Song-Dutzends erinnert so manches Mal an die White Stripes, ihren Blues haben die Bonds mindestens genauso sehr verinnerlicht. Sie gießen ihn in eigene Songs, die Macho-Rollenmuster gerne mal auf den Kopf stellen. So klingt "Kissing the Sky" nicht nur heiß, weil die Mandoline durch einen Röhrenverstärker quillt, sondern weil Grace Bond davon jault, dass sie ihn "down on his knees" zwinge.

roth

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