Produktdetails
- Anzahl: 1 Audio CD
- Erscheinungstermin: 29. September 2017
- Hersteller: ACT / Edel Music & Entertainment CD / DVD,
- EAN: 0614427984722
- Artikelnr.: 48758717
CD | |||
1 | Es Sungen Drei Engel | 00:05:12 | |
2 | Bridge Over Troubled Water | 00:08:31 | |
3 | Koral | 00:06:24 | |
4 | Angel | 00:05:26 | |
5 | Reflecting | 00:01:53 | |
6 | Morning Has Broken | 00:05:22 | |
7 | Salme | 00:04:51 | |
8 | Blowing In The Wind | 00:06:01 | |
9 | Angie | 00:03:36 | |
10 | Locked Out Of Heaven | 00:04:13 | |
11 | Let It Be | 00:04:42 |
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 13.11.2017Das ist ein Pfeifen und Hopsen
Welch ein Schwingen und Singen in den Sarabanden und Allemanden! Wie Zirruswolken im Himmelsblau schweben und verblassen die Töne des Klaviers, wenn Alexandra Sostmann die zwei Französischen Suiten in G-Dur und h-Moll von Johann Sebastian Bach spielt. Sie überträgt den sonnig-silbernen Fluss des Cembaloklangs vollkommen auf das moderne Klavier, ziert die Wiederholungen so elegant und fröhlich aus, dass es ein Spaß ist, all die stupsnasigen Triller, sommersprossigen Praller und krausköpfigen Schleifer zwischen den kunstvoll gewundenen Girlanden Bachscher Tänze auszumachen. Nicht nur Witz und Spielfreude verraten ihre Ornamente in den munter plappernden Couranten und Menuetten, sondern auch Sinn für Grazie und Süße in den ruhigen Momenten. Zwei Handvoll Mazurken von Frédéric Chopin hat sie zwischen Bachs Suiten gestreut, nachdenklich, aber unprätentiös gespielt. Da pfeift und hopst der schnelle Oberek op. 24 Nr. 2. Da dämmert, aber ohne Morbidezza, der Kujawiak op. 17 Nr. 4 dahin als Elegie verletzten Stolzes. "Bach - Chopin" heißt das Album (Tyxart) ganz unscheinbar. Es leuchtet still und macht auch beim wiederholten Hören Freude.
jbm.
*
Neuerdings predigte er, auf offener Bühne: "I told you, ,The Times They Are A-Changin'', and they did. I said the answer was ,Blowin' In the Wind' and it was. I'm telling you now Jesus is coming back, and He is! And there is no other way of salvation. There's only one way to believe, there's only one way - the Truth and the Life." Offenbar übergeschnappt. Bob Dylan war zum Christentum übergetreten. Seine Gospelphase ist, nach der Stromattacke von Newport 1965, als das zweite große Irritationsmoment in Erinnerung. Die daraus resultierenden Platten "Slow Train Coming", "Saved" und "Shot Of Love" (1979 bis 1981) sind indes kein Soundtrack für die windelweichen Frömmeleien eines orientierungslosen Stars, sondern sehr gute, bisweilen krachend harte Rockmusik, eingespielt mit erlesenstem Personal, die ersten beiden im Südstaatensoulmekka Muscle Shoals. Als könnte das bis heute unterschätzte Material nicht für sich sprechen, besteht die dreizehnte Lieferung der Bootleg Series nun so gut wie ausschließlich aus Liveaufnahmen davon. "Trouble No More" (Columbia/Sony), auf Doppel-CD, Vierfach-LP oder in einer Acht-CD-plus DVD-Box erhältlich, ist das Dokument eines Musizierwillens und einer Stimmakrobatik, die immer noch erstaunen. Wer diese Phase noch nicht kennt, wird sich wundern; wer damit schon vertraut ist, wird sich gern wieder in dieses Evangelium vertiefen.
edo.
*
Lange blieb die Musik von Franz Xaver Richter nach seinem Ableben unerhört. Vor drei Jahren hat das Casal-Quartett eine kongeniale Aufnahme der herausragenden Streichquartette vorgelegt und den 1709 in Mähren geborenen Komponisten als Begründer der Gattung noch vor Joseph Haydn ins Blickfeld gerückt. Richter kam über Mannheim nach Straßburg und starb dort 1789 im hohen Alter. Jetzt hat das vom Geiger Peter Barczi geleitete Capricornus Consort Basel Symphonien, Triosonaten und ein Oboenkonzert eingespielt (Christophorus/Note 1). Auch hier möchte man bis zum Ende gebannt zuhören, wenn so delikat und ausdrucksstark musiziert wird. Vom rhythmischen Drive eines Antonio Vivaldi, den die versierte Barockoboistin Xenia Löffler beschwört, reicht Richters komplexe Palette über profunde Kontrapunktik im Fahrwasser von Johann Joseph Fux und harmonisch farbige, melodisch berückende Einfälle bis zu originellen Formen und Einbindung böhmischer Folklore. Am Horizont dieses begnadeten, auch von Mannheims unterschätzter Old School geprägten Idioms ist bereits der Liedton Franz Schuberts zu vernehmen.
wmg.
*
Seit die CDU den alten Stones-Schlager "Angie" nicht mehr für ihre Wahlkampfauftritte verwendet, hängt das Lied in der Luft. Dort hat es nun der norwegische Pianist Bugge Wesseltoft aufgefangen und in seine ätherischen Essenzen aufgelöst, indem er es einfach ganz langsam und ganz leise spielt. Auf der CD "Everybody Loves Angels" (ACT/Edel Kultur) verfährt Wesseltoft so nicht nur mit einem Bach-"Koral", sondern auch mit den größten Hits der sechziger und siebziger Jahre und sogar mit einem von heute ("Locked Out Of Heaven" von Bruno Mars). Das hat seltsame Konsequenzen, wenn die banalen Akkordprogressionen von Dylans "Blowin' In The Wind" vor Müdigkeit ächzen und sich gerade so eben dumpf voranschleppen, aber plötzlich löst sich kristalline Klarheit in Gestalt von ein paar hohen Tönen aus dem Lied und entlässt es in die Freiheit - und all die mittelmäßigen Lagerfeuerversionen aus einem halben Jahrhundert Musikgeschichte sind auf einmal vergessen. Es sind die verhangenen Rückstände von Gassenhauern, die von Oldie-Stationen durch Dauerrotation zu Tode gefoltert wurden - Musik für Gelegenheiten, wenn man eigentlich gar keine Musik hören will.
roth
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Welch ein Schwingen und Singen in den Sarabanden und Allemanden! Wie Zirruswolken im Himmelsblau schweben und verblassen die Töne des Klaviers, wenn Alexandra Sostmann die zwei Französischen Suiten in G-Dur und h-Moll von Johann Sebastian Bach spielt. Sie überträgt den sonnig-silbernen Fluss des Cembaloklangs vollkommen auf das moderne Klavier, ziert die Wiederholungen so elegant und fröhlich aus, dass es ein Spaß ist, all die stupsnasigen Triller, sommersprossigen Praller und krausköpfigen Schleifer zwischen den kunstvoll gewundenen Girlanden Bachscher Tänze auszumachen. Nicht nur Witz und Spielfreude verraten ihre Ornamente in den munter plappernden Couranten und Menuetten, sondern auch Sinn für Grazie und Süße in den ruhigen Momenten. Zwei Handvoll Mazurken von Frédéric Chopin hat sie zwischen Bachs Suiten gestreut, nachdenklich, aber unprätentiös gespielt. Da pfeift und hopst der schnelle Oberek op. 24 Nr. 2. Da dämmert, aber ohne Morbidezza, der Kujawiak op. 17 Nr. 4 dahin als Elegie verletzten Stolzes. "Bach - Chopin" heißt das Album (Tyxart) ganz unscheinbar. Es leuchtet still und macht auch beim wiederholten Hören Freude.
jbm.
*
Neuerdings predigte er, auf offener Bühne: "I told you, ,The Times They Are A-Changin'', and they did. I said the answer was ,Blowin' In the Wind' and it was. I'm telling you now Jesus is coming back, and He is! And there is no other way of salvation. There's only one way to believe, there's only one way - the Truth and the Life." Offenbar übergeschnappt. Bob Dylan war zum Christentum übergetreten. Seine Gospelphase ist, nach der Stromattacke von Newport 1965, als das zweite große Irritationsmoment in Erinnerung. Die daraus resultierenden Platten "Slow Train Coming", "Saved" und "Shot Of Love" (1979 bis 1981) sind indes kein Soundtrack für die windelweichen Frömmeleien eines orientierungslosen Stars, sondern sehr gute, bisweilen krachend harte Rockmusik, eingespielt mit erlesenstem Personal, die ersten beiden im Südstaatensoulmekka Muscle Shoals. Als könnte das bis heute unterschätzte Material nicht für sich sprechen, besteht die dreizehnte Lieferung der Bootleg Series nun so gut wie ausschließlich aus Liveaufnahmen davon. "Trouble No More" (Columbia/Sony), auf Doppel-CD, Vierfach-LP oder in einer Acht-CD-plus DVD-Box erhältlich, ist das Dokument eines Musizierwillens und einer Stimmakrobatik, die immer noch erstaunen. Wer diese Phase noch nicht kennt, wird sich wundern; wer damit schon vertraut ist, wird sich gern wieder in dieses Evangelium vertiefen.
edo.
*
Lange blieb die Musik von Franz Xaver Richter nach seinem Ableben unerhört. Vor drei Jahren hat das Casal-Quartett eine kongeniale Aufnahme der herausragenden Streichquartette vorgelegt und den 1709 in Mähren geborenen Komponisten als Begründer der Gattung noch vor Joseph Haydn ins Blickfeld gerückt. Richter kam über Mannheim nach Straßburg und starb dort 1789 im hohen Alter. Jetzt hat das vom Geiger Peter Barczi geleitete Capricornus Consort Basel Symphonien, Triosonaten und ein Oboenkonzert eingespielt (Christophorus/Note 1). Auch hier möchte man bis zum Ende gebannt zuhören, wenn so delikat und ausdrucksstark musiziert wird. Vom rhythmischen Drive eines Antonio Vivaldi, den die versierte Barockoboistin Xenia Löffler beschwört, reicht Richters komplexe Palette über profunde Kontrapunktik im Fahrwasser von Johann Joseph Fux und harmonisch farbige, melodisch berückende Einfälle bis zu originellen Formen und Einbindung böhmischer Folklore. Am Horizont dieses begnadeten, auch von Mannheims unterschätzter Old School geprägten Idioms ist bereits der Liedton Franz Schuberts zu vernehmen.
wmg.
*
Seit die CDU den alten Stones-Schlager "Angie" nicht mehr für ihre Wahlkampfauftritte verwendet, hängt das Lied in der Luft. Dort hat es nun der norwegische Pianist Bugge Wesseltoft aufgefangen und in seine ätherischen Essenzen aufgelöst, indem er es einfach ganz langsam und ganz leise spielt. Auf der CD "Everybody Loves Angels" (ACT/Edel Kultur) verfährt Wesseltoft so nicht nur mit einem Bach-"Koral", sondern auch mit den größten Hits der sechziger und siebziger Jahre und sogar mit einem von heute ("Locked Out Of Heaven" von Bruno Mars). Das hat seltsame Konsequenzen, wenn die banalen Akkordprogressionen von Dylans "Blowin' In The Wind" vor Müdigkeit ächzen und sich gerade so eben dumpf voranschleppen, aber plötzlich löst sich kristalline Klarheit in Gestalt von ein paar hohen Tönen aus dem Lied und entlässt es in die Freiheit - und all die mittelmäßigen Lagerfeuerversionen aus einem halben Jahrhundert Musikgeschichte sind auf einmal vergessen. Es sind die verhangenen Rückstände von Gassenhauern, die von Oldie-Stationen durch Dauerrotation zu Tode gefoltert wurden - Musik für Gelegenheiten, wenn man eigentlich gar keine Musik hören will.
roth
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main