Produktdetails
- Anzahl: 1 Audio CD
- Erscheinungstermin: 27. März 2009
- Hersteller: Universal Vertrieb - A Divisio / COOPERATIV,
- EAN: 0602517985186
- Artikelnr.: 26079818
- Herstellerkennzeichnung Die Herstellerinformationen sind derzeit nicht verfügbar.
CD | |||
1 | If I Had A Heart | 00:03:49 | |
2 | When I Grow Up | 00:04:31 | |
3 | Dry And Dusty | 00:03:45 | |
4 | Seven | 00:05:10 | |
5 | Triangle Walks | 00:04:23 | |
6 | Concrete Walls | 00:05:40 | |
7 | Now's The Only Time I Know | 00:03:59 | |
8 | I'm Not Done | 00:04:20 | |
9 | Keep The Streets Empty For Me | 00:05:40 | |
10 | Coconut | 00:06:48 |
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 29.03.2009Hochhackig durchs Moos
Frostiger Zen-Funk: Karin Dreijer Andersson glückt das Solo-Debüt mit "Fever Ray"
Eine Hitliste der am meisten gehassten Instrumente führt mit Sicherheit die Panflöte an. Dafür können die verschieden langen Röhrchen, die meist Tonkombinationen in C-Dur oder G-Dur produzieren, natürlich nichts. Ja, werte Panflöten-Lobby, ein Instrument ist ein Instrument ist ein Instrument. Was die Panflöten so verhasst macht, ist vielmehr ihr unsachgemäßer Gebrauch gepaart mit einer Attitüde, die sich die Panflötisten des öffentlichen Raums von den Punks abgeschaut haben: Sie verknüpft Herumlungern in Fußgängerzonen mit einer Begeisterung für den Verstärker, der mangelnde Musikalität durch Lautstärke kompensiert.
Mitte der achtziger Jahre des vorigen Jahrhunderts sahen sich Fußgängerzonen ab einer gewissen Größe nicht nur zum Verwechseln ähnlich, sie hörten sich auch plötzlich eine wie die andere an. Ob Nürnberg, Hannover, Stuttgart: Hugendubel neben Karstadt neben Benetton und dazu die Klänge von "El Condor Pasa", so laut, dass nur die Flucht ins nächste Geschäft half.
Einzig der Film "Rain Man" brach 1988 eine Lanze für die Panflöte: Der damals noch weithin unbekannte Filmkomponist Hans Zimmer kombinierte in dem Soundtrack zu der Annäherung eines Yuppies an seinen autistischen Bruder, gespielt von Tom Cruise und Dustin Hoffman, digital erzeugte Percussionrhythmen mit Panflötenmelodien.
An dieser Stelle setzt mehr als zwanzig Jahre später Karin Dreijer Andersson ein. Auf ihrem ersten Soloalbum unter dem Namen Fever Ray zerstückelt und dekonstruiert sie Ethno und Synthie-Pop und setzt sie neu zusammen - zu einer Art frostigem Zen-Funk. Schon zum Auftakt namens "If I Had a Heart" macht Dreijer Andersson klar, wo die Reise hingeht: in dunkle Halbwelten.
Dank unterkühlter Vocoder-Stimm-Modulationen wechselt sie schneller Geschlecht und Gestalt, als man "Zwischenwesen" sagen kann, und sie fordert eisig: "Give me more / Give me more / Give me more". Im nächsten Song unterläuft Fever Ray ein Dogma von ihrer Hauptband The Knife: Sie bricht mit der streng synthetischen Herangehensweise, umhüllt Wolfsheulen, ihre Stimme und einen bald zaghaft tanzbaren Beat mit einem Loop aus ein paar eingestreuten Gitarren- und Congaklängen. Aus dem düsteren Dubstep schält sich ein verfremdetes Zitat der "Rain Man"-Melodie. In solchen Momenten klingt Fever Ray episch im Sinne Hans Zimmers, allerdings wesentlich abseitiger und vielschichtiger. So spinnt sich das Fabelwesen in "When I Grow up" aus, als Försterin in High-Heels durchs Moos zu rennen.
Fever Ray ist ein bemerkenswertes Album gelungen. Zwar setzt sich die organische Platte vom technologisch geprägten Sound ab, der The Knife, die Band von Karin Dreijer Andersson und ihrem Bruder, auszeichnete. Aber eine gewisse Nähe besteht zweifelsohne. Wer sich von der sinistren Coolness von The Knife angezogen fühlt, dem wird jetzt vermutlich auch Fever Ray gefallen.
In Zeiten, da es um The Knife sehr ruhig geworden ist, mag Fever Ray manchen auch als Surrogat taugen: Nach Zusammenarbeit mit dem schwedischen Popsternchen Robyn und mit Deus arbeitet Olof Dreijer derzeit an einer Oper über die darwinsche Evolutionstheorie, die im September im dänischen Staatstheater Premiere feiern wird.
Seine Schwester mischte in der Zwischenzeit auf dem neuen Röyksopp-Album mit und bekam ihr zweites Kind. Entsprechend organisch klingt Fever Ray. Aber bei allem Hang zum Mystizismus durchzieht ein eisiger Wind dieses Album. Erfreulicherweise klingt Fever Ray nie wie Peter Gabriel, als er seine Ethno-Phase durchmachte, sondern wahrt stets einen Abstand zum Ausgangssound. Dank dieser gesunden Distanz klingen auch Panflöten akzeptabel - sogar mit Verstärker.
CHRISTINA HOFFMANN
"Fever Ray" von Fever Ray ist bei Cooperativ (Universal) erschienen.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Frostiger Zen-Funk: Karin Dreijer Andersson glückt das Solo-Debüt mit "Fever Ray"
Eine Hitliste der am meisten gehassten Instrumente führt mit Sicherheit die Panflöte an. Dafür können die verschieden langen Röhrchen, die meist Tonkombinationen in C-Dur oder G-Dur produzieren, natürlich nichts. Ja, werte Panflöten-Lobby, ein Instrument ist ein Instrument ist ein Instrument. Was die Panflöten so verhasst macht, ist vielmehr ihr unsachgemäßer Gebrauch gepaart mit einer Attitüde, die sich die Panflötisten des öffentlichen Raums von den Punks abgeschaut haben: Sie verknüpft Herumlungern in Fußgängerzonen mit einer Begeisterung für den Verstärker, der mangelnde Musikalität durch Lautstärke kompensiert.
Mitte der achtziger Jahre des vorigen Jahrhunderts sahen sich Fußgängerzonen ab einer gewissen Größe nicht nur zum Verwechseln ähnlich, sie hörten sich auch plötzlich eine wie die andere an. Ob Nürnberg, Hannover, Stuttgart: Hugendubel neben Karstadt neben Benetton und dazu die Klänge von "El Condor Pasa", so laut, dass nur die Flucht ins nächste Geschäft half.
Einzig der Film "Rain Man" brach 1988 eine Lanze für die Panflöte: Der damals noch weithin unbekannte Filmkomponist Hans Zimmer kombinierte in dem Soundtrack zu der Annäherung eines Yuppies an seinen autistischen Bruder, gespielt von Tom Cruise und Dustin Hoffman, digital erzeugte Percussionrhythmen mit Panflötenmelodien.
An dieser Stelle setzt mehr als zwanzig Jahre später Karin Dreijer Andersson ein. Auf ihrem ersten Soloalbum unter dem Namen Fever Ray zerstückelt und dekonstruiert sie Ethno und Synthie-Pop und setzt sie neu zusammen - zu einer Art frostigem Zen-Funk. Schon zum Auftakt namens "If I Had a Heart" macht Dreijer Andersson klar, wo die Reise hingeht: in dunkle Halbwelten.
Dank unterkühlter Vocoder-Stimm-Modulationen wechselt sie schneller Geschlecht und Gestalt, als man "Zwischenwesen" sagen kann, und sie fordert eisig: "Give me more / Give me more / Give me more". Im nächsten Song unterläuft Fever Ray ein Dogma von ihrer Hauptband The Knife: Sie bricht mit der streng synthetischen Herangehensweise, umhüllt Wolfsheulen, ihre Stimme und einen bald zaghaft tanzbaren Beat mit einem Loop aus ein paar eingestreuten Gitarren- und Congaklängen. Aus dem düsteren Dubstep schält sich ein verfremdetes Zitat der "Rain Man"-Melodie. In solchen Momenten klingt Fever Ray episch im Sinne Hans Zimmers, allerdings wesentlich abseitiger und vielschichtiger. So spinnt sich das Fabelwesen in "When I Grow up" aus, als Försterin in High-Heels durchs Moos zu rennen.
Fever Ray ist ein bemerkenswertes Album gelungen. Zwar setzt sich die organische Platte vom technologisch geprägten Sound ab, der The Knife, die Band von Karin Dreijer Andersson und ihrem Bruder, auszeichnete. Aber eine gewisse Nähe besteht zweifelsohne. Wer sich von der sinistren Coolness von The Knife angezogen fühlt, dem wird jetzt vermutlich auch Fever Ray gefallen.
In Zeiten, da es um The Knife sehr ruhig geworden ist, mag Fever Ray manchen auch als Surrogat taugen: Nach Zusammenarbeit mit dem schwedischen Popsternchen Robyn und mit Deus arbeitet Olof Dreijer derzeit an einer Oper über die darwinsche Evolutionstheorie, die im September im dänischen Staatstheater Premiere feiern wird.
Seine Schwester mischte in der Zwischenzeit auf dem neuen Röyksopp-Album mit und bekam ihr zweites Kind. Entsprechend organisch klingt Fever Ray. Aber bei allem Hang zum Mystizismus durchzieht ein eisiger Wind dieses Album. Erfreulicherweise klingt Fever Ray nie wie Peter Gabriel, als er seine Ethno-Phase durchmachte, sondern wahrt stets einen Abstand zum Ausgangssound. Dank dieser gesunden Distanz klingen auch Panflöten akzeptabel - sogar mit Verstärker.
CHRISTINA HOFFMANN
"Fever Ray" von Fever Ray ist bei Cooperativ (Universal) erschienen.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main