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Produktdetails
Trackliste
CD
1La vie de bohème I, Saturday night in St. Petersburg00:04:59
2La vie de bohème II, Sunday morning in Leningrad00:07:47
3Ariel00:06:19
4Things will turn out right00:06:10
5Maister I Margarita00:04:38
6It is gas, Inspector Palmu00:06:38
7Café brutale00:09:10
8Stars will tell, Inspector Palmu00:04:50
9Calamari union00:08:00
10Eight deadly shots00:06:29
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 12.05.2014

Heimweh nach den vielen Päpsten

O unbekanntes Watussi-Rind des einundzwanzigsten Jahrhunderts: Dank sei dir für dein Horn, das im Herkunftsnachweis aller Instrumente dieser CD so liebevoll vermerkt ist! Denn auf Track achtzehn ist sein Klang, laut und süß, unserem Ohre vernehmlich: ganz unverdeckt am Schluss, in Oswald von Wolkensteins lechzendem Schlundliede "Her wiert uns dürstet also sere". Das Kuhhorn als Trinkhorn - ein Fest der Einheit der Sinne! Um die Einheit der Christenheit und das Ende der schändlichen Vielpäpsterei war es den fünfzigtausend Leuten gegangen, die sich von 1414 bis 1418 zum großen Konzil in Konstanz versammelt hatten. Leider blieb das Konzil in unrühmlicher Erinnerung wegen der Verbrennung von Jan Hus. Doch die Capella de la Torre unter der Leitung der pfiffigen Schalmeibläserin Katharina Bäuml hat unter dem Titel "Piffarissimo" ebenso lust- wie prachtvolle, denkwürdige wie tanzbare Musik aus der Konzilszeit für das Label Challenge Classics (CC72631/New Arts) aufgenommen. Da wird mit der Laute leise der Heilige Geist angerufen, aber auch mit Pommern und Posaunen recht kräftig die Geschöpflichkeit gefeiert - mit allem Drum und Dran.

jbm.

Nicht immer erweist sich die Neuauflage eines diskographischen Klassikers als die Offenbarung, für die man sie einst gehalten hatte. Bei Nikolaus Harnoncourts Monteverdi-Zyklus, der jetzt in einer 9-CD-Box (ohne Libretti) bei Warner Classics (825646314829) wiederveröffentlicht wird, überwiegt die Begeisterung entschieden jedes Befremden. Diese erste Komplett-Einspielung aller erhaltenen Bühnenwerke Claudio Monteverdis, einschließlich einer legendären Aufnahme des "Lamento d'Arianna" mit Avantgarde-Diva Cathy Berberian, entstand zwischen 1968 und 1974 und war seinerzeit eine Pioniertat allerersten Ranges. Fast alles musste damals erst erschlossen werden: von einem unverfälschten Notentext, einer stilgerechten Auszierungspraxis bis hin zum adäquaten Umgang mit dem "Recitar cantando", der vom Drama der Antike inspirierten Textdeklamation. Harnoncourts Verzicht auf orchestrale Fülle, auf romantisch-expansive Stimmen, überhaupt die Zurücknahme des Stimmeinsatzes sowie eine gewisse Herbheit und Askese im Klang - all dies wirkte seinerzeit wie eine Kampfansage an die Üppigkeiten der Hifi-Ära. Heute, da die historische Aufführungspraxis längst zu einer neuen Opulenz gefunden hat, macht der durch Strenge disziplinierte Entdeckergeist den besonderen Reiz dieser Aufnahmen aus, die selbst historisch, aber nicht fremd geworden sind.

wild

Behaupten wir einfach mal, dass diese CD von Kalle Kallima seine bisher beste ist. Der in Berlin fest verwurzelte finnische Gitarrist nennt das hier präsentierte Trio mit Oliver Potratz (Bass) und Oliver Steidle (Schlagzeug) Klima Kallima und das Werk "Finn Noir" (Yellowbird/Enja). Es ist dem finnischen Film Noir (Aki Kaurismaki, Matti Kassila und anderen) gewidmet und "eine Inspirationsquelle für die Musik, jedes Stück das Schwelgen in Erinnerungen an ein gewisses Gefühl, das der Film in mir hinterließ". Die Musik ist in der Tat enorm handlungsintensiv und arbeitet sich vital durch zerrend krachenden Kunstrock, Folk-, Blues-, Country- und derbe Tango-Assoziationen, wüste Stimmungswechsel, in denen Humor, lukullische Balladentöne und eine "neo-existentialistische Eindunkelung" (Beilagezettel) ihren Platz finden. Kalle Kalima spielt sehr differenziert Gitarre, von vertrauten Grundakkorden bis zur Atonalität, von schrill bis sanglich.

u.o.

Bei Georg Trakl wohnte die Kindheit in blauer Höhle. Bei Ben Harper ist sie "sweet and green", aber genauso fern entrückt ins Reich der Träume: "The city of my childhood lives only in my dreams", singt er. Da es ein zünftiger Folk-Song ist, der das Einst gegen das Jetzt ausspielt, darf auch die Klage über die verdrängte Natur nicht fehlen: "Now freeways crawl through suburban sprawl"; "Landmarks lost to parking lots", heißt es. Joni Mitchell lässt grüßen. Es könnte gut ein Lied aus den Siebzigern sein, und in diese Zeit führt es auch zurück. Für sein Album "Childhood Home" (Prestige Folklore/ Universal) hat der 1969 geborene Harper die eigene Mutter Ellen mit ins Boot geholt, und mit schönsten Gesangsharmonien und Slide-Gitarren-Soli segeln sie auf dem Meer der Erinnerungen: Stücke wie "Memories of Gold" steuern munter ins Licht der Verklärung, während im Stück "Altar of Love" dann zumindest textlich auch einmal andere Töne angeschlagen werden: Auf diesem Altar opfert sich die Ehefrau und Mutter, während der Mann ständig auf Abenteuer geht - auch dies ein altes Folk-Thema. Ob auch die weniger schönen Erinnerungen für irgendetwas gut sind? "Frömmer kennst Du den Sinn der dunklen Jahre", schwärmt Trakls rückblickendes Ich. Und auch Mutter und Sohn Harper wissen: "A house is a home even when it's dark".

wiel

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