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Produktdetails
Trackliste
CD
1Black Bird00:05:16
2True Sting00:05:44
3Felicity00:03:04
4Duet00:03:29
5Buried Alive00:04:17
6Devil's Only Child00:02:53
7Sinking00:02:48
8The Wonder Of Falling In Love00:03:56
9Seedling00:04:38
10Sweet Kiss In The Afterlife00:03:13
11No Place Called Hell00:03:04
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 27.08.2011

Vögel nisten in seinem Kopf

Sanft gleiten die Fingernägel über die Saiten der Gitarre, warm und buttrig setzt das Fender Rhodes zur harmonischen Begleitung ein. "I'm a little black bird, nestled in the dark", beginnt eine androgyne Stimme zu singen, dazu erhebt sich eine schmachtende Violinenfigur. Ruhiger Auftakt zu einer lasziven Folk-Revue, die auch vor dem ganz großen Schmalz nicht haltmacht. Die amerikanische Folk-Musik hat in den vergangenen Jahren ihre Renaissance erlebt. Harfenistinnen wie Joanna Newsom, der Sänger und Pianist Antony Hegarty mit seiner Band Antony and the Johnsons, Devendra Banhart oder Coco Rosie haben der leisen, oft stromlosen Musik zu neuer Popularität verholfen. Unzählige Subgenres sind entstanden, in Folk-Folk, Anti-Folk, Weird-Folk und Freak-Folk kann man sich ebenso verlieren wie in Fiddle-Folk, Queer-Folk, Punk-Folk, Psychedelic-Folk oder gar Non-Folk. Folk ist, was man eben so nennt.

Aber des Messers Schneide ist scharf, und der Grat zwischen Abklatsch und großer Kunst zu schmal, als dass er sich noch ermessen ließe. Gefühlsduseligkeit und innerliche Texte machen noch keine gute Musik, genauso wenig wie gute Musik interessante Texte macht. Und Musik, die mit unkonventionellen Abmischungen oder Instrumentierungen Hörgewohnheiten bricht, kann durchaus angenehmer sein als Folksongs, die gemäß einem Lehrbuch für Harmonik arrangiert wurden. Dann lieber doch ein paar Kinderzimmerinstrumente. Die aber darf man in dem Album "Gallantry's Favorite Son" (Glitterhouse Records) des australischen Ukulele-Spielers und Textdichters Scott Matthew nicht erwarten. Vielmehr sind hier gedehnt gesungene "U-hu-huuus" und "A-ha-haaas" dominierende Elemente einer Musik, die dann doch häufiger kitschig ist als kunstvoll, zumal Mandolinen und Ukulelen nicht die kräftigsten Instrumente sind. Zartbesaitete Musik, im doppelten Wortsinn.

Nun kann man sich das wohlwollend als eine Kunstform eigenen Rechts anhören, man kann aber auch ungeduldig darauf warten, dass endlich eine Gitarre aufjault oder ein Schlagzeug dazwischenfährt. Immerhin werden die sparsamen Percussions von Mike Skinner gespielt, dem Spiritus Rector des wüsten britischen Rap-Projekts The Streets. Deftige Rhythmen sind aber Fehlanzeige, hin und wieder werden die Tom Toms mit einem Besen gestreichelt. Und Skinner hat das Album aufgenommen.

Das Geburtstagslied für "Felicity" perlt unbeschwingt und mit lässigem Pfeifen und tragendem Cello, ohne sich in der gesanglichen Theatralik zu suhlen, die den meisten Stücken dieses Albums zu eigen ist. Schon das nächste Stück "Duet" ergeht sich wieder schmerzvoll in fast gestöhntem Gesang, begleitet von gestrichenen Becken und zerbrechlichen Trillern auf der Mandoline. Erst mit dem sechsten von elf Stücken kommt Schwung auf, "Devil's Only Child" ist auch das einzige Mal, dass ein halbwegs kraftvolles Fundament gelegt wird. Dazu brummt eine sonore Bass-Klarinette, und der Refrain flirtet kurz mit dissonanten Takten, um sofort wieder in die Harmonieseligkeit zu flüchten. "Sinking" ist dann näher dran an Elton John, als Matthew wahrscheinlich lieb sein dürfte.

XAVER OEHMEN

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