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  • Bertus Musikvertrieb
  • Akeleibaan 59
  • 2908 KA Capelle aan den Ijssel, NL
  • service@bertus.com
Trackliste
CD
1Alcina HWV 34 (Oper in 3 Akten) (Auszug)
2Di', cor mio (1. Akt)00:06:03
3Musette00:01:50
4Menuet00:00:51
5Ma quando tornerai (3. Akt)00:04:27
6Sinfonia (3. Akt)00:00:44
7Numi, che intendo - Ah! Mio cor! (2. Akt)00:13:06
8Gavotte - Sarabande - Gavotte da capo00:03:23
9Menuet00:01:30
10Gavotte00:00:36
11Tamburin00:00:50
12Ah! Ruggiero crudel (2. Akt)00:02:22
13Ombre pallide (2. Akt)00:04:28
14Entrée des Songes agréables00:02:25
15Si non quella (1. Akt)00:06:46
16Entrée des Songes funestes00:01:52
17Entrée des Songes angréables effrayes et le combat des Songes00:02:28
18Mi restano le lagrime (3. Akt)00:06:39
19Entrée00:02:19
20Credete al mio dolore (2. Akt)00:07:36
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung

Kein Schema in der Seria

Der Frühling ist da, die Buchmesse vorbei und der 250. Todestag des deutsch-britischen Komponisten Georg Friedrich Händel steht vor der Tür, Stichtag: 14. April. So ein Datum kann ja gar nicht krumm genug sein. Auf dem Redaktionsschreibtisch sprießen die Stapel mit Offerten neuer Händelbücher, Händelplatten, Händelpremieren wie die Primeln. Leider viel Recycling, wieder alles Oper. Ulkigerweise interessiert sich heutzutage kaum noch wer für die famosen Händelschen Concerti Grossi oder seine Orgelkonzerte, sie wurden von der aktuellen Händelopernblüte einfach überwuchert. Wie es so richtig in der Vorankündigung zu Silke Leopolds neuem Händelopernbuch zu lesen steht: Barockopern werden heutzutage nicht mehr, wie früher, als "historische Monumente" aufgefasst, sie sind wieder "lebendiges Theater" geworden, so dass beispielsweise mit einem "Giulio Cesare" fast die gleiche Auslastung erzielt werden kann wie mit der "Zauberflöte". Alle großen und kleinen Label tragen also jetzt fleißig ihre Händeloperneulen nach Athen und hoffen auf ein bisschen Umsatz.

Sogar ein TV-Film ist annonciert, zur besten Ostersamstags-Sendezeit, darin der alte Grobian sich amadeusmäßig genial benehmen darf und die zänkische Primadonna Francesca Cuzzoni, der Legende folgend, am ausgestreckten Arm aus dem Fenster hält, damit sie sich wieder abregt. Aus dem Halbdutzend Arienrecitals, die, Ehrensache, alle noch vor Ostern einer ordnungsgemäßen Rezension zugeführt werden, ragen zwei stilistisch pisaturmhoch heraus. Um diese beiden schiefen, bizarr-schönen, höchst eigenwilligen Händelinterpretationen wird es Streit geben. Einige werden es sicher grässlich finden, wie Rolando Villazón sich mit Belkantoträne im Knopfloch durch das Akkompagnato des Bajezet aus "Tamerlano" knödelt (Deutsche Grammophon 477 8181). Sie werden sich ebenso ärgern über die verhauchten Manierismen von Christine Schäfer wie darüber, dass sie ihrem Haute-Couture-Sopran ein paar extra Atempausen gestattet vor dem großen Anlauf zu den Passagenketten der "Alcina" (Avi-Music 8553143). Andere aber werden Villazón gerade für sein grenzüberschreitendes Pathos lieben, die Schäfer just für ihre kühle Glut, auch für die gescheite Art, wie sie Wort-Ton-Balancen ausfeilt. Diese beiden Sänger sind natürlich nicht vergleichbar. Sie singen auf ihrem je eignen Stern. Aber beide sind klug, beide sind Kult. Und offenbar sind beide zurzeit unterwegs zu einem Fachwechsel. Die Stimmen wirken tiefer, fundierter, farbiger, aber auch poröser und gaumiger, dafür macht die Höhe Probleme. Villazón ist kein lyrischer Tenor mehr, die Schäfer hat das Soubrettenfach lange hinter sich. Dass sie beide ausgerechnet bei Händel Station machen auf ihrem Weg ins Offene, hat eher wenig mit Boom oder Konjunktur zu tun; mehr damit, dass nichts so unschematisch und variabel ist wie die Opera Seria und so viele individuelle Ausdruckswahrheiten zulässt: Händel lebt.

ELEONORE BÜNING

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