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Produktdetails
Trackliste
CD
1You Need The Drugs00:04:31
2Kick It Like A Sensei00:04:12
3Rebel Heart00:04:09
4Iron Music00:05:55
5She Wants00:03:26
6Götterstrasse No. 100:04:21
7Sick00:04:10
8To The Middle Of Nowhere00:05:25
9Radio Siberia00:05:29
10We Feel Love00:04:11
11Solid Sound00:04:41
12Where We're From00:05:03
13A Night To Remember00:06:09
14Reprise00:03:02
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung

Seine Zeit
Westbam feiert dreißig Jahre Partyfeiern: "Götterstraße"

Der Berliner DJ Westbam ist ein mindestens so guter Interpret seiner eigenen Weltwichtigkeit in der Kunstsparte, die man Nacht nennen könnte, wie er ein Akteur in dieser Kunstsparte ist. Er legt Platten zum Tanzen auf, macht sie auch selbst und redet klug darüber. Und laut. Und angemessen überdreht, wie es sich vielleicht auch gehört, wenn es darum geht, die Geheimnisse der Nacht, ihre geheimen Gesetze und ihre Soundtracks zu erklären. Sie verändern sich ständig, deswegen kann man theoretisch alles Mögliche behaupten.

"Heideggers ,Sein und Zeit' kommt einem in den Sinn", hat Westbam zum Beispiel mal über den West-Berliner Club "Cri du Chat" geschrieben, als Teil eines Serien-ABCs im Magazin "zitty" über die Clubs der Hauptstadt. "Zwischen Bar und Toilette liegt aber auch der Mythos von Sisyphos, denn der ständige Wechsel von Aufputschen und Downtrinken ist der Rolling Stone des Nightlife." Der erste Satz ist lustiges Philosophendropping, wie das Mode wurde, seit die Nacht zum Gegenstand der Poptheoriebildung wurde; der zweite ist perfekt.

Westbam legt seit dreißig Jahren Platten auf und feiert das seit dreißig Jahren. Jetzt erscheint trotzdem, als Extrajubiläumsfeier sozusagen, "Götterstraße", eine herrliche Sammlung von Tracks, für die Westbam Stargäste gefunden hat, die über weiche, dunkle Sounds und immer nach vorne gehende elektronische Rhythmen singen (ich würde hier auch lieber einen Satz von Westbam lesen, mit dem er den Klang seiner Lieder erklärt, aber Westbam hat nun mal diese Lieder geschrieben, um zu erklären, wie sie klingen.) Iggy Pop ist dabei, die Rapper Lil Wayne und Kanye West, Brian Molko von Placebo, Inga Humpe, die amerikanische Sängerin Katt Rockell, Bernard Sumner von New Order und Richard Butler von den Psychedelic Furs (das ist die Band, die mit dem Song "Pretty in Pink" 1986 erklärt hat, wie ein Film von John Hughes aussieht.) Westbam mag die Überfigur des deutschen Techno sein - aber sein Herz schlägt sehr für die Gitarren-und-Keyboard-Musik des New Wave, ihre kalte Schönheit und metallische Wärme. Das spürt man auf "Götterstraße" genau, das macht die Platte angenehm antispezialistisch.

Mit Butlers kalt-schönem und metallisch-warmem "You Need the Drugs" beginnt sie, das Video dazu bedient sich bei "B-Movie", einem Dokumentarfilm von Jörg Hoppe, der Material aus den West-Berliner Achtzigern montiert hat, auch der junge Maximilian Lenz alias Westbam ist kurz zu sehen, läuft angeblich bei der nächsten Berlinale. Und obwohl das Lied vom Ende der Party handelt, die Drogen sind alle, wie und wo geht es weiter, beginnt sie hier eher. Danach folgen dreizehn weitere Kapitel einer Erzählung der Nacht, geschrieben von einem, der dabei war, für alle, die fehlten.

tob

"Götterstraße" (Vertigo Berlin / Universal)

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