Produktdetails
- Anzahl: 3 CD+DVDs
- Erscheinungstermin: 27. November 2009
- Hersteller: Concord / Universal Music,
- Gesamtlaufzeit: 277 Min.
- EAN: 0888072318571
- Artikelnr.: 27357838
CDDVD 1 | |||
1 | Drive My Car (Live at CitiField, NYC - Audio) | 00:02:36 | |
2 | Jet (Live at CitiField, NYC - Audio) | 00:04:20 | |
3 | Only Mama Knows (Live at CitiField, NYC - Audio) | 00:03:39 | |
4 | Flaming Pie (Live at CitiField, NYC - Audio) | 00:02:25 | |
5 | Got To Get You Into My Life (Live at CitiField, NYC - Audio) | 00:02:51 | |
6 | Let Me Roll It (Live at CitiField, NYC - Audio) | 00:05:50 | |
7 | Highway (Live at CitiField, NYC - Audio) | 00:03:57 | |
8 | The Long And Winding Road (Live at CitiField, NYC - Audio) | 00:03:36 | |
9 | My Love (Live at CitiField, NYC - Audio) | 00:03:55 | |
10 | Blackbird (Live at CitiField, NYC - Audio) | 00:02:42 | |
11 | Here Today (Live at CitiField, NYC - Audio) | 00:02:27 | |
12 | Dance Tonight (Live at CitiField, NYC - Audio) | 00:02:59 | |
13 | Calico Skies (Live at CitiField, NYC - Audio) | 00:02:35 | |
14 | Mrs. Vandebilt (Live at CitiField, NYC - Audio) | 00:04:39 | |
15 | Eleanor Rigby (Live at CitiField, NYC - Audio) | 00:02:22 | |
16 | Sing The Changes (Live at CitiField, NYC - Audio) | 00:04:14 | |
17 | Band On The Run (Live at CitiField, NYC - Audio) | 00:05:26 | |
CDDVD 2 | |||
1 | Back In The USSR (Live at CitiField, NYC - Audio) | 00:03:13 | |
2 | I'm Down (Live at CitiField, NYC - Audio) | 00:02:19 | |
3 | Something (Live at CitiField, NYC - Audio) | 00:04:04 | |
4 | I've Got A Feeling (Live at CitiField, NYC - Audio) | 00:05:48 | |
5 | Paperback Writer (Live at CitiField, NYC - Audio) | 00:03:25 | |
6 | A Day In The Life/Give Peace A Chance (Live at CitiField, NYC - Audio) | 00:05:42 | |
7 | Let It Be (Live at CitiField, NYC - Audio) | 00:03:55 | |
8 | Live And Let Die (Live at CitiField, NYC - Audio) | 00:03:12 | |
9 | Hey Jude (Live at CitiField, NYC - Audio) | 00:07:23 | |
10 | Day Tripper (Live at CitiField, NYC - Audio) | 00:03:10 | |
11 | Lady Madonna (Live at CitiField, NYC - Audio) | 00:02:30 | |
12 | I Saw Her Standing There (Live at CitiField, NYC - Audio) | 00:03:09 | |
13 | Yesterday (Live at CitiField, NYC - Audio) | 00:02:14 | |
14 | Helter Skelter (Live at CitiField, NYC - Audio) | 00:03:48 | |
15 | Get Back (Live at CitiField, NYC - Audio) | 00:04:11 | |
16 | Sgt. Pepper's Lonely Hearts Club Band/The End (Live at CitiField, NYC - Audio) | 00:04:39 | |
CDDVD 3 | |||
1 | Intro | 00:01:05 | |
2 | Drive My Car | 00:02:47 | |
3 | Jet | 00:05:36 | |
4 | Only Mama Knows | 00:03:47 | |
5 | Flaming Pie | 00:03:36 | |
6 | Got To Get You Into My Life | 00:03:39 | |
7 | Let Me Roll It | 00:07:18 | |
8 | Highway | 00:04:18 | |
9 | The Long And Winding Road | 00:03:53 | |
10 | My Love | 00:05:22 | |
11 | Blackbird | 00:04:46 | |
12 | Here Today | 00:03:13 | |
13 | Dance Tonight | 00:03:13 | |
14 | Calico Skies | 00:02:59 | |
15 | Mrs Vandebilt | 00:05:13 | |
16 | Eleanor Rigby | 00:02:45 | |
17 | Sing The Changes | 00:04:16 | |
18 | Band On The Run | 00:05:36 | |
19 | Back In The USSR | 00:03:46 | |
20 | I'm Down | 00:03:23 | |
Weitere 14 Tracks anzeigen | |||
21 | Something | 00:04:43 | |
22 | I've Got A Feeling | 00:06:12 | |
23 | Paperback Writer | 00:03:50 | |
24 | A Day In The Life/Give Peace A Chance | 00:06:06 | |
25 | Let It Be | 00:04:14 | |
26 | Live And Let Die | 00:03:57 | |
27 | Hey Jude | 00:09:08 | |
28 | Day Tripper | 00:03:50 | |
29 | Lady Madonna | 00:04:32 | |
30 | I Saw Her Standing There | 00:04:32 | |
31 | Yesterday | 00:03:02 | |
32 | Helter Skelter | 00:04:04 | |
33 | Get Back | 00:05:58 | |
34 | Sgt. Pepper's Lonely Hearts Club Band/The End | 00:09:48 |
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 18.10.2013Der Ärger mit dem Alterswerk
Einundsiebzigjährig bringt Paul McCartney wieder eine Platte heraus, die erste mit eigenen Liedern seit sechs Jahren. "New" kann sich hören lassen, aber der große Wurf ist leider nicht gelungen.
Es ist natürlich nicht verboten, für eine Platte vier Produzenten anzuheuern; aber es kann auch ein Zeichen dafür sein, dass etwas nicht stimmt. Doch "stimmte" je etwas mit den Soloalben von Paul McCartney in jenem Sinne, dass man dachte: Hiermit macht er jede Rückbesinnung auf die Beatles überflüssig? So etwas gab es nicht und wird es auch nie geben.
Als Solist bekam er unter allen vieren von der Kritik mit Abstand am kräftigsten eingeschenkt, durchaus nicht immer verdient, die allerersten Platten sind jedenfalls immer noch sträflich unterbewertet. Aber so richtige Meisterwerke, die wie aus einem Guss wirken (es aber ja selten sind), ohne dabei auch nur eine Sekunde zu langweilen - wie oft hat es die eigentlich von ihm gegeben? Nach "Band On The Run" (1973) hatte wahrscheinlich nur noch "Tug Of War" (1982), für das er den alten Fuchs George Martin wieder an die Regler ließ, diese wirklich, eben McCartney-mäßig bezwingenden Melodien. Danach kommt erst wieder "Flaming Pie", das er 1997 auf die von der fragwürdigen Beatles-Anthology noch ganz selige Gemeinde losließ, sicherlich einer der stichhaltigsten Beweise für seine Fähigkeit, Konzentration und Mühelosigkeit, Beiläufigkeit und Triftigkeit unter einen Hut zu kriegen. Und die drei regulären Studioplatten des vergangenen Jahrzehnts, mit denen er sein Spätwerk eigentlich hätte beschließen können und die in unseren sich ja immer verrückter beschleunigenden Zeiten allen Ernstes schon als "Klassiker" ausgerufen werden (obwohl sie schwer zu bekommen sind), fielen wenigstens zufriedenstellend aus.
Es wäre wirklich zu schön gewesen, könnte man jetzt die beste Paul-McCartney-Platte seit 31 Jahren anzeigen; aber das ist "New", trotz der Vorschusslorbeeren, mit denen die Parole "wild und wagemutig" ausgegeben wurde, nicht geworden. Daran konnten auch die Produzenten nichts ändern: Paul Epworth, Ethan Johns, Sohn des alten Beatles-Buddies und epochemachenden Tonmeisters Glyn, Mark Ronson, der das zweifelhafte Vergnügen hatte, Amy Winehouse im Studio zu beaufsichtigen, und Giles Martin, Sohn des großen George (Martin, nicht Harrison).
Dass sie die Aufnahmen "fresh and energetic" gemacht hätten, wie Paul McCartney in den selbstzufriedenen Liner Notes, die ihm bei der Plattenfirma Universal offenbar niemand ausreden konnte, selbst behauptet, ist jedenfalls übertrieben. So ist es zumindest die erste Platte mit Eigenkompositionen seit sechs Jahren geworden, seit "Memories Almost Full", die noch ganz munter klang (F.A.Z. vom 23. Juni 2007); über sein letztes Album, die betuliche Jazz-Schnulzen-Sammlung "Kisses On The Bottom", lässt sich nur sagen, damit habe er sich einen Herzenswunsch, Lebenstraum oder was dergleichen Flausen mehr sind erfüllt - künstlerisch ein Todesurteil, wie es sich natürlich nur bei den ganz Großen zu fällen lohnt. Dazu wird es hier aber nicht kommen. (Wir reden immer noch vom erfolgreichsten Komponisten aller Zeiten.)
Der mit minimalem Aufwand besorgte Auftakt, "Save Us", verspricht schon fast zu viel: ein Hammerklavier wie zu Lady Madonnas Zeiten, eine Gitarre unter Starkstrom - Halbstarke, was wollt ihr mehr? Mit zwei, drei Handbewegungen deutet der Meister im Folgenden die Spannbreite an, die in der Popmusik eben doch niemand so überzeugend zu umreißen und mit Leben zu füllen vermochte wie er: "Alligator" übt diesen unheimlich geschmeidigen, sich energisch steigernden Druck aus wie zu Zeiten von "Band On The Run"; "On My Way to Work", eine textlich gelungene Alterskoketterie, ist eine jener fast minimalistisch sparsamen, jenseits des bloß Gefälligen siedelnden Akustik-Subtilitäten, bei denen man aber nie ganz sicher ist, ob sie nicht doch auch schon etwas ins Banale kippen. Bei "Yesterday" und "Michelle" war das seinerzeit eindeutig nicht der Fall, hier dagegen bleibt diese Frage gefährlich offen.
Im ersten Drittel kann er mit allerlei technischen Tricks, deren sich zu bedienen nicht ehrenrührig ist, noch kaschieren, dass ja auch seine Stimme in die Jahre gekommen ist. Dann "Early Days", eine Akustikminiatur von fast bestürzender Nacktheit; wie hier gleich anfangs der Gesang jammervoll einknickt ("if they try-ha-hy-hy"), werden Unverbrüchliche womöglich noch als authentischen Altersstil zu deuten wissen - in Wirklichkeit ist es eine Bankrotterklärung. Man mag etwas Bezeichnendes in der Tatsache sehen, dass so etwas ausgerechnet in dem Lied passiert, in dem Paul McCartney sich seiner Sentimentalität, der Anfälligkeit gegenüber der Beatles- und der vom Muckertum geprägten Prä-Beatles-Ära, am rückhaltlosesten hingibt. Wollte er sie unterdrücken, so würde ihm das auch niemand abnehmen; sein Gesamtwerk zehrt ja davon, und in seinen besten Momenten kehrt es sie euphorisch nach außen.
Von diesem Schlag erholt sich die neue Platte nicht mehr, da kann McCartney den Schlagzeug-Computer noch so bemühen ("Appreciate") oder Mitsingrefrains aus den finstersten Achtzigern hervorkramen ("Everybody out There"). Denn seit jenem ungeschützten Moment hallt es nach in unseren Ohren: Mein Gott, er ist jetzt so alt, wie Johnny Cash überhaupt nur wurde. Cash, der vor zehn Jahren starb, war nach damaligen Popmaßstäben ein uralter Mann; Paul McCartney ist ein alter. Als solcher hätte er sich schon mal nicht auf vier junge Produzenten gleichzeitig einlassen müssen. Der Neuerungsanspruch, den man mit solchen Personalentscheidungen zwangsläufig erkennen lässt, ist auf dem Album nicht zu erkennen. Er wäre ohnehin irrelevant.
Entscheidend für diesen Musiker ist etwas anderes: nicht, dass er, wie nun vereinzelt und mit einer gewissen Erleichterung festgestellt wird, mit seiner Vergangenheit Frieden schließt; sondern, dass er sich an ihr misst - mit einer Unbekümmertheit, die sich natürlich nicht ohne weiteres einstellt. Ein Rick Rubin, der dem alten Cash auf die Beine half und ihn zu später Blüte trieb, indem er ihn zwang, sich auf die Essenz von Songs zu konzentrieren, ist nicht in Sicht. Und die Fähigkeit, das eigene Erbe produktiv und zerstörerisch zu verwalten, dabei dem Jenseits mit Grabesstimme (und vor allem ohne gefärbte Haare!) ungerührt zu trotzen wie Bob Dylan, der an diesem Freitag in Hannover seine Deutschland-Tournee beginnt, hatte er nie. So ist denn "New" eine im Ganzen zwar unpeinliche, aber eben auch schon unnotwendige Platte geworden, die ihren Titel auf denkbar banale Weise einlöst.
EDO REENTS
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Einundsiebzigjährig bringt Paul McCartney wieder eine Platte heraus, die erste mit eigenen Liedern seit sechs Jahren. "New" kann sich hören lassen, aber der große Wurf ist leider nicht gelungen.
Es ist natürlich nicht verboten, für eine Platte vier Produzenten anzuheuern; aber es kann auch ein Zeichen dafür sein, dass etwas nicht stimmt. Doch "stimmte" je etwas mit den Soloalben von Paul McCartney in jenem Sinne, dass man dachte: Hiermit macht er jede Rückbesinnung auf die Beatles überflüssig? So etwas gab es nicht und wird es auch nie geben.
Als Solist bekam er unter allen vieren von der Kritik mit Abstand am kräftigsten eingeschenkt, durchaus nicht immer verdient, die allerersten Platten sind jedenfalls immer noch sträflich unterbewertet. Aber so richtige Meisterwerke, die wie aus einem Guss wirken (es aber ja selten sind), ohne dabei auch nur eine Sekunde zu langweilen - wie oft hat es die eigentlich von ihm gegeben? Nach "Band On The Run" (1973) hatte wahrscheinlich nur noch "Tug Of War" (1982), für das er den alten Fuchs George Martin wieder an die Regler ließ, diese wirklich, eben McCartney-mäßig bezwingenden Melodien. Danach kommt erst wieder "Flaming Pie", das er 1997 auf die von der fragwürdigen Beatles-Anthology noch ganz selige Gemeinde losließ, sicherlich einer der stichhaltigsten Beweise für seine Fähigkeit, Konzentration und Mühelosigkeit, Beiläufigkeit und Triftigkeit unter einen Hut zu kriegen. Und die drei regulären Studioplatten des vergangenen Jahrzehnts, mit denen er sein Spätwerk eigentlich hätte beschließen können und die in unseren sich ja immer verrückter beschleunigenden Zeiten allen Ernstes schon als "Klassiker" ausgerufen werden (obwohl sie schwer zu bekommen sind), fielen wenigstens zufriedenstellend aus.
Es wäre wirklich zu schön gewesen, könnte man jetzt die beste Paul-McCartney-Platte seit 31 Jahren anzeigen; aber das ist "New", trotz der Vorschusslorbeeren, mit denen die Parole "wild und wagemutig" ausgegeben wurde, nicht geworden. Daran konnten auch die Produzenten nichts ändern: Paul Epworth, Ethan Johns, Sohn des alten Beatles-Buddies und epochemachenden Tonmeisters Glyn, Mark Ronson, der das zweifelhafte Vergnügen hatte, Amy Winehouse im Studio zu beaufsichtigen, und Giles Martin, Sohn des großen George (Martin, nicht Harrison).
Dass sie die Aufnahmen "fresh and energetic" gemacht hätten, wie Paul McCartney in den selbstzufriedenen Liner Notes, die ihm bei der Plattenfirma Universal offenbar niemand ausreden konnte, selbst behauptet, ist jedenfalls übertrieben. So ist es zumindest die erste Platte mit Eigenkompositionen seit sechs Jahren geworden, seit "Memories Almost Full", die noch ganz munter klang (F.A.Z. vom 23. Juni 2007); über sein letztes Album, die betuliche Jazz-Schnulzen-Sammlung "Kisses On The Bottom", lässt sich nur sagen, damit habe er sich einen Herzenswunsch, Lebenstraum oder was dergleichen Flausen mehr sind erfüllt - künstlerisch ein Todesurteil, wie es sich natürlich nur bei den ganz Großen zu fällen lohnt. Dazu wird es hier aber nicht kommen. (Wir reden immer noch vom erfolgreichsten Komponisten aller Zeiten.)
Der mit minimalem Aufwand besorgte Auftakt, "Save Us", verspricht schon fast zu viel: ein Hammerklavier wie zu Lady Madonnas Zeiten, eine Gitarre unter Starkstrom - Halbstarke, was wollt ihr mehr? Mit zwei, drei Handbewegungen deutet der Meister im Folgenden die Spannbreite an, die in der Popmusik eben doch niemand so überzeugend zu umreißen und mit Leben zu füllen vermochte wie er: "Alligator" übt diesen unheimlich geschmeidigen, sich energisch steigernden Druck aus wie zu Zeiten von "Band On The Run"; "On My Way to Work", eine textlich gelungene Alterskoketterie, ist eine jener fast minimalistisch sparsamen, jenseits des bloß Gefälligen siedelnden Akustik-Subtilitäten, bei denen man aber nie ganz sicher ist, ob sie nicht doch auch schon etwas ins Banale kippen. Bei "Yesterday" und "Michelle" war das seinerzeit eindeutig nicht der Fall, hier dagegen bleibt diese Frage gefährlich offen.
Im ersten Drittel kann er mit allerlei technischen Tricks, deren sich zu bedienen nicht ehrenrührig ist, noch kaschieren, dass ja auch seine Stimme in die Jahre gekommen ist. Dann "Early Days", eine Akustikminiatur von fast bestürzender Nacktheit; wie hier gleich anfangs der Gesang jammervoll einknickt ("if they try-ha-hy-hy"), werden Unverbrüchliche womöglich noch als authentischen Altersstil zu deuten wissen - in Wirklichkeit ist es eine Bankrotterklärung. Man mag etwas Bezeichnendes in der Tatsache sehen, dass so etwas ausgerechnet in dem Lied passiert, in dem Paul McCartney sich seiner Sentimentalität, der Anfälligkeit gegenüber der Beatles- und der vom Muckertum geprägten Prä-Beatles-Ära, am rückhaltlosesten hingibt. Wollte er sie unterdrücken, so würde ihm das auch niemand abnehmen; sein Gesamtwerk zehrt ja davon, und in seinen besten Momenten kehrt es sie euphorisch nach außen.
Von diesem Schlag erholt sich die neue Platte nicht mehr, da kann McCartney den Schlagzeug-Computer noch so bemühen ("Appreciate") oder Mitsingrefrains aus den finstersten Achtzigern hervorkramen ("Everybody out There"). Denn seit jenem ungeschützten Moment hallt es nach in unseren Ohren: Mein Gott, er ist jetzt so alt, wie Johnny Cash überhaupt nur wurde. Cash, der vor zehn Jahren starb, war nach damaligen Popmaßstäben ein uralter Mann; Paul McCartney ist ein alter. Als solcher hätte er sich schon mal nicht auf vier junge Produzenten gleichzeitig einlassen müssen. Der Neuerungsanspruch, den man mit solchen Personalentscheidungen zwangsläufig erkennen lässt, ist auf dem Album nicht zu erkennen. Er wäre ohnehin irrelevant.
Entscheidend für diesen Musiker ist etwas anderes: nicht, dass er, wie nun vereinzelt und mit einer gewissen Erleichterung festgestellt wird, mit seiner Vergangenheit Frieden schließt; sondern, dass er sich an ihr misst - mit einer Unbekümmertheit, die sich natürlich nicht ohne weiteres einstellt. Ein Rick Rubin, der dem alten Cash auf die Beine half und ihn zu später Blüte trieb, indem er ihn zwang, sich auf die Essenz von Songs zu konzentrieren, ist nicht in Sicht. Und die Fähigkeit, das eigene Erbe produktiv und zerstörerisch zu verwalten, dabei dem Jenseits mit Grabesstimme (und vor allem ohne gefärbte Haare!) ungerührt zu trotzen wie Bob Dylan, der an diesem Freitag in Hannover seine Deutschland-Tournee beginnt, hatte er nie. So ist denn "New" eine im Ganzen zwar unpeinliche, aber eben auch schon unnotwendige Platte geworden, die ihren Titel auf denkbar banale Weise einlöst.
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