Der Countdown für die Veröffentlichung des mit Spannung erwarteten dritten Albums (in nur zwei Jahren!) von Rihanna läuft! "Good Girl Gone Bad" heisst das neue Album der mehrfach mit Platin ausgezeichneten Def Jam-Künstlerin, das am 08.06.2007 erscheint. Einen Vorgeschmack gibt schon einmal die erste Single "Umbrella" inklusive eines Rap-Parts ihres Entdeckers und Förderers Jay-Z. Nach einem ereignisreichen Jahr 2006 mit massenhaft Auszeichnungen und # 1 Hits, u.a. erreichte "A Girl Like Me" in Deutschland Goldstatus, die Singles "S.O.S." und "Unfaithful" # 1 der Single Charts, gönnt sich die erst 19jährige neue Pop-Queen aus Barbados keine Pause und startet weiter fulminant durch.
CD | |||
1 | Umbrella | 00:04:36 | |
2 | Push Up On Me | 00:03:15 | |
3 | Don't Stop The Music | 00:04:27 | |
4 | Breakin' Dishes | 00:03:21 | |
5 | Shut Up And Drive | 00:03:33 | |
6 | Hate That I Love You | 00:03:39 | |
7 | Say It | 00:04:11 | |
8 | Sell Me Candy | 00:02:46 | |
9 | Lemme Get That | 00:03:41 | |
10 | Rehab | 00:04:55 | |
11 | Question Existing | 00:04:09 | |
12 | Good Girl Gone Bad | 00:03:35 |
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 23.06.2007Sportliche Mädchen kommen überall hin
Wie ein Teenager zum Rhythm-&-Blues-Weltstar wurde: Rihannas neues Album
Aus dem guten Mädchen ist ein böses geworden. Das neunzehnjährige R&BSternchen Rihanna erzählt, sie sei gerade in die Phase der Teenage-Rebellion eingetreten, indem sie - bitte hinsetzen und Herztropfen bereithalten! - sich, ohne jemanden um Erlaubnis zu fragen, eine neue Pagen-Frisur zulegte. "Ich habe es einfach getan, mein ganzes Image verändert, so wie es ein bad girl tun würde", gestand sie anschließend der Presse. Doch ob das reicht, um aus der fröhlichen, bisher weder durch Drogenexzesse noch Beziehungsdramen auffällig gewordenen Neunzehnjährigen einen Vamp zu machen? Ob sie damit endgültig das Etikett "Barbiepuppe aus Barbados" abstreift, um in der Liga des Erwachsenen-R&B mitzuspielen?
Glaubt man ihrem neuen Video "Umbrella", jedenfalls ist die als Robyn Rihanna Fenty in der Karibik geborene Sängerin in den drei Jahren seit ihrem Debüt mächtig gereift: Da windet sie sich im knappen Latex-Kleid, Netzstrümpfen und hochhackigen Schuhen um einen Regenschirm und säuselt dazu Einladungen, die einen auf den Gedanken bringen könnten, dass es vielleicht doch nicht nur um Schutz vor nassem Wetter gehen könnte. Tanzen kann sie. Und zumindest in puncto Erotik hat Rihanna gehörig dazugelernt. Musste ja auch sein. Bei einem Albumtitel wie "Good Girl Gone Bad".
Jedenfalls ist das Konzept ihres Mentors Jay-Z aufgegangen. Rihanna steht in fast allen Charts dieser Welt an der Spitze. Nummer eins in Amerika. Nummer eins in England. Nummer eins in Deutschland. An ihrem Album kann man gut lernen, wie ein perfektes Industrie-Produkt für Videosender und Teeniepresse auszusehen hat. Von allen gängigen Stilen etwas, garniert mit viel Lächeln und angedeutetem Sex. So weit in Ordnung. Doch dann firmiert die neue Platte immer noch unter dem Genre Rhythm & Blues - das heißt Rihanna muss sich wohl oder übel auch an gestandenen Soul-Mamas wie Mary J. Blige, Angie Stone oder zumindest Beyoncé messen lassen. Anders als letztere aber fühlt sich die karibische Schönheit kaum an afroamerikanische Traditionslinien gebunden: Weder hat sie sich ihre Sporen in einem Gospelchor noch in einer Hip-Hop-Band verdient. Nein, Rihannas Stimme hat etwas mechanisch-präzises, reicht für den schönen Zuckerguss, aber lässt selten einmal echten Gefühlen Raum. Und auch ihre Geschichte klingt eher wie eines dieser bonbonfarbenen Märchen aus den Disney-Studios.
Bevor sie im Dezember 2003 von einem amerikanischen Produzenten auf Barbados-Urlaub entdeckt wurde, war Rihanna nur eines von vielen Strandmädchen, das die Schule schwänzte und abends in den örtlichen Clubs ihrer Heimatstadt St. Michaels zu einer Mischung aus Calypso und Reggae tanzte. Sie hatte zwar mit ihrem Vortrag von Mariah Careys "Hero" einen Schulwettbewerb gewonnen. Ansonsten beschränkte sich ihre musikalische Erfahrung auf das Singen vor dem heimischen Schlafzimmerspiegel. Doch was nicht ist, kann man ja noch lernen.
Das muss sich offensichtlich der HipHop-Star und Plattenfirmenboss Jay-Z gedacht haben, als er das schüchterne aber gutaussehende Mädchen (damals erst fünfzehn) noch am Tag ihrer Vorstellung unter Vertrag nahm. Schon ein paar Wochen später war es vorbei mit dem beschaulichen Teenager-Leben: Rihanna stand in New York im Studio, übte acht Stunden täglich mit einem Choreographen und ging anschließend auf Welttournee. "Music Of The Sun" hieß ihr Debüt, das mit seiner Mischung aus Rhythm & Blues, Reggae und verwässerten karibischen Rhythmen noch ein wenig an die Herkunft der jungen Sängerin anknüpfte.
Ganz anders nun "Good Girl Gone Bad". Offensichtlich hat Rihanna schließlich begriffen, dass sie vor allem eine gute Tänzerin ist, so dass der Großteil des Albums aus schnellen Dance-Pop-Nummern besteht. Typisch etwa "Don't Stop The Music", das bei Michael Jacksons "Wanna Be Startin' Somethin'" klaut oder "Push Up On Me" mit seinen Achtziger-Jahre-Synthesizern und "Flashdance"-Anspielungen. Gelungen auch das von Timbaland mit monströs treibenden Marching-Band-Rhythmen produzierte "Lemme Get That". Die Balladen dagegen leiden unter Rihannas beschränktem vokalem Talent - da nützt es kaum, dass sich große Namen wie Ne-Yo oder Justin Timberlake als Songlieferanten gewinnen ließen. Letzterer etwa muss an eine sehr viel verruchtere Kandidatin gedacht haben, als er die Nummer "Rehab" schrieb. Aus dem Mund der Neunzehnjährigen wirkt das Ganze jedenfalls weniger wie das reuige Geständnis einer Alkoholsünderin denn wie Kindergeburtstagsbeschallung. Auch die anderen Songtitel stülpen Rihanna ein ganz und gar falsches Image über: "Breakin' Dishes" etwa, oder "Shut Up And Drive". Am Ende kann die Sängerin mit dem leicht nasalen Timbre nicht anders als das süße flirtende Mädchen zu geben.
Zurück bleibt der üble Nachgeschmack eines Etikettenschwindels. Warum Rihanna nicht einfach sie selbst sein lassen? Eine Pop-Prinzessin eben, mit beschränkten Talenten zwar, aber jeder Menge Willen, an sich und ihrem Image zu arbeiten. Dass das schon reicht, um international die Nummer eins zu werden - es braucht nicht Rihannas Problem zu sein. Sie hat gerade einen Werbevertrag bei einer Kosmetikfirma unterschrieben. Und schwärmt davon, demnächst in einem Action-Streifen in Hollywood mitzuwirken.
JONATHAN FISCHER
Rihanna, Good Girl Gone Bad. Def Jam/Universal 7361614
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Wie ein Teenager zum Rhythm-&-Blues-Weltstar wurde: Rihannas neues Album
Aus dem guten Mädchen ist ein böses geworden. Das neunzehnjährige R&BSternchen Rihanna erzählt, sie sei gerade in die Phase der Teenage-Rebellion eingetreten, indem sie - bitte hinsetzen und Herztropfen bereithalten! - sich, ohne jemanden um Erlaubnis zu fragen, eine neue Pagen-Frisur zulegte. "Ich habe es einfach getan, mein ganzes Image verändert, so wie es ein bad girl tun würde", gestand sie anschließend der Presse. Doch ob das reicht, um aus der fröhlichen, bisher weder durch Drogenexzesse noch Beziehungsdramen auffällig gewordenen Neunzehnjährigen einen Vamp zu machen? Ob sie damit endgültig das Etikett "Barbiepuppe aus Barbados" abstreift, um in der Liga des Erwachsenen-R&B mitzuspielen?
Glaubt man ihrem neuen Video "Umbrella", jedenfalls ist die als Robyn Rihanna Fenty in der Karibik geborene Sängerin in den drei Jahren seit ihrem Debüt mächtig gereift: Da windet sie sich im knappen Latex-Kleid, Netzstrümpfen und hochhackigen Schuhen um einen Regenschirm und säuselt dazu Einladungen, die einen auf den Gedanken bringen könnten, dass es vielleicht doch nicht nur um Schutz vor nassem Wetter gehen könnte. Tanzen kann sie. Und zumindest in puncto Erotik hat Rihanna gehörig dazugelernt. Musste ja auch sein. Bei einem Albumtitel wie "Good Girl Gone Bad".
Jedenfalls ist das Konzept ihres Mentors Jay-Z aufgegangen. Rihanna steht in fast allen Charts dieser Welt an der Spitze. Nummer eins in Amerika. Nummer eins in England. Nummer eins in Deutschland. An ihrem Album kann man gut lernen, wie ein perfektes Industrie-Produkt für Videosender und Teeniepresse auszusehen hat. Von allen gängigen Stilen etwas, garniert mit viel Lächeln und angedeutetem Sex. So weit in Ordnung. Doch dann firmiert die neue Platte immer noch unter dem Genre Rhythm & Blues - das heißt Rihanna muss sich wohl oder übel auch an gestandenen Soul-Mamas wie Mary J. Blige, Angie Stone oder zumindest Beyoncé messen lassen. Anders als letztere aber fühlt sich die karibische Schönheit kaum an afroamerikanische Traditionslinien gebunden: Weder hat sie sich ihre Sporen in einem Gospelchor noch in einer Hip-Hop-Band verdient. Nein, Rihannas Stimme hat etwas mechanisch-präzises, reicht für den schönen Zuckerguss, aber lässt selten einmal echten Gefühlen Raum. Und auch ihre Geschichte klingt eher wie eines dieser bonbonfarbenen Märchen aus den Disney-Studios.
Bevor sie im Dezember 2003 von einem amerikanischen Produzenten auf Barbados-Urlaub entdeckt wurde, war Rihanna nur eines von vielen Strandmädchen, das die Schule schwänzte und abends in den örtlichen Clubs ihrer Heimatstadt St. Michaels zu einer Mischung aus Calypso und Reggae tanzte. Sie hatte zwar mit ihrem Vortrag von Mariah Careys "Hero" einen Schulwettbewerb gewonnen. Ansonsten beschränkte sich ihre musikalische Erfahrung auf das Singen vor dem heimischen Schlafzimmerspiegel. Doch was nicht ist, kann man ja noch lernen.
Das muss sich offensichtlich der HipHop-Star und Plattenfirmenboss Jay-Z gedacht haben, als er das schüchterne aber gutaussehende Mädchen (damals erst fünfzehn) noch am Tag ihrer Vorstellung unter Vertrag nahm. Schon ein paar Wochen später war es vorbei mit dem beschaulichen Teenager-Leben: Rihanna stand in New York im Studio, übte acht Stunden täglich mit einem Choreographen und ging anschließend auf Welttournee. "Music Of The Sun" hieß ihr Debüt, das mit seiner Mischung aus Rhythm & Blues, Reggae und verwässerten karibischen Rhythmen noch ein wenig an die Herkunft der jungen Sängerin anknüpfte.
Ganz anders nun "Good Girl Gone Bad". Offensichtlich hat Rihanna schließlich begriffen, dass sie vor allem eine gute Tänzerin ist, so dass der Großteil des Albums aus schnellen Dance-Pop-Nummern besteht. Typisch etwa "Don't Stop The Music", das bei Michael Jacksons "Wanna Be Startin' Somethin'" klaut oder "Push Up On Me" mit seinen Achtziger-Jahre-Synthesizern und "Flashdance"-Anspielungen. Gelungen auch das von Timbaland mit monströs treibenden Marching-Band-Rhythmen produzierte "Lemme Get That". Die Balladen dagegen leiden unter Rihannas beschränktem vokalem Talent - da nützt es kaum, dass sich große Namen wie Ne-Yo oder Justin Timberlake als Songlieferanten gewinnen ließen. Letzterer etwa muss an eine sehr viel verruchtere Kandidatin gedacht haben, als er die Nummer "Rehab" schrieb. Aus dem Mund der Neunzehnjährigen wirkt das Ganze jedenfalls weniger wie das reuige Geständnis einer Alkoholsünderin denn wie Kindergeburtstagsbeschallung. Auch die anderen Songtitel stülpen Rihanna ein ganz und gar falsches Image über: "Breakin' Dishes" etwa, oder "Shut Up And Drive". Am Ende kann die Sängerin mit dem leicht nasalen Timbre nicht anders als das süße flirtende Mädchen zu geben.
Zurück bleibt der üble Nachgeschmack eines Etikettenschwindels. Warum Rihanna nicht einfach sie selbst sein lassen? Eine Pop-Prinzessin eben, mit beschränkten Talenten zwar, aber jeder Menge Willen, an sich und ihrem Image zu arbeiten. Dass das schon reicht, um international die Nummer eins zu werden - es braucht nicht Rihannas Problem zu sein. Sie hat gerade einen Werbevertrag bei einer Kosmetikfirma unterschrieben. Und schwärmt davon, demnächst in einem Action-Streifen in Hollywood mitzuwirken.
JONATHAN FISCHER
Rihanna, Good Girl Gone Bad. Def Jam/Universal 7361614
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main