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Trackliste
CD
1Juilliard serenade (Tempo libero II) (1971)00:21:05
2Gipsies Round (bearb. für Orchester von Bruno Maderna)00:02:17
3Can Shee (bearb. für Orchester von Bruno Maderna)00:02:25
4Rosasolis (bearb. für Orchester von Bruno Maderna)00:01:57
5Galiarda Passamezzo (bearb. für Orchester von Bruno Maderna)00:04:51
6His Humor (bearb. für Orchester von Bruno Maderna)00:02:07
7Grande Aulodia (für Flöte, Oboe und Orchester) (1970)00:24:28
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 05.09.2009

Fast immer etwas Liebe

Mit zwölf debütierte er als Dirigent an der Scala. Später, in den fünfziger und sechziger Jahren, wurde Bruno Maderna zu einer solchen Schlüsselfigur der Neuen Musik, dass es wundernimmt, wie vergessen er heute sein kann. Andererseits: kein Wunder. Bereits in den letzten Jahren seines kurzen Lebens war er als Dirigent bekannter denn als Komponist. Maderna unterwarf sich keiner Doktrin, er durchbrach schon früh das serielle Dogma in Richtung Aleatorik, hatte eine musikalische Liebesbeziehung zur tonalen Tradition, synthetisierte - als ein im guten Sinne früher Postmoderner - elektronische und natürliche Klänge. Und er hatte auch nicht die mindeste Scheu vor komponiertem Gefühl.

Klangcollagen wie das "Venezianische Tagebuch" sind Legende geworden, wie es scheue Botschaften an sich haben, die keiner laut aussprechen mag. Wer aber mit heutigen Komponisten spricht (und mit Dirigenten), der wird, kommt die Sprache auf Maderna, fast immer etwas von Liebe spüren. Dennoch gibt es außer Luigi Dallapiccola, für den etwas Ähnliches gilt, keinen so selten aufgeführten Neutöner. Wer Madernas Arbeiten kennenlernen will, muss also auf CDs zurückgreifen, einiges ist auch als MP3 übers Netz zu bekommen. Man kann das ideologische Naserümpfen direkt spüren, das diesen Komponisten nach und nach aus dem Musikbetrieb hinausgeschoben hat.

Es wäre jetzt seine Zeit (dann müsste sich das E-musikalische Kitschbedürfnis nicht esoterisch mit Philip-Glass-Klängen zuschmieren lassen). Das hat man sich bei Ricordi wohl auch so gedacht und die "Grande Aulolia" Madernas wieder auf Tonträger zugänglich gemacht (Ricordi oggi/Stradivarius STR 57010/edel): ein in Episoden geradezu erzähltes Konzert für Flöte und Oboe. Der griechische Aulós war eine Art doppelläufige Schalmei: kompositorisch ein typischer Rückgriff Madernas, der über die Oboe einen vermeintlich alten Klang legt, indem er den ihren mit dem modernen der Querflöte mischt. Das lässt einen bisweilen schwebenden, fast überzeitlichen Ton entstehen, den in manchen "Szenen" scharfe Perkussionspassagen dramatisieren. Keine neue Einspielung, nein. Aber diese Radioaufnahme aus dem Jahr 1970 klingt frisch wie je, frei von jeder Starre und erstaunlich unhistorisch. "Ich hasse es, konsequent zu sein, denn das ist tödlich", hat Bruno Maderna einmal gesagt. Die streng serielle Musik bekam das per Publikumsverdampfung zu spüren.

ALBAN NIKOLAI HERBST

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