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Produktdetails
Trackliste
CD
1Quand On Est Jeune00:06:55
2Agghiacciante00:06:53
3Reminiscenza00:06:55
4Growth00:06:31
5Olena00:07:35
6Dark Clouds00:04:49
7Desiderio00:07:32
8Siren Mood00:04:56
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 20.07.2015

Einzig im Himmel festgemacht

Vor zehn Jahren wurde an dieser Stelle eine Klassikerausgabe gewürdigt, die damals nur auf CD erschien: die sieben Alben von Spooky Tooth (F.A.Z. vom 2. Juli 2005). Jetzt gibt es wieder eine von dieser außergewöhnlichen englischen, wohl nur noch dem Segment Ü-60 vertrauten Band, und zwar auf CD wie auf Vinyl: "The Island Years. An Anthology 1967- 1974" (Universal). Der Titel tut so, als hätte das Quintett außer Island Records noch eine andere Plattenfirma gehabt; aber egal. Wieso aber liegt der Box mit den acht Scheiben nicht auch das schöne Beiheft der Neun-CD-Box bei? Welchen Sinn hat es, Platten in halbwegs originalgetreuer Aufmachung und absolut zufriedenstellender Tonqualität ohne ein erklärendes Wort auf den Markt - tja, nicht gerade zu werfen? Denn das Vinyl kostet mehr als 160 Euro, während die CD-Box, die dazu noch viele bisher unveröffentlichte oder vergriffene Aufnahmen enthält, darunter von einem Konzert in: komischerweise Oldenburg, nur 65 kostet. Die Zugaben hätte man doch auch gerne analog gehört, dafür hätte man das missratene Album "Ceremony" zur Not weglassen können. Für alle aber, die "Spooky Two" (1969), das eines der besten Alben der Rockgeschichte ist, endlich als Vinyl-Neuerscheinung haben und den Rest auch mit in Kauf nehmen wollen, lohnt sich die Sache - das Original davon kostet inzwischen mehr als die ganze neue Box.

edo.

*

Normalerweise arrangiert er Songs von Blur oder Coldplay oder produziert die Platten von Peter Gabriel, aber das Herz des britischen Komponisten, Bratschisten und Gitarristen John Metcalfe dürfte wohl vor allem für seine eigenen Platten schlagen. Mit "The Appearance Of Color" (Real World/Rough Trade) erscheint nun bereits die vierte, und neben ein wenig esoterischem Edel-Kitsch, wie er für das Label Real World durchaus nicht untypisch ist, enthält das Album fein ziselierte instrumentale Rockmusik im weitesten Sinne, die ein Gespür für musikalisches Drama und großangelegte Bögen hat. Metcalfe konstruiert sorgfältig auf musikalische Höhepunkte hin, wie sie etwa für eine gute Techno-Single typisch sind - der zwanzigminütige Opener "Sun" weist gleich mehrere davon auf. Doch nach allzu viel interesselosem Wohlklang ist man froh, wenn in "Just Let Go" die packende Stimme der Bat-For-Lashes-Sängerin Natasha Khan auftaucht und dem rätselhaften Lied, das sich aus einer Bratschenfigur entwickelt, nicht nur Struktur verleiht, sondern es auch gleich zum besten des Albums macht.

roth

*

In Frankreich geboren, ab dem zehnten Lebensjahr in Sizilien aufgewachsen und mit achtundzwanzig in Holland hängengeblieben, wo er am renommierten Konservatorium von Amsterdam Jazzgitarre studierte - das ist Sandro Fazio. Sein Album "Growth" (Challenge/Codaex) darf man himmlisch nennen, denn die unerschöpfliche Erfindungsgabe für luftig liedhafte Melodik und die klare Diktion scheinen so recht nur im Himmel festgemacht. Simpler Kinderkram ist das aber keineswegs. Mit Klavier, Rhythmusgruppe und dem Tenorsaxophonisten und Klarinettisten Franz von Chossy stimmt Fazio eine enorm ereignisreiche Jazz-Kammermusik an. Pathos wird hier durch Warteschleifen von minimalistischen Wiederholungen unterminiert. Impulse verdämmern. Strahlende Themen bekennen sich zu singbarer Einfachheit, um gleich in tobender Improvisationslust aufzugehen. Heiter durchdachte Kontrapunkte fallen sich spielsüchtig ins Wort. "Gespräche" zwischen Tenorsaxophon und Gitarre entwickeln sich in scheinbar zögerlichem Respekt zu hochfliegenden Konstrukten. Im poetischen Pastellgemälde jault auch mal das Tenorsaxophon wie ein verletztes Tier. Fazio wurde in Amsterdam nebenbei auch in Chemie promoviert - das hört man der Musik nicht an.

u.o.

*

Posaunisten müssten sich eigentlich die Lippen lecken nach diesem Stück. Denn die Solo-Literatur für sie ist nicht gerade üppig. Das Konzert für Posaune, Klavier und Streichorchester, das Jerzy Fitelberg 1948 komponiert hat, beschreibt den Charakter des Instruments sogar abseits des Rollenklischees: Nicht majestätisch, schwerfällig oder derb-kreatürlich tritt es auf, sondern empfindsam, gesanglich, in stetem Gegensatz zum perkussiv begriffenen Klavier. Nur kennt das Stück kaum ein Mensch. Fitelberg gehört zur verschollenen Generation polnischer Komponisten, denen Nationalsozialismus, Krieg und Stalinismus die Karriere zerrütteten. In der schönen Musikreihe "Poland abroad" kann man Fitelbergs Konzert auf dem Album "Concerto/Concertino" (EDA Records/New Arts International) in einer virtuosen, zugleich teilnahmsvollen Aufnahme mit dem Philharmonischen Kammerorchester Warschau unter Christoph Slowinski sowie mit Andrzej Sienkiewicz an der Posaune und Grzegorz Gorczyca am Klavier hören. Gemeinsam mit den Konzerten für Streichorchester von Tadeusz Kassern und Michal Spisak steht es für einen Neoklassizismus der Empathie ohne die grinsende Fratze der Dauer-Ironie.

jbm.

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