Was ist eigentlich in den vergangenen fünf Jahren mit den Young Fathers passiert? Ist das hier noch die gleiche Band wie auf „Cocoa Sugar“ oder eine gar völlig Neue? Nach drei interessanten, bemüht experimentellen, aber letztlich unausgegorenen Werken drohten die Schotten ein wenig egal zu werden.
Auf „Heavy Heavy“ ist das Dreigespann wie ausgewechselt. Mit einem ungehobelten und unverbrauchten…mehrWas ist eigentlich in den vergangenen fünf Jahren mit den Young Fathers passiert? Ist das hier noch die gleiche Band wie auf „Cocoa Sugar“ oder eine gar völlig Neue? Nach drei interessanten, bemüht experimentellen, aber letztlich unausgegorenen Werken drohten die Schotten ein wenig egal zu werden. Auf „Heavy Heavy“ ist das Dreigespann wie ausgewechselt. Mit einem ungehobelten und unverbrauchten Enthusiasmus hauen sie dem Hörer einen Haufen Hits vor den Latz, für die ihnen vorher das richtige Bauchgefühl fehlte oder einfach der Kopf nicht frei genug war. Den Hip Hop ihres Debüts „Dead“ hatten sie gnädigerweise schon für „White Men Are Black Men Too“ hinter sich gelassen. Und von den hübsch produzierten, aber oft ziellosen Ausuferungen des Vorgängers lassen sie diesmal auch die Finger. Auf „Heavy Heavy“ lassen die Young Fathers Gegensätze mit einer Heftigkeit kollidieren, dass nie Stillstand herrscht. Von konventionellen Songstrukturen nahmen diese Herren zwar schon von Beginn an Abstand, jetzt reduzieren sie sich aufs Wesentliche und sind dabei doch so bissig wie nie. Denn weniger ist, wie man so schön sagt, manchmal eben doch mehr.
Manche Songs hüpfen regelrecht wie Duracell-Häschen durch die Gegend, die ihre plüschigen Lauscher in Richtung TV On The Radio gestreckt haben. „Hear the beat of the drum and go numb“ empfiehlt uns Alloysious Massaquoi in „Drum“ und man kann eigentlich gar nicht anders, als sich von diesen positiven, energetischen Afro-Rythmen hypnotisieren zu lassen. Genauso abgedreht ist „Sink Or Swim“. Grob geschnitzter Rock wie in „Rice“ oder „I Saw“ bleibt dagegen auch auf „Heavy Heavy“ eher die Ausnahme. Am stärksten klingen die Young Fathers auf diesem Album ohnehin immer dann, wenn Alles für ein paar Minuten herunterfährt, die Musik sich langsam wieder aufbäumt, um dann zu explodieren, so wie in „Tell Somebody“ oder „Geronimo“.
Die Briten wollen laut eigener Aussage mit ihrer lebensbejahenden Attitüde in diesen schwierigen Zeiten eine starke Schulter zum anlehnen sein, auch wenn ihre Lyrics meist eher esoterisch, statt politisch anklingen und dem Zuhörer lieber Raum für Interpretationen einräumen sollen, was man nicht schlimm finden muss. „Heavy Heavy“ ist kein Crossover mehr aus Pop, Rap, Noise, Gospel und Allem was je unter dem Begriff „schwarzer Musik“ zusammengefasst wurde, sondern zeigt die Band eigenständiger und musikalisch homogener. Und man kommt nicht von dem Gefühl los, dass Alben wie dieses gerade gnadenlos offenlegen, was dem Rock derzeit alles fehlt, um wieder cool zu sein.