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Nur wenige Musiker haben Jazz und Pop derart zusammengeführt wie der große Herbie Hancock. Im April feierte der mehrfache Grammy-Preisträger und Musikpionier seinen 70. Geburtstag. Mit "The Imagine Project" erscheint nun Hancocks neues, beispielloses Aufnahmeprojekt, das er mit einer Reihe von Superstars aus aller Welt verwirklicht hat. Mit SEAL, PINK, INDIA ARIE und JEFF BECK nahm Hancock den Beatles-Klassiker "Imagine" auf, der das Album eröffnet. Weitere Titel sind: "Don't give up" mit PINK und JOHN LEGEND, "The song goes on" mit ANOUSHKA SHANKAR, CHAKA KHAN und WAYNE SHORTER, "A change is…mehr

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Produktbeschreibung
Nur wenige Musiker haben Jazz und Pop derart zusammengeführt wie der große Herbie Hancock. Im April feierte der mehrfache Grammy-Preisträger und Musikpionier seinen 70. Geburtstag. Mit "The Imagine Project" erscheint nun Hancocks neues, beispielloses Aufnahmeprojekt, das er mit einer Reihe von Superstars aus aller Welt verwirklicht hat. Mit SEAL, PINK, INDIA ARIE und JEFF BECK nahm Hancock den Beatles-Klassiker "Imagine" auf, der das Album eröffnet. Weitere Titel sind: "Don't give up" mit PINK und JOHN LEGEND, "The song goes on" mit ANOUSHKA SHANKAR, CHAKA KHAN und WAYNE SHORTER, "A change is gonna come" mit JAMES MORRISON, "Tomorrow never knows" mit DAVE MATTHEWS, "Space Captain" mit DEREK TRUCKS, "The Times, they are changin'" mit den CHIEFTANS, LISA HANNIGAN, LIONEL LOUEKE und MANU KATCHE oder "La Tierra" mit JUANES und MARCUS MILLER. So weit wie mit dem "Imagine Project" hat Herbie Hancock sich vielleicht noch nie vom Sound des Jazz entfernt, seiner Grundidee allerdings ist er schon lange nicht mehr derart nahe gekommen.
Trackliste
CD
1Imagine00:07:18
2Don't give up00:07:27
3Tempo de Amor00:04:44
4Space Captain00:06:54
5The Times, they are a changin'00:08:05
6La Tierra00:04:50
7Exodus
8Tomorrow never knows00:05:22
9A change is gonna come00:08:46
10The song goes on00:07:49
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 25.09.2010

Gemeinsam zweisam
Blues und Jazz von Derek Trucks und Herbie Hancock

Drei Dinge sollte man über Derek Trucks wissen: Er ist jung, er ist ein Veteran, und er ist der imponierendste Slide-Virtuose der Gegenwart. Der Einunddreißigjährige, spätestens seit seiner einjährigen Welttournee mit Eric Clapton von vielen als neuer Guru verehrt, verkörpert die Zukunft der bluesgesättigten Rockgitarre. Im Alter von neun Jahren griff er sich erstmals ein Fünf-Dollar-Instrument, wuchs mit der Slide-Magie Duane Allmans auf und hatte mit elf Jahren erste öffentliche Auftritte. Ein Jahr später gründete Derek eine eigene Gruppe und entwickelte seitdem seine Vision einer "progressive roots music".

Wer ihn im Konzert erlebt, kann das Archaische und zugleich Wegweisende seines Spiels unmittelbar spüren. Noch im flammendsten Solo scheint Trucks in sich zu ruhen: Beinahe bewegungslos steht er dann da, oft mit geschlossenen Augen, seine ganze Kraft im präzisen Gleiten des Glasröhrchens am linken Ringfinger konzentriert. Die weinrote Gibson SG-Gitarre, die er damit zum Singen bringt, wird dann zum Sprachrohr. Nicht zufällig gibt Trucks Musiker wie Miles Davis, John Coltrane und Wayne Shorter als seine Haupteinflüsse an - allesamt Bläser, die eine unverwechselbare vokale Phrasierung entwickelten. Daneben erinnern die singbaren Qualitäten seines Slide-Spiels an die dickflüssigen Mundharmonikalinien eines Little Walter oder die übersteuerte Stimme eines Howlin' Wolf.

All diese Tugenden kulminieren jetzt in dem Live-Doppel-Album "Roadsongs", aufgenommen in zwei schweißtreibenden Nächten im Chicagoer Park West. Verstärkt durch einen dreiköpfigen Bläsersatz, erlebt die Derek Trucks Band hier eine Sternstunde. Man höre das gleißende Gitarrendickicht von Dylans "Down in the Flood" oder in die rhythmischen Rituale von Bob Marleys "Rastaman Chant". Die fahle Heiserkeit des Sängers Mike Mattison verschmilzt hier mit der überbordenden Eloquenz des Gitarrenspiels. Während in "I Know" kurz der verstorbene pakistanische Sänger Nusret Fateh Ali Khan grüßen lässt - was vokale Phrasierung angeht, ein weiterer Hero von Trucks -, wirkte die Live-Version des gospelartigen Gassenhauers "Sailing On" nie hymnischer und zugleich entspannter.

Zu einem Höhepunkt des packenden Albums gerät das vierzehnminütige "Afro Blue", von Mongo Santamaria geschrieben, von John Coltrane populär gemacht. In weit schwingenden Improvisationen umspielt Mattisons Querflöte das robuste Ohrwurmthema, bevor Trucks ihm die Fackel aus der Hand nimmt und seiner Gitarre ein Feuerwerk lodernder Licks entlockt. Ihr höchstes Intensitätslevel aber erreicht die Band am Ende von "Who Knows": Was sie aus diesem Hendrix-Klassiker macht, hätte selbst die Band Of Gypsys begeistert: Völlig losgelöst treibt Trucks sein Gerät in ein elektronisches Inferno voller Wehklage und Jubel. Dass Trucks derzeit zu den Hochkarätern eines aufgeklärten Jazz-Blues zählt, dokumentiert auch sein Auftritt auf dem Herbie-Hancock-Album "Imagine": Auf "Space Captain", kongenial gesungen von Trucks' Frau Susan Tedeschi, hält er sich anfangs noch zurück, bevor er sich in ein Zwiegespräch mit Hancock locken lässt: Gitarre antwortet Piano. Der zunächst gelassene Dialog entwickelt mehr und mehr Reibungshitze. Am Ende steht ein triumphales Einverständnis. "Einheit der Differenz", so könnte die Maxime des ganzen Albums lauten.

Hier macht Hancock die Probe aufs Exempel, was die vielbeschworene Globalisierung der Musik für den Jazz bedeuten kann. Dazu hat er sich mit Musikern aus elf Ländern verbündet - unter ihnen Vokalisten wie Seal, Pink, die Sitar-Hoffnung Anoushka Shankar, die Dave Matthews Band, der Latino-Star Juanes, der Gitarrist Lionel Loueke aus Benin oder der Kora-Künstler Toumani Diabaté aus Mali. Was wie eine wilde Weltmusik-Vision wirkt, entpuppt sich als skrupulös durchkomponiertes Programm: Die zehn in Mumbai, London, Paris, Dublin und Los Angeles eingespielten Stücke dokumentieren, wie sich der Respekt vor einer fremden Musikkultur trotz aller Anverwandlung bewahren lässt.

Dafür ist Lennons Humanismus-Hymne "Imagine" in Hancocks Lesart noch einer der schwächeren Belege: Nach den einleitenden Strophen von Pink und Seal, verziert von Hancocks Poesie, greift die afrikanische Band Konono No. 1 mit Daumenklavieren und Perkussion ins Geschehen ein, am Ende hat Oumou Sangaré aus Mali mit den Chants aus dem heimischen Bambara Lennons Traum einer friedlichen Gemeinschaftlichkeit jede Signifikanz genommen.

Aufregender klingt da schon die Ethno-Jazz-Variante von Dylans "The Times They Are A-Changin'". Lisa Hannigan singt sie beschwörend mit raunendem Unterton, Diabates Kora und Louekes Gitarre sorgen mit ihren kantigen Einwürfen für eine fragile Atmosphäre. Die Fiddle und Flöten der Chieftains adeln den Song endgültig zum weltumspannenden Versprechen auf Veränderung.

Ein irrwitziger Mix gelingt Hancock in "Tamatant Tilay". Er kreuzt hier die Tuareg-Band "Tinariwen" mit den Tex-Mex-Veteranen Los Lobos, und heraus kommt eine Art Wüstenblues des Westens. Endlich zieht Hancock wieder einmal alle Register seines Keyboard-Fuhrparks. Im Schlusstitel "The Song Goes On" mit seiner Synthese aus indischer Klassik und modalem Jazz - Anoushka Shankar lässt ihre Sitar flirren und sirren, während Chaca Khan mit K. S. Chithra eine vokale Brücke von Mumbai nach Memphis schlägt - fügt sich Wayne Shorters Sopransaxophon bruchlos in die Raga-Stimmung des Stücks ein. Der Siebzigjährige verwirklicht sich mit dem Album einen lang gehegten Traum: "To design the human orchestra of life".

PETER KEMPER

The Derek Trucks Band, Roadsongs. Sony 68608

Herbie Hancock, The Imagine Project. Sony 71899

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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