Produktdetails
- Anzahl: 1 Audio CD
- Erscheinungstermin: 10. Mai 2004
- Hersteller: Universal Vertrieb - A Divisio / Island,
- EAN: 0602498664957
- Artikelnr.: 20038817
- Herstellerkennzeichnung
- Universal Music GmbH
- Mühlenstr. 25
- 10243 Berlin
- productsafety@umusic.com
CD | |||
1 | Somewhere Only We Know | 00:03:55 | |
2 | This Is The Last Time | 00:03:29 | |
3 | Bend & Break | 00:03:40 | |
4 | We Might As Well Be Strangers | 00:03:12 | |
5 | Everybody's Changing | 00:03:35 | |
6 | Your Eyes Open | 00:03:22 | |
7 | She Has No Time | 00:05:45 | |
8 | Can't Stop Now | 00:03:37 | |
9 | Sunshine | 00:04:11 | |
10 | Untitled 1 | 00:05:36 | |
11 | Bedshaped | 00:04:35 | |
17 | |||
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.07.2004Die Pathetiker
Nicht kleckern - klotzen: "Keane" feiern ihre erste Gefühlsmesse
"Bam, bam - bam, bam - bam, bam!" Schon die ersten, von Tim Rice-Oxley wie mit dem Hammer in die Tasten seines Keyboards gedroschenen Akkorde fahren einem wie köstliche Elektroschocks in die Knochen. Eine halbe Minute später gesellt sich Tom Chaplins Chorknabenstimme hinzu, und wie auf Knopfdruck beginnt, angetrieben von Richard Hughes' wirkungsvollem Schlagzeugspiel, die allen großen Hoffnungen und kleinen Ängsten huldigende Messe von "Keane", jener Britpop-Combo, deren Debüt "Hopes and Fears" abzuhören ist, was Rice-Oxley meint, wenn er erklärt: "Wir wollten niemals eine kleine Kultband sein, sondern mit den richtigen Leuten das perfekte Album aufnehmen."
So mutet "Hopes and Fears", dieser süffige, überbordende und bis in seine entlegensten Klangausläufer hinein größenwahnsinnige Pop-Bastard zunächst an wie der unverschämte Griff dreier naseweiser Underdogs nach der Krone des Pop. Das Album des 1997 gegründeten Trios leuchtet glorios fünfundvierzig überzeugende Minuten lang. Nicht ohne Grund haben diverse größere Plattenfirmen sich um die Gunst der drei ehemaligen Secondary-Schüler aus dem englischen Hastings bemüht. Denn "Keane" haben alles, was für Umsatz sorgt: Melodien, hymnische Refrains, ein Piano und einen Leadsänger, dessen modulationsfähiges Organ regelrechte Orkane durch die Gehörgänge seiner Zuhörer jagt. Am Ende erhielt Island Records den Zuschlag, und die Männer aus Hastings katapultierte es über Nacht in den Pop-Himmel.
Diese Eklektiker bedienen sich ungeniert bei Vorbildern wie "Coldplay", "Travis" und "Starsailor", injizieren Zutaten von "Spandau Ballett" und "Aha" und runden es mit Eigenem ab. Heraus kommen Lieder voller Hall und Theatralik, etwa das elektrisierende, von Sphärenklängen grundierte "Somewhere Only We Know". Dabei kommt das Trio überraschenderweise ohne Gitarre aus; nur scheinbar ein Schönheitsfehler, denn die Briten machen diesen Umstand wett. "Nachdem unser Gitarrist kurz vor der Produktion Hals über Kopf ausgestiegen ist, haben wir versucht, aus der Not eine Tugend zu machen, und unseren Sound neu definiert", sagt Tim Rice-Oxley, der mit seinem feinfühligen Tastenspiel nicht nur die Soundteppiche für Tom Chaplins klanglyrische Meditationen knüpft, sondern obendrein sämtliche Kompositionen und Texte besorgt.
Das Resultat sind irritierend stimmige Melodiestrukturen, die sich vor allem Rice-Oxleys ausgeklügeltem Synthesizer-Spiel verdanken. Sie erinnern an die hitparadentauglichen Soundtüfteleien der "Pet Shop Boys" ebenso wie an die intellektuell-entrückten Ohrwürmer von "Everything But The Girl": perfekte Pop-Blaupausen wie "Bend and Break" oder das zunächst verhaltene "Sunshine", dessen nachdenklicher Gestus die überschießende Spielfreude der drei Früherleuchteten überzeugend konterkariert. Denn hier werden die ganz großen Gefühle zelebriert: Enttäuschung, Sehnsucht, Herz-Schmerz und Wehmut, voller Schmelz und Hingabe.
"Wir haben sechs Jahre auf dieses Ziel hingearbeitet", bekennt Tim Rice-Oxley und erinnert in seiner britischen Aufrichtigkeit an einen Schüler, der gegen alle Prognosen doch noch das Abitur bestanden hat. "Daß die Platte auf Anhieb derart gut läuft, ist für uns alle noch immer nicht wirklich real, ein bißchen wie ein Traum." So werden sie wohl noch ein wenig weiter träumen dürfen.
PETER HENNING
Keane, Hopes and Fears. Island 9866495 (Universal)
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Nicht kleckern - klotzen: "Keane" feiern ihre erste Gefühlsmesse
"Bam, bam - bam, bam - bam, bam!" Schon die ersten, von Tim Rice-Oxley wie mit dem Hammer in die Tasten seines Keyboards gedroschenen Akkorde fahren einem wie köstliche Elektroschocks in die Knochen. Eine halbe Minute später gesellt sich Tom Chaplins Chorknabenstimme hinzu, und wie auf Knopfdruck beginnt, angetrieben von Richard Hughes' wirkungsvollem Schlagzeugspiel, die allen großen Hoffnungen und kleinen Ängsten huldigende Messe von "Keane", jener Britpop-Combo, deren Debüt "Hopes and Fears" abzuhören ist, was Rice-Oxley meint, wenn er erklärt: "Wir wollten niemals eine kleine Kultband sein, sondern mit den richtigen Leuten das perfekte Album aufnehmen."
So mutet "Hopes and Fears", dieser süffige, überbordende und bis in seine entlegensten Klangausläufer hinein größenwahnsinnige Pop-Bastard zunächst an wie der unverschämte Griff dreier naseweiser Underdogs nach der Krone des Pop. Das Album des 1997 gegründeten Trios leuchtet glorios fünfundvierzig überzeugende Minuten lang. Nicht ohne Grund haben diverse größere Plattenfirmen sich um die Gunst der drei ehemaligen Secondary-Schüler aus dem englischen Hastings bemüht. Denn "Keane" haben alles, was für Umsatz sorgt: Melodien, hymnische Refrains, ein Piano und einen Leadsänger, dessen modulationsfähiges Organ regelrechte Orkane durch die Gehörgänge seiner Zuhörer jagt. Am Ende erhielt Island Records den Zuschlag, und die Männer aus Hastings katapultierte es über Nacht in den Pop-Himmel.
Diese Eklektiker bedienen sich ungeniert bei Vorbildern wie "Coldplay", "Travis" und "Starsailor", injizieren Zutaten von "Spandau Ballett" und "Aha" und runden es mit Eigenem ab. Heraus kommen Lieder voller Hall und Theatralik, etwa das elektrisierende, von Sphärenklängen grundierte "Somewhere Only We Know". Dabei kommt das Trio überraschenderweise ohne Gitarre aus; nur scheinbar ein Schönheitsfehler, denn die Briten machen diesen Umstand wett. "Nachdem unser Gitarrist kurz vor der Produktion Hals über Kopf ausgestiegen ist, haben wir versucht, aus der Not eine Tugend zu machen, und unseren Sound neu definiert", sagt Tim Rice-Oxley, der mit seinem feinfühligen Tastenspiel nicht nur die Soundteppiche für Tom Chaplins klanglyrische Meditationen knüpft, sondern obendrein sämtliche Kompositionen und Texte besorgt.
Das Resultat sind irritierend stimmige Melodiestrukturen, die sich vor allem Rice-Oxleys ausgeklügeltem Synthesizer-Spiel verdanken. Sie erinnern an die hitparadentauglichen Soundtüfteleien der "Pet Shop Boys" ebenso wie an die intellektuell-entrückten Ohrwürmer von "Everything But The Girl": perfekte Pop-Blaupausen wie "Bend and Break" oder das zunächst verhaltene "Sunshine", dessen nachdenklicher Gestus die überschießende Spielfreude der drei Früherleuchteten überzeugend konterkariert. Denn hier werden die ganz großen Gefühle zelebriert: Enttäuschung, Sehnsucht, Herz-Schmerz und Wehmut, voller Schmelz und Hingabe.
"Wir haben sechs Jahre auf dieses Ziel hingearbeitet", bekennt Tim Rice-Oxley und erinnert in seiner britischen Aufrichtigkeit an einen Schüler, der gegen alle Prognosen doch noch das Abitur bestanden hat. "Daß die Platte auf Anhieb derart gut läuft, ist für uns alle noch immer nicht wirklich real, ein bißchen wie ein Traum." So werden sie wohl noch ein wenig weiter träumen dürfen.
PETER HENNING
Keane, Hopes and Fears. Island 9866495 (Universal)
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main