Seit zehn Jahren sind die Afghan Whigs wieder eine Band. Das Versprechen, dass sie mit dem kraftstrotzenden Comeback „Do To The Beast“ 2014 gaben, lösten sie drei Jahre später mit „In Spades“ konsequent ein. Selten klang die Wiederauferstehung alter Alternative-Helden so selbstverständlich wie bei
der Band von Greg Dulli. „How Do You Burn?“ fasst nun die letzte (und vielleicht sogar spannendste)…mehrSeit zehn Jahren sind die Afghan Whigs wieder eine Band. Das Versprechen, dass sie mit dem kraftstrotzenden Comeback „Do To The Beast“ 2014 gaben, lösten sie drei Jahre später mit „In Spades“ konsequent ein. Selten klang die Wiederauferstehung alter Alternative-Helden so selbstverständlich wie bei der Band von Greg Dulli. „How Do You Burn?“ fasst nun die letzte (und vielleicht sogar spannendste) Dekade dieser Gruppe perfekt zusammen. Ein paar Schwächen zeigt sie trotzdem.
Greg Dulli ist ein Stehaufmännchen. Zur absoluten Unzeit erscheint im Februar 2020, als weltweit die Corona-Pandemie ausbricht, „Random Desire“, sein erstes Soloalbum. Eine gebuchte Tour musste er absagen. Also luchste er seinem Label einen Vorschuss ab und ging mit den Afghan Whigs noch im September ins Studio. Anfang des Jahres war man fertig, was für das Quintett verhältnismäßig schnell ist. Dabei ist eigentlich jede Platte dieser Combo schon beinahe ein kleines Wunder, weil sich Greg Dulli beständig der perfekten Version seiner Musik nähert. Und immer, wenn man glaubt, dass ihm nichts mehr einfällt, rutscht ihm doch noch ein letztes As aus dem Ärmel. „How Do You Burn?“ ist ein Quasi-Best-Of aus über dreißig Jahren Bandgeschichte.
Es dauert ein wenig, ehe sich in die Vertrauten Klänge der Männer aus Cincinnati in einem überwältigenden Schwall über einen ergießen. „I`ll Make You See Good“ schickt den Hörer mit brütenden Doom-Metal-Riffs erst einmal in die Wüste. Auf ihrer vergangenen Tour eröffneten sie mit diesem Song ihr Set, im Kontext von „How Do You Burn?“ irritiert er eher, da er mit dem Rest so rein gar nichts zu tun hat. So klingt es also, wenn der Frontmann der Afghan Whigs, von dem man auf ewig die romantische Vorstellung hat er könne seine Songs nur in abgedunkelten Räumen (und immer einer Flasche Wein und eine Packung Zigaretten griffbereit) schreiben, einfach mal loslässt und den Retrorocker mimt. Die unberechenbare Dynamik, die schon die letzten beiden Alben auszeichnete, wird hier nicht nur durch solche Momente auf die Spitze getrieben, sondern weil jeder Song von seinen ganz eigenen Vibe lebt. Zusammen gehalten werden sie wie immer von heißblütigem Soul und Dullis geölter Stimme.
Dieser singt immer noch am liebsten über Frauen. Mal anzüglich („Catch A Colt“) oder kurz vorm Kitsch, so wie im soften „Please, Baby, Please“. Der Rumpf der Band untermalt seine Obsessionen so vielschichtig wie selten. Es gibt die typischen Momente, wie sie nur dieser Band gelingen und ein paar trickreiche Twists, so wie in „Jyia“, dass erst etwas uninspiriert vor sich hin torkelt, gen Ende doch noch Feuer fängt. Wenn aber auch hier wieder mit etwas nicht gegeizt wird, dann mit Melodien, die so rein und unverfälscht wie die Sterne am Himmel funkeln. Besonders „A Line Of Shots“, eines der Highlights von „How Do You Burn?“ bringt dann doch wieder die Gänsehaut von früher zurück. Noch schöner wäre es gewesen, wenn Greg Dulli „How Do You Burn?“ besser hätte mischen lassen können. So duellieren sich besonders bei den härteren Gitarrensongs zu viele Spuren um den besten Platz und gehen in diesem viel zu lauten Soundmatsch leider unter. Ein Schönheitsfehler, der nicht darüber hinwegtäuschen wird, dass die Afghan Whigs wieder ein gutes Album hingelegt haben. Auch wenn es etwas hinter seinen zwei Vorgängern zurückbleibt.