Marktplatzangebote
Ein Angebot für € 7,63 €
  • Audio CD

Urbaner Neo-Country zwischen Eleni Mandell und Lucinda Williams. Laura Cantrells drittes Album wurde produziert von JD Foster (Richard Buckner, Marc Ribot) und liefert 10 außerordentlich feingeistig arrangierte Tracks. Wie auf den Vorgängeralben zählen Lauras Eigenkompositionen zu den Highlights. "Khaki & Corduroy" beschäftigt sich autobiographisch mit dem Leben eines Südstaatlers in New York, "California Rose" wurde inspiriert von der Pionierin des Westküsten Country Rose Maddox. "Old Downtown" skizziert die Geschichte eines Kriegshelden. Aufgewachsen in Nashville, zog es Laura zum Studium…mehr

  • Anzahl: 1 Audio CD
Produktbeschreibung
Urbaner Neo-Country zwischen Eleni Mandell und Lucinda Williams. Laura Cantrells drittes Album wurde produziert von JD Foster (Richard Buckner, Marc Ribot) und liefert 10 außerordentlich feingeistig arrangierte Tracks. Wie auf den Vorgängeralben zählen Lauras Eigenkompositionen zu den Highlights. "Khaki & Corduroy" beschäftigt sich autobiographisch mit dem Leben eines Südstaatlers in New York, "California Rose" wurde inspiriert von der Pionierin des Westküsten Country Rose Maddox. "Old Downtown" skizziert die Geschichte eines Kriegshelden. Aufgewachsen in Nashville, zog es Laura zum Studium nach New York. Nebenbei wurde sie Moderatorin einer wöchentlichen Show beim Radiosender WKCR und trat als Sängerin auf. Gemeinsam mit Studienfreund Mac McCaughan (der später Superchunk und Merge Records gründete) spielte sie in der Band Bricks. Lauras Solodebüt "Not The Tremblin' Kind" wurde zu einem der Lieblingsalben von DJ John Peel. Die Veröffentlichung von "When The Roses Bloom Again" führte zum Ritterschlag von Elvis Costello, der sie einlud, seine US-Tour zu eröffnen. Mit dem neuen Werk hat sie nun ihr musikalisches Vorbild überzeugt und wird Lucinda Williams auf deren kommender Tournee begleiten.
Trackliste
CD
114Th Street00:03:16
2What You Said00:02:52
3And Still00:03:57
4Khaki & Corduroy00:04:27
5Letters00:04:51
6California Rose00:02:52
7Wishful Thinking00:02:52
8Poor Ellen Smith00:03:59
9Bees00:04:10
10Old Downtown00:06:12
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 21.05.2005

Brummend berauscht von der blumigen Note des Weins
Der Liebste kommt so leicht nicht zurück, aber als Frau muß man auf eigenen Beinen stehen: Wortmeldungen von Songschreiberinnen

Frauenrock hat im Gegensatz zu vielen anderen nützlichen Berufen in dieser Gesellschaft den Vorteil, daß er selten unter Quotenverdacht gerät - entweder man kann's, oder man kann's nicht, die Leute merken das sofort. Fangen wir bei der Sichtung neuerer, höchst unterschiedlicher Produkte mit der Tochter des Allergrößten an: Lisa Marie Presley ist über jeden Verdacht erhaben, daß bei ihr etwas anderes als Können eine Rolle spielen könnte - das Risiko, mit Stümpereien den Namen zu besudeln, ist, obwohl der Vater davon ja nichts mehr mitbekäme, einfach zu groß. Sie ist, nach ihrem wohlüberlegt späten, angenehm überraschenden Einstand "To Whom It May Concern" vor zwei Jahren, nun dabei, sich bei EMI eine veritable Plattenkarriere aufzubauen. Das demnächst auch offiziell erhältliche "Now What" ist zwar frech-jungmädchenhaft betitelt, klingt aber gut abgehangen: solider, teilweise richtig scharfer Mainstreamrock, der kurz vor dem Stadioneingang haltmacht. In die großen Arenen wird die Dame es auch diesmal nicht schaffen, aber wer sich Don Henleys "Dirty Laundry" einfach greift und etwas derart Neues daraus macht, mit Dance- und Rap-Elementen, der soll auch klingen dürfen wie die meistens zu Unrecht verunglimpfte Liz Phair und darf mit Balladen aufwarten, die so kalkuliert sind wie die von Whitney Houston oder Mariah Carey. Aber das meiste steht dem Siebziger-Schweinerock näher als dem Fräuleinwunder der Neunziger.

Bei den Herren ist es immer eine Auszeichnung, wenn Bob Dylan sich positiv über einen äußert. Bei den Frauen ist Lucinda Williams, die gekrönte Königin des alternativen Countryrock, zu einer solchen Autorität geworden. Deswegen konnte es für die australische Milchmannstochter Anne McCue nur von Vorteil sein, daß sie ein Lob erfuhr, das sie in Zukunft wohl noch entschlossener zur Les-Paul-Gitarre greifen läßt. "Roll", ihr zweites, mit knapp siebzig Minuten nur wenig zu langes Album, bietet vom zaghaften Folkrock ("I Want You Back") über anmutig Perlendes ("Stupid") und griffig Sägendes ("Nobody's Sleeping", "Roll") bis zum durchgeknüppelten, üppig ausfransenden Epos Marke Neil Young ("Machine Gun") praktisch alles, was man in diesem Segment erwarten kann. Nirgends aber überzeugt sie so wie in der im Geiste der frühen "Eagles" gehaltenen Großmoritat über gefühltes Außenseitertum: "Ballad of an Outlaw Woman" wartet mit einem für Frauen ganz und gar ungewöhnlichen Slidegitarrenbrei auf, an dem sich die eher dünne Stimme aber nicht verschluckt. Diese Musik tut nur manchmal so, als wäre sie böse; doch Anne McCue setzt eine Duftmarke, die sich einprägen dürfte.

Leider nur teilweise gelungen ist das neue, demnächst erscheinende Album der aus Nashville gebürtigen Laura Cantrell, die mit ihrem unverblümten Traditionalismus schon bei John Peel den allerstärksten Eindruck hinterließ. Peel behauptete, daß Cantrells Debüt "Not The Tremblin' Kind" die beste Platte der letzten zehn Jahre, wenn nicht die beste überhaupt sei, die er in seinem inzwischen leider schon beendeten Leben gehört habe. Die Sängerin, eine Art naturbelassene Dolly Parton, legte vor drei Jahren das rührende, wiederum sehr nostalgische "When The Roses Bloom Again" nach und war dann auch bei Elvis Costello wohlgelitten. An diese Platte kommt sie nun nicht mehr heran: Das von JD Foster produzierte "Humming By The Flowered Vine" ist stilistisch offener, leidet aber ausgerechnet unter den Eigenkompositionen, die etwas zu harmlos daherkommen. Zwingender ist, was andere ihr überlassen haben: die New-York-Ode "14th Street" von Emily Spray, das seelenschürfende "And Still" von David Schramm und, vor allem, "Letters", ein gut dreißig Jahre alter und bisher noch unveröffentlichter Song von Lucinda Williams, bei deren nächster Europa-Tournee die Sängerin dabeisein wird. Laura Cantrell macht daraus das Statement einer vom Leben gestählten Frau, wie Lucinda Williams ohne Zweifel eine ist, die ihre Sehnsucht nach dem andern mit souveräner Lakonie ausdrückt; auch musikalisch ist das absolut stimmig.

Das neue, am Montag herauskommende Werk von Sinéad O'Connor ist aufgrund der vielen Mitwirkenden ("Massive Attack", "U2", Peter Gabriel und Moby) von Interesse: "Collaborations" ist eine Mixtur aus Trip-Hop, Weltmusik, Elektronik und gelegentlich auch Pop, die sich aufgrund ihrer Länge von achtzig Minuten vor allem für Parties eignen dürfte, wo der Gastgeber keine Lust hat, dauernd neue Scheiben einzulegen, und Wert darauf legt, daß die Musik nicht stört. Das klopft und stöhnt, wimmert und puckert alles ganz sphärisch vor sich hin, mit nur sehr gelegentlichen irdischen Momenten wie in dem guten "Harbour" und den "Tears From The Moon", bei denen man schließlich doch noch das Gefühl bekommt, daß die Irin für diese Popwelt noch zu retten ist.

Auf dem von Tori Amos und PJ Harvey nicht mehr ganz so streng bewachten Terrain der dezent ausgeflippten Damen siedelt Lily Holbrook, Typ: "schüchtern" (sagt ihre Plattenfirma). Das umständlich betitelte "Everything Was Beautiful And Nothing Hurt" ist im Grunde ein Lo-fi-Album, in das Lily Holbrook ihr quengelndes Kate-Bush-Organ so paßgenau einfügt, daß man zunächst gar nicht merkt, welche auf der Hülle schon angedeuteten Zumutungen die Texte enthalten, die um Tierquälerei, Kriegsangst und sexuelle Abartigkeiten kreisen. Der schönen, musik- und kunststudierten Bostonerin ist auf alle Fälle eine ebenso schöne Folkrockplatte gelungen, aus der das angerauhte "Bleed" und das elegische "Three Inch Heels" herausragen. Man könnte das Ganze konservativ nennen, wenn nicht die Mitmusiker, die auch Dobro, Wurlitzerklavier und Cello bedienen, mit Taktverschiebungen und einem gleichsam flirrenden Spiel für jene Unberechenbarkeit sorgten, die den Unterschied zu herkömmlichen Sängerinnen und Songschreiberinnen vorteilhaft markiert.

Das Allerbeste zum Schluß: Zwei Americana-Werke sind anzuzeigen, die beide mit Unterstützung des Tom-Petty-Clans eingespielt wurden und natürlich auch danach klingen, deren Musikalität aber mehr Autorität und Glanz verströmt als fast alles andere auf diesem Sektor. Man könnte Kathleen Edwards und Tift Merritt ohne weiteres das Etikett des weiblichen Ryan Adams anheften, um das sich andere reißen würden. Das haben die beiden aber nicht nötig. Die Kanadierin Edwards verschaffte sich mit ihrem Debüt "Failer" einen Respekt, der schon über die unmittelbare Roots-Rock-Szene hinausging und sich nun, dank "Back To Me", noch weiter ausbreiten dürfte. Mit ihrer an Suzanne Vega und stellenweise auch an Melanie geschulten, aber alles andere als imitativen Stimme, ihrem handfesten Gitarrenspiel und dem durchweg selbstgeschriebenen Material breitet sie einen uramerikanischen Klangteppich aus, auf dem alle klassischen Themen Platz finden: die Liebe, die nur durch das selbstbewußte Zurschaustellen eigener, bisher verborgener Vorzüge, also nur per Drohung gerettet werden kann (im Titelsong); die Kindheit vor dem Radio ("Pink Emerson Radio") und natürlich das road movie, das sich in dem Meisterwerk "Independent Thief" sehrend dahinschleppt und das Unterwegssein im Geiste Kerouacs weniger als Ausdruck von Heimatlosigkeit begreift, sondern als einzig mögliche Lebensform. Tom Pettys Organist Benmont Tench veredelt einen Klang, der sehr an das Spätwerk seines Herrn und Meisters erinnert.

Makellosigkeit läßt sich nicht überbieten. Deshalb muß man für Tift Merritts "Tambourine" andere Worte wählen. Die in Amerika auf Platz acht der fünfzig besten Alternativ-Country-Alben gewählte und nun auch auf Vinyl erhältliche Platte ist der seltene Fall eines Songwritings mit perfektem timing. Die zwölf Lieder kommen auch textlich direkt zur Sache und erzählen mit gleichsam kondensierter Technik Geschichten, die man sofort versteht, Situationen, die es so aber wohl nur im amerikanischen Kino gibt, von denen man sich aber ganz gut vorstellen kann, sie auch selber mal zu erleben. Die aus North Carolina stammende Frau mit dem skandinavischen Namen und der belegten Stimme legt hier etwas vor, das längst aus der Mode gekommen ist und auch zu Blütezeiten nur von ganz wenigen beherrscht wurde: Im Grunde ist das nämlich Black Country, wie ihn einst Solomon Burke und Joe Tex machten und der, wie sich nun zeigt, keine Frage der Hautfarbe ist. Es gibt zauberhafte Balladen, unwiderstehlichen Midtempo-Swing und mit saftigen Bläsern angereicherten Soulrock der kräftigeren Sorte. So ein komplettes, stilsicheres, mit viel Prominenz (Pettys Gitarrist Mike Campbell, der neulich an dieser Stelle erwähnte Neal Casal sowie Gary Louris von den "Jayhawks") fabriziertes Spitzenprodukt bekommt man selten in die Hände.

EDO REENTS

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr