Mit dem neuen Album "Ich hör auf mein Herz" trifft Christina Stürmer heutzutage also nicht nur den Nerv der Zeit, vielmehr umschreibt es Aufbruch und Sehnsucht zugleich. Die sympathische Österreicherin hat in dieser Aussage nicht nur ihr neues Lebensmotto gefunden, sondern dieses Thema direkt in ihre neuen Songs einfließen lassen.
CD | |||
1 | Auf und davon | 00:03:06 | |
2 | Ich hör auf mein Herz | 00:03:26 | |
3 | Millionen Lichter | 00:03:50 | |
4 | Himmel ins All | 00:04:11 | |
5 | Selbe Wellenlänge | 00:03:24 | |
6 | Herz in der Hand | 00:04:14 | |
7 | Was machst du wenn die Stadt schläft | 00:03:23 | |
8 | Amelie | 00:03:03 | |
9 | Unendlich | 00:03:33 | |
10 | Wieviel wiegt ein Herzschlag | 00:03:50 | |
11 | Weltbewegend | 00:03:29 | |
12 | Ohne Dich (ist alles nichts) | 00:04:00 |
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 28.06.2013Raus aus der Castingshow
Christina Stürmer macht Musik für junge Erwachsene
Wenn die junge Österreicherin Christina Stürmer Interviews gibt, ist sie meist gerade auf Tour, also im Stress, weshalb sich die Radiomoderatoren und Redakteure bunter Blätter, mit denen sie plaudert, stets höflich bei ihr bedanken, dass sie sich die Zeit nimmt. Fast jedes Gespräch verläuft gleich. Die Sängerin erzählt, wie das neue Album entstand, wie sie mit einem Team von Textern zusammensaß, ihnen ihr Herz ausschüttete, daraus Lieder entstanden, woraufhin die Band probte. Nachdem Freunde und Familie die Resultate mochten, ging es ins Studio und anschließend endlich auf die ersehnte Tour.
Auf die Plaudereien folgen Analysen. Die Musik der Christina Stürmer Band sei für junge Menschen, die auf der Suche nach sich oder einem Platz für sich seien. Wohlfühltexte für Menschen im Aufbruch oder mit Sehnsucht, die in den Liedern Momentaufnahmen ihres eigenen Lebens wiederfinden. Früher sei sie melancholischer gewesen, heute ist sie fröhlich.
Man muss sagen: All das stimmt. Gerade die einfachen Erklärungen sind wahr. Christina Stürmer ist noch immer die Zweitplazierte einer österreichischen Castingshow - entstanden zur Pionierzeit, als das Elend deutschsprachiger Castingshows noch nicht abzusehen war -, der am Anfang Erfolg beschieden war und später ein internationaler Durchbruch gelang, auch wenn dieser erst einmal nur bis nach Deutschland reichte. Hierzulande ist sie nun bekannt, weil sie den Vorspann einer allabendlichen Daily Soap vertonte, das offizielle Lied zur Fußballeuropameisterschaft 2008 in ihrem Heimatland sang und "Ich lebe" aus ihrem ersten Album "Freier Fall" ein Radioerfolg wurde.
Zehn Jahre ist das her. Nach dem ersten Album folgten vier weitere und nach einer dreijährigen Pause nun "Ich hör auf mein Herz", ein kitschig klingender, aber programmatischer Titel. Von einer Zäsur sprach Christina Stürmer diesmal selbst. Mehr als eineinhalb Jahre stand sie nicht auf der Bühne, war sich zwischendurch nicht einmal sicher, ob es überhaupt eine Rückkehr geben würde. Geglaubt wurde ihr das gern. "Jetzt ist sie dreißig" lautet die dazu passende Comeback-Floskel.
Doch diesmal stimmt die einfache Erzählung nicht. Das sechste Album ist tatsächlich die Fortschreibung einer Musikgeschichte, die auf der einen Seite sehr eng verknüpft ist mit den Mechanismen des Popmarketings, die aber jenseits der Daily-Soap-Bekanntheit und "The-Dome-Auftritte seit einem Jahrzehnt auf ungezwungener Selbstgewissheit ruht. Der Sängerin war das Glück beschert, über Monate vor Publikum gelobt und gefördert worden zu sein, im richtigen, nämlich letzten Moment aber aus der Casting-Maschine herauszufallen. Sie besann sich auf ihre Vorlieben und Talente, als sie sich entschied, Musikerin zu werden.
Der eingeschlagene Weg führte am ZDF-Fernsehgarten nicht vorbei, wo sie fast rebellisch unplugged, sitzend und weit abseits des klatschenden Publikums, die Lieder singt, die am ehesten unter "Hitverdacht" stehen. Entdeckt man Christian Stürmer dagegen selbst, ist jedes Album eine Einladung, sich auf Musik für junge Erwachsene einzulassen, die wie Ware verkauft wird, tatsächlich aber schöne Kunst ist.
STEFAN SCHULZ
Christina Stürmer, Ich hör auf mein Herz
Polydor 3506919 (Universal)
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Christina Stürmer macht Musik für junge Erwachsene
Wenn die junge Österreicherin Christina Stürmer Interviews gibt, ist sie meist gerade auf Tour, also im Stress, weshalb sich die Radiomoderatoren und Redakteure bunter Blätter, mit denen sie plaudert, stets höflich bei ihr bedanken, dass sie sich die Zeit nimmt. Fast jedes Gespräch verläuft gleich. Die Sängerin erzählt, wie das neue Album entstand, wie sie mit einem Team von Textern zusammensaß, ihnen ihr Herz ausschüttete, daraus Lieder entstanden, woraufhin die Band probte. Nachdem Freunde und Familie die Resultate mochten, ging es ins Studio und anschließend endlich auf die ersehnte Tour.
Auf die Plaudereien folgen Analysen. Die Musik der Christina Stürmer Band sei für junge Menschen, die auf der Suche nach sich oder einem Platz für sich seien. Wohlfühltexte für Menschen im Aufbruch oder mit Sehnsucht, die in den Liedern Momentaufnahmen ihres eigenen Lebens wiederfinden. Früher sei sie melancholischer gewesen, heute ist sie fröhlich.
Man muss sagen: All das stimmt. Gerade die einfachen Erklärungen sind wahr. Christina Stürmer ist noch immer die Zweitplazierte einer österreichischen Castingshow - entstanden zur Pionierzeit, als das Elend deutschsprachiger Castingshows noch nicht abzusehen war -, der am Anfang Erfolg beschieden war und später ein internationaler Durchbruch gelang, auch wenn dieser erst einmal nur bis nach Deutschland reichte. Hierzulande ist sie nun bekannt, weil sie den Vorspann einer allabendlichen Daily Soap vertonte, das offizielle Lied zur Fußballeuropameisterschaft 2008 in ihrem Heimatland sang und "Ich lebe" aus ihrem ersten Album "Freier Fall" ein Radioerfolg wurde.
Zehn Jahre ist das her. Nach dem ersten Album folgten vier weitere und nach einer dreijährigen Pause nun "Ich hör auf mein Herz", ein kitschig klingender, aber programmatischer Titel. Von einer Zäsur sprach Christina Stürmer diesmal selbst. Mehr als eineinhalb Jahre stand sie nicht auf der Bühne, war sich zwischendurch nicht einmal sicher, ob es überhaupt eine Rückkehr geben würde. Geglaubt wurde ihr das gern. "Jetzt ist sie dreißig" lautet die dazu passende Comeback-Floskel.
Doch diesmal stimmt die einfache Erzählung nicht. Das sechste Album ist tatsächlich die Fortschreibung einer Musikgeschichte, die auf der einen Seite sehr eng verknüpft ist mit den Mechanismen des Popmarketings, die aber jenseits der Daily-Soap-Bekanntheit und "The-Dome-Auftritte seit einem Jahrzehnt auf ungezwungener Selbstgewissheit ruht. Der Sängerin war das Glück beschert, über Monate vor Publikum gelobt und gefördert worden zu sein, im richtigen, nämlich letzten Moment aber aus der Casting-Maschine herauszufallen. Sie besann sich auf ihre Vorlieben und Talente, als sie sich entschied, Musikerin zu werden.
Der eingeschlagene Weg führte am ZDF-Fernsehgarten nicht vorbei, wo sie fast rebellisch unplugged, sitzend und weit abseits des klatschenden Publikums, die Lieder singt, die am ehesten unter "Hitverdacht" stehen. Entdeckt man Christian Stürmer dagegen selbst, ist jedes Album eine Einladung, sich auf Musik für junge Erwachsene einzulassen, die wie Ware verkauft wird, tatsächlich aber schöne Kunst ist.
STEFAN SCHULZ
Christina Stürmer, Ich hör auf mein Herz
Polydor 3506919 (Universal)
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main