Über den Erfolg hinaus gibt es keine Loyalität
Steve Skaith wird von seinem Plattenlabel noch immer gern als „The Voice of Latin Quarter“ verkauft. Richtig ist, dass Skaith musikalischer Kopf und einer von drei Sängern der Mitte der 80er Jahre recht erfolgreichen Folk-Popband Latin
Quarter war. Das erste Album „Modern Times" aus dem Jahr 1985 nannte stereoplay einst „ein…mehrÜber den Erfolg hinaus gibt es keine Loyalität
Steve Skaith wird von seinem Plattenlabel noch immer gern als „The Voice of Latin Quarter“ verkauft. Richtig ist, dass Skaith musikalischer Kopf und einer von drei Sängern der Mitte der 80er Jahre recht erfolgreichen Folk-Popband Latin Quarter war. Das erste Album „Modern Times" aus dem Jahr 1985 nannte stereoplay einst „ein Debütalbum, das seinesgleichen sucht".
Die damals noch siebenköpfige Band versuchte mit den Mitteln des Pop ernsthafte Themen, wie etwa die Apartheid-Politik Südafrikas in ihrem einzigen kleineren Hit „Radio Africa“, einem größeren Publikum transparent zu machen. Pop Musik für denkende Menschen. Anspruchsvoll und doch eingängig.
Seitdem gab es viel Kritiker-Lob, einige lupenreine, bis ins kleinste Detail aufwändig arrangierte Pop-Platten und stetig sinkende Verkaufszahlen. Wie so oft war das wirklich Herausragende an der Ladentheke chancenlos!
Da es über den Erfolg hinaus auch in der Musik-Industrie keine Loyalität gibt, zerbrach Latin Quarter. Enttäuscht und sicherlich auch ein wenig desillusioniert ging Steve Skaith nach Mexiko. Ironischerweise nannte er sein erstes dort entstandenes Album „Mexile“.
Mittlerweile legt Skaith sein drittes Album vor seitdem er England verließ und in Mexiko mit einheimischen Musikern einen Neubeginn wagte. Waren die beiden vorangegangenen Alben noch sehr im ehemaligen Latin Quarter-Stil gehalten, so geht Skaith nun jedoch einen Schritt weiter: Durch den zunächst durchaus gewagt scheinenden Einsatz der von Luis Guttierez gespielten Geige als eines der dominierenden Instrumente kreiert er einen neuen, sehr rhythmischen, bisweilen irisch angehauchten und tanzbaren Stil. Klassisches Songwritertum trifft lateinamerikanische Rhythmen trifft Mendelssohn.
Skaiths Stimme klingt wie stets angenehm sanft, im besten Sinne sensibel und optimal auf die weiteren Instrumente Gitarre, Bass und Percussion/Schlagzeug abgestimmt. In der Summe ergibt dies einen warmen, durchweg melodischen Sound, dem man die Lebensfreude trotz der immer wieder durchscheinenden Melancholie anmerkt. Durch die großartigen, politisch ambitionierten und mit vielen klugen Metaphern versehenen Texte des Schriftstellers Mike Jones, der schon die Latin Quarter Texte schrieb, erhält auch diese Platte zusätzliche Qualität.
Will man Songs herausheben, so sind es vielleicht das nostalgische, mit milder Melancholie versehene „Whisky, Hatha-Yoga“ und der Schlusstitel „Adios For Now“. Orientiert sich der erstere Song an klassischem Songwriting und kommt mit traurig-schöner Violine produktionstechnisch bewusst unaufwändig gehalten daher, so endet die Platte als überbordende, mit dem technisch schwierigstem und ausgefeiltestem Arrangement, einschließlich mexikanischem Chor, versehene Hymne, die sowohl Abschied als auch Aufbruch bedeutet: „Adios for Now“ – Skaith wird seine neue Heimat Mexiko verlassen und nach England ziehen. Für wie lange bleibt unklar.