Produktdetails
- Anzahl: 1 Audio CD
- Erscheinungstermin: 28. Januar 2011
- Hersteller: Universal Vertrieb - A Divisio / Rounder,
- Gesamtlaufzeit: 53 Min.
- EAN: 0011661859920
- Artikelnr.: 32677933
CD | |||
1 | Once in a Great While | 00:04:05 | |
2 | Early Spring Till | 00:04:07 | |
3 | We Never Win | 00:02:24 | |
4 | Brakeman | 00:02:20 | |
5 | Longing and Losing | 00:02:43 | |
6 | Oil & Lavender | 00:03:18 | |
7 | Shroud (Album version) | 00:03:34 | |
8 | You Should've Seen the Other Guy | 00:03:03 | |
9 | Whimper and Wail | 00:03:31 | |
10 | Boil & Fight | 00:03:04 | |
11 | When We Could | 00:03:44 | |
12 | A Lamb on the Stone | 00:03:59 | |
13 | When You're Here | 00:02:02 | |
14 | Happy Just to Be | 00:03:35 | |
15 | You Make All The Noise | 00:04:22 | |
16 | Pounds & Pounds (EP) | 00:03:56 |
Frankfurter Allgemeine ZeitungDer Sänger ist immer der Gärtner
Wie man eine Dame verräumt: Nathaniel Rateliff sang einer Frau seine Lieder vor - schon war er unter der Haube. Sein Album ist aber weit mehr als ein Heiratsschwindel.
I'm looking more than my mother", singt Nathaniel Rateliff zu Beginn seines Songs "Shrout". Nicht wenige Menschen, die ihn das Stück vor ein paar Monaten bei seinem Auftritt im Vorprogramm der Folkloristenband Mumford & Sons spielen hörten, amüsierte diese Eröffnung aus dem Mund eines ebenso kräftigen wie bärtigen Mannes. "In Memory Of Loss", das Debütalbum des in Denver, Colorado, beheimateten Sängers, ist voll von solchen irritierenden Zeilen und metaphorischen Widerhaken.
Wovon Rateliff singt, ist meistens schwer auszumachen. Zu seltsam sind die Texte, zu murmelig ist sein Gesang; aber die eigentümlich bipolare Stimmung seiner Lieder nimmt vom ersten Moment an gefangen. In einem Interview sagte der dreißigjährige hauptberufliche Gärtner, er habe den Großteil der Songs geschrieben, um eine Frau zu beeindrucken. Es scheint geklappt zu haben: Der Mann ist heute mit ihr verheiratet.
Auf den ersten Eindruck könnte man meinen, es hier mit einer Lo-Fi-Platte zu tun zu haben: Die Instrumentierung hat etwas Eierndes, Sprödes; Gitarren schrammeln dünn vor sich her, und die Rhythmusinstrumente - oft bloß eine einzelne Trommel, nur gelegentlich ein ganzes Schlagzeug - staksen eher durch die Songs, als dass sie die Lieder zusammenhielten.
Nathaniel Rateliff kommt denn auch tatsächlich aus einem Milieu, in dem die Musik noch zu Hause aufgenommen wird, und spielte sie bislang auf einem alten Acht-Spur-Gerät ein. Allerdings wurde dieses erste offizielle Werk in einem großen Studio von einem namhaften Produzenten - Brian Deck, bekannt etwa durch seine Arbeit mit Iron & Wine und Modest Mouse - überwacht; einem Produzenten allerdings, der mit viel Zurückhaltung und Feingefühl den Liedern das verpasst hat, was dann manchmal gerne als "intime Atmosphäre" beschrieben wird. Trotzdem ist es schwer zu sagen, was dieses Album so besonders macht: Rateliffs Songs oder die zwar warme, aber spleenig-spröde Produktion. Wahrscheinlich ist es der Umstand, dass man Song und Sound hier nicht mehr voneinander trennen kann. Keines dieser seltsam anrührenden Lieder hätte in einem anderen Arrangement auch nur halb so gut geklungen. Man höre etwa "Early Spring Till": Rateliff spielt hier eine dünne Akustikgitarre und singt, irgendwo zwischen Bill Callahan und Will Oldham, einen seiner idiosynkratischen Texte: "I was out there missing steps, when you swung around to me." Im Hintergrund setzt eine spindelige E-Gitarre ein paar scheinzufällige Akzente. Dann beginnt Rateliff mit sich selbst zu harmonisieren: "Maybe I'm wrong and I've always been that way." Ein zweistimmiger Selbstzweifel. Kurz vorm Refrain deuten Stand-Tom und Schellenkranz so etwas wie ein Aufbäumen an, dann entlädt sich das Stück in einem glorreichen Refrain, der eine Ahnung davon gibt, wie es klingen könnte, wenn die Kings Of Leon ihren Neo-Arena-Rock zur Abwechslung einmal wieder in der Scheune spielten, rotzbesoffen.
Oder man höre das karge "We Never Win", das erst Rateliffs wieder nur auf den oberen Saiten gespielte Akustikgitarre auf Piano-Sprengsel und eine spukhafte Orgel treffen lässt, dann abermals majestätische Gesangsharmonien - diesmal gesummt - auffährt und danach plötzlich abrupt endet.
Zwar beantwortet auch dieses Album nicht die Frage, warum nun schon seit Jahren kein junger amerikanischer Singer/Songwriter mehr ohne Ursprünglichkeit vorgaukelnden Blockhüttenbart auskommt. Dass jedoch Menschen nach dem Anhören dieser tief in amerikanischen Songtraditionen verwurzelten, dabei stets hochgradig eigensinnigen Lieder auf die Idee kommen könnten, Nathaniel Rateliff heiraten zu wollen, verwundert kaum. Gut möglich, dass er bald nicht mehr gärtnern muss.
ERIC PFEIL
Nathaniel Rateliff,
In Memory Of Loss
Rounder Records 6190972 (Universal)
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Wie man eine Dame verräumt: Nathaniel Rateliff sang einer Frau seine Lieder vor - schon war er unter der Haube. Sein Album ist aber weit mehr als ein Heiratsschwindel.
I'm looking more than my mother", singt Nathaniel Rateliff zu Beginn seines Songs "Shrout". Nicht wenige Menschen, die ihn das Stück vor ein paar Monaten bei seinem Auftritt im Vorprogramm der Folkloristenband Mumford & Sons spielen hörten, amüsierte diese Eröffnung aus dem Mund eines ebenso kräftigen wie bärtigen Mannes. "In Memory Of Loss", das Debütalbum des in Denver, Colorado, beheimateten Sängers, ist voll von solchen irritierenden Zeilen und metaphorischen Widerhaken.
Wovon Rateliff singt, ist meistens schwer auszumachen. Zu seltsam sind die Texte, zu murmelig ist sein Gesang; aber die eigentümlich bipolare Stimmung seiner Lieder nimmt vom ersten Moment an gefangen. In einem Interview sagte der dreißigjährige hauptberufliche Gärtner, er habe den Großteil der Songs geschrieben, um eine Frau zu beeindrucken. Es scheint geklappt zu haben: Der Mann ist heute mit ihr verheiratet.
Auf den ersten Eindruck könnte man meinen, es hier mit einer Lo-Fi-Platte zu tun zu haben: Die Instrumentierung hat etwas Eierndes, Sprödes; Gitarren schrammeln dünn vor sich her, und die Rhythmusinstrumente - oft bloß eine einzelne Trommel, nur gelegentlich ein ganzes Schlagzeug - staksen eher durch die Songs, als dass sie die Lieder zusammenhielten.
Nathaniel Rateliff kommt denn auch tatsächlich aus einem Milieu, in dem die Musik noch zu Hause aufgenommen wird, und spielte sie bislang auf einem alten Acht-Spur-Gerät ein. Allerdings wurde dieses erste offizielle Werk in einem großen Studio von einem namhaften Produzenten - Brian Deck, bekannt etwa durch seine Arbeit mit Iron & Wine und Modest Mouse - überwacht; einem Produzenten allerdings, der mit viel Zurückhaltung und Feingefühl den Liedern das verpasst hat, was dann manchmal gerne als "intime Atmosphäre" beschrieben wird. Trotzdem ist es schwer zu sagen, was dieses Album so besonders macht: Rateliffs Songs oder die zwar warme, aber spleenig-spröde Produktion. Wahrscheinlich ist es der Umstand, dass man Song und Sound hier nicht mehr voneinander trennen kann. Keines dieser seltsam anrührenden Lieder hätte in einem anderen Arrangement auch nur halb so gut geklungen. Man höre etwa "Early Spring Till": Rateliff spielt hier eine dünne Akustikgitarre und singt, irgendwo zwischen Bill Callahan und Will Oldham, einen seiner idiosynkratischen Texte: "I was out there missing steps, when you swung around to me." Im Hintergrund setzt eine spindelige E-Gitarre ein paar scheinzufällige Akzente. Dann beginnt Rateliff mit sich selbst zu harmonisieren: "Maybe I'm wrong and I've always been that way." Ein zweistimmiger Selbstzweifel. Kurz vorm Refrain deuten Stand-Tom und Schellenkranz so etwas wie ein Aufbäumen an, dann entlädt sich das Stück in einem glorreichen Refrain, der eine Ahnung davon gibt, wie es klingen könnte, wenn die Kings Of Leon ihren Neo-Arena-Rock zur Abwechslung einmal wieder in der Scheune spielten, rotzbesoffen.
Oder man höre das karge "We Never Win", das erst Rateliffs wieder nur auf den oberen Saiten gespielte Akustikgitarre auf Piano-Sprengsel und eine spukhafte Orgel treffen lässt, dann abermals majestätische Gesangsharmonien - diesmal gesummt - auffährt und danach plötzlich abrupt endet.
Zwar beantwortet auch dieses Album nicht die Frage, warum nun schon seit Jahren kein junger amerikanischer Singer/Songwriter mehr ohne Ursprünglichkeit vorgaukelnden Blockhüttenbart auskommt. Dass jedoch Menschen nach dem Anhören dieser tief in amerikanischen Songtraditionen verwurzelten, dabei stets hochgradig eigensinnigen Lieder auf die Idee kommen könnten, Nathaniel Rateliff heiraten zu wollen, verwundert kaum. Gut möglich, dass er bald nicht mehr gärtnern muss.
ERIC PFEIL
Nathaniel Rateliff,
In Memory Of Loss
Rounder Records 6190972 (Universal)
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main