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Produktdetails
Trackliste
CD
1Längtan00:06:40
2Süd/West00:04:16
3Felicia00:08:13
4In silence00:01:52
5Terrassa del sol00:05:12
6Till havet00:05:51
7Wild bambi00:04:36
8Englein flieg00:04:27
9Die Ente00:04:20
10When we dance00:06:22
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 29.09.2014

Keine Angst: Klassik mag auch Rock

Auf dem Waschzettel kommt er uns jetzt als David Ryan Adams. Dass einer seinen ursprünglichen Vornamen dazuschreiben lässt, ist eine schwer erklärliche Marotte: Warum nicht gleich so? Man erinnert sich an David Blue, der 1966 auch als David Blue anfing, sich dann aber plötzlich und korrekterweise S. David Cohen nannte und die Platte "Me" veröffentlichte. Solche neckischen Namensversteckspiele sind manchmal kein gutes Zeichen, ein Ablenkungsmanöver. Wie gut, dass Ryan Adams beziehungsweise David Ryan Adams sein neues Studioalbum hervorragend identifizierbar "Ryan Adams" (Columbia/Sony) genannt hat. Die Verwechslungsgefahr mit Bryan Adams bleibt natürlich; aber wer Ryan ist, müsste sich langsam herumgesprochen haben. Dies ist die erste Platte seit drei Jahren - früher machte er in dieser Zeit fünf, aber die Drosselung der Produktion bekommt seiner Musik: Besser war er wohl seit "Gold" (2001) nicht mehr. "Gimme Something Good" gibt, mit Neal Casals harter, kristallklarer Gitarre, die Richtung vor, die dann zwar nicht durchweg beibehalten wird; aber auch der notorische, fast zu klamme Folk und der kompakte Westcoast-Sound, der sich bisweilen dem Softrock nähert, wissen aufgrund ihres scharfen Zuschnitts zu überzeugen.

edo.

*

Die Blasinstrumente, bei denen die Spieler das sogenannte Doppelrohrblatt-Mundstück im Maul haben, also Oboe und Fagott und alles, was dazwischen ist, haben im Jazz keine große Karriere gemacht. Womit wir fast schon bei der höchst empfehlenswerten CD "In Water" (Redhorn/Naxos) von Eva Kruse angelangt sind. Die Bassistin hat in ihrem neuen Quintett nämlich Oboe und Sopransaxophon (plus vollständige Rhythmusgruppe) zusammengebracht und zum ersten Mal ein ganzes Projekt komponiert. Kruses meernahem schwedischen Domizil verdanken die Stücke faszinierend ausgemalte Stimmungen, durchaus auch Ausbrüche bewegter Spiellust. Das vergleichsweise schlanke Sopransaxophon und die für ihre Verhältnisse sehr voluminöse Oboe kommen sich klanglich sehr weit entgegen und führen manchmal zu einem herrlichen, wohl auch in der Jazzgeschichte einmaligen Vexierspiel. "Ich hatte das Gefühl, es musste mal etwas Schönes passieren", sagt Eva Kruse zu diesem heiter tiefgründigen Werk.

u.o.

*

Der Gitarrist der amerikanischen Rockband The National, Bryce Dessner, versteht sich eigentlich als klassischer Komponist und bearbeitet die E-Gitarre auf seinem neuen Opus "St. Carolyn By The Sea" (DG/Universal) mit dem Schraubendreher. Dass das Album beim Gelb-Label erschienen ist, darf als Indiz dafür gewertet werden, dass die Grenzen zwischen E und U selbst von den Klassik-Gralshütern als nicht mehr bindend empfunden werden. Dessner, von Minimalisten wie Steve Reich, Philip Glass und Morton Feldman geprägt, hat bereits Kompositionen für die Genrehopper vom Kronos Quartet geschrieben. "St. Carolyn By The Sea" enthält drei längere eigene Kompositionen, die von den Kopenhagener Philharmonikern unter der Leitung von André de Ridder eingespielt wurden und leicht angeschrägte Symphonik mit hypnotischen Drones und suggestiven Klangbildern verbinden. Die fünfzig Minuten haben den Verantwortlichen wohl nicht gereicht. Jedenfalls wurde das Album mit der Suite aus dem Spielfilm "There Will Be Blood" aufgefüllt, eine Musik, die aus der Feder von Jonny Greenwood stammt, genauso wie Dessner Gitarrist bei Radiohead.

roth

*

Erst hört sich das an wie eine Violinsonate. Zu Beginn des dritten Satzes aus dem Klarinettentrio von Galina Ustwolskaja kommt die Klarinette spät dazu, mit einem zweiten Thema, das von unten einfliegt wie ein fremder Vogel. Es war dieses spektakulär stille zweite Thema, das von Dmitri Schostakowitsch in seinem fünften Streichquartett wörtlich zitiert wurde. Für zehn Jahre war Ustwolskaja seine Schülerin, Kollegin, Freundin. Er schätzte sie sehr in ihrem Eigensinn. Er sagte einmal, Ustwolskaja verdiene "weltweite Anerkennung bei allen, denen es ums Wahrhafte in der Musik geht". Dafür hat dann sehr spät in ihrem Leben auch der Pianist Markus Hinterhäuser mit Sorge getragen. Ustwolskajas Musik wurde ja erst nach dem Untergang der Sowjetunion überhaupt zur Kenntnis genommen, es gibt bislang nur wenige Tonaufzeichnungen von etwa zwei Dutzend Werken, die sie schrieb, darunter ein Album mit sämtlichen Klaviersonaten, die Hinterhäuser für das Label Wergo 1998 ersteingespielt hatte. Eine Referenzaufnahme, schnell vergriffen, teuer secondhand verkauft. Achtung! Sie wurde dieser Tage neu aufgelegt! Und jetzt nahm Hinterhäuser für das Label ECM (Universal) mit dem Klarinettisten Reto Bieri und der Geigerin Patricia Kopatchinskaja Kammermusiken von Galina Ustwolskaja auf: das Klarinettentrio von 1949, die Violinsonaten von 1952 und 1964. Jedes ein Solitär, ein bedeutendes, großes Stück. Diese neue Musik kommt von sehr weit her und trägt viel Altes in sich. Sie gehört in den Konzertsaal.

eeb

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