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Produktdetails
Trackliste
CD
1I. Monotonia (Toronto-Exercises)00:02:47
2II. Moto perpetuo (Toronto-Exercises)00:03:13
3III. Harmonia (Toronto-Exercises)00:03:32
4IV. Canon in prolatio (Toronto-Exercises)00:01:10
5Der Wênter00:00:27
6... aber wêr si Fogla!00:00:29
7Wen mu plangät00:00:31
8Herbscht00:00:25
9Der letscht Flug00:00:30
10Hêlf!00:00:28
11Lengi Nacht00:00:24
12T Rosa im Morgä00:00:24
13Dem Toot00:00:42
14Dechä und Werter00:00:23
15I. Der Wênter (Puneigä)00:02:00
16II. ...aber wêr si Fogla! (Puneigä)00:01:11
17Umgiiri Zwischenspiel I (Puneigä)00:02:06
18III. Wen mu plangät (Puneigä)00:03:36
19IV. Herbscht (Puneigä)00:01:57
20V. Der letscht Flug (Puneigä)00:01:48
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Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung

Und wo sitzt die Seele der Oboe?

Längst nicht alles ist Bach, wo Bach draufsteht - zumal beim Repertoire der Oboe. Zu diesem Instrument hatte Johann Sebastian eine ganz besonders innige Beziehung, ihr Seelenton prägt viele seiner oratorischen Werke. Der endlos strömende Klang aus der Enge des Ansatzrohrs weckt auf paradoxe Weise gleichermaßen eine unmittelbar physische Vorstellung, wie auch die Idee eines reinen entkörperlichten Gesanges. Das Suchtpotential, das in dieser Verbindung von Bach und Oboensound steckt, ist in den letzten Jahren von Albrecht Mayer bis in die perfidesten Verwischungen von Original und songartigem Arrangement hinein ausgereizt worden, mit Erfolg. Mayers Methode betrifft zwar auch andere Komponisten. Aber bei Bach stört diese Anbiederungsmasche ganz besonders.

Der Frage der Authentizität hat sich indes jeder Oboist bei Bach zu stellen: Von der überwältigenden Präsenz des Instruments in den Oratorien führt kein beglaubigter Weg zu eigenständigem Solo-Repertoire. Keines der bekannten Oboenkonzerte ist in dieser Form überliefert, weder in der Handschrift Bachs, noch in der eines Kopisten. Erst die Musikwissenschaft hat, als man entdeckte, dass Bachs Cembalokonzerte umgearbeitete Versionen von verloren gegangenen Solokonzerten für andere Instrumente sind, versucht, das Verlorene zu rekonstruieren. Auf wie viele Oboenkonzerte man dabei kommt, das ist umstritten. Breiter Konsens herrscht nur beim bekannten c-Moll-Doppelkonzert für Oboe und Violine und beim A-Dur-Konzert für Oboe d'amore. Heinz Holliger fügt dem für sein neues Bach-Album jetzt auch das rekonstruierte d-Moll-Konzert BWV 1059 hinzu (ECM New Series 2229/Universal). In dessen langsamem Satz, ursprünglich einer Oboen-Sinfonia aus der Kantate "Ich steh' mit einem Fuß im Grabe", spiegelt sich sehr schön das Gesamtkonzept dieser Aufnahmen mit der Camerata Bern und ihrem Leiter Erich Höbarth.

Den rekonstruierten Konzerten werden jeweils Originalsätze aus Kantaten vorangestellt. Der wunderbare Klang der ECM-Studioaufnahmen trifft sich in idealer Weise mit dem Interpretationsansatz, der den Oboe-Solisten nicht fetischartig vor das Ensemble rückt, sondern graduell aus dem Tuttiklang hervortreten lässt. Absolut beglückend das Zusammenspiel von Holliger und Höbarth im Doppelkonzert, wo Identität und Differenz zwischen beiden Solisten in phantasievollster Weise ineinander übergehen. Heinz Holliger ist eben nicht "nur" ein Oboist, er ist auch Komponist. Und wer ihn als solchen noch nicht für sich entdeckt hat, sollte dies mit der gleichzeitig erschienenen CD "Induuchlen" (Eindunkeln) jetzt nachholen (ECM New Series 2201/Universal). Mit der Vertonung von Gedichten der schweizerdeutschen Lyriker Anna Maria Bacher und Albert Streich hält Holliger hier ein ganz und gar unprovinzielles Plädoyer für die Realität des Lokalen. Frappierend skurril, zugleich aber existentiell, wie diese Stücke die Auflösung der Grenze zwischen Stimme und Instrument vorantreiben. Man ahnt, wenn man das hört, was ein Oboist wie Holliger mit bedenkt, wenn er Bach spielt.

MARTIN WILKENING

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