" Eine frühere Inkarnation von Steve Swallows Quintett pries die Londoner Times einst als "nahezu perfekte Demonstration von Small Group Jazz - robust und doch von exquisiter Gelassenheit." Diese Beschreibung trifft auch auf das neueste Quintett des Bassisten und dessen Album "Into The Woodwork" zu. Swallow führt die Gruppe - zu der auch seine langjährige Lebens- und Kreativpartnerin Carla Bley an der Orgel gehört - durch ein Dutzend vielschichtiger Kompositionen aus seiner Feder. Der verhaltene Opener "Sad Old Candle", bei dem sich Saxophonist Chris Cheek, Gitarrist Steve Cardenas und Schlagzeuger Jorge Rossy im intimen Zusammenspiel zu Sawallow und Bley gesellen, zeigt die ganze Subtilität dieser Band. In "From Whom It May Concern" lässt Cheek sein Saxophon eine melancholische Melodie singen, auf die Cardenas mit einem luftig-leichten Solo antwortet. Rossis funky Soli dominieren das Stück "Back In Action". "Exit Stage Left" beginnt mit dem unverwechselbar flüssig gespielten elektrischen Bass von Swallow - einem Personalstil, der dem Veteranen seit Jahren verlässlich Top-Positionen in den Kritiker- und Leser-Polls einbringt. "Into The Woodwork" enthält Jazz voller Charakter, melodischem Gehalt und Wärme.
CD | |||
1 | Sad Old Candle | 00:05:19 | |
2 | Into The Woodwork | 00:05:03 | |
3 | From Whom It May Concern | 00:05:36 | |
4 | Back In Action | 00:05:03 | |
5 | Grisly Business | 00:04:43 | |
6 | Unnatural Causes | 00:02:49 | |
7 | The Butler Did It | 00:02:53 | |
8 | Suitable For Framing | 00:04:26 | |
9 | Small Comfort | 00:05:29 | |
10 | Still There | 00:05:34 | |
11 | Never Know | 00:05:36 | |
12 | Exit Stage Left | 00:03:47 |
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 16.08.2013Respekt für den Atem
Steve Swallow erkundet lyrische Welten
Der E-Bassist Steve Swallow gehört zu den wenigen Musikern an seinem Instrument, die man auf Anhieb erkennt. Der weiche, runde Ton ist längst zu einem Markenzeichen geworden. Swallow ist seit Jahrzehnten mit der Komponistin und Pianistin Carla Bley liiert, die auf seinem neuen Album Orgel spielt. Das gibt der Musik eine pastorale Note und verleiht den im Prinzip schlichten Songs eine zusätzliche Dimension. Carla Bley ist sicher nicht die größte Virtuosin an ihrem Instrument, aber sie kann sich regelrecht darin verbeißen, den jeweiligen Song mit genau den richtigen Mitteln zu unterstützen - und wenn sie wie in "From Whom It May Concern" dem geschmeidigen Tenorsaxophon von Chris Cheek einen weichen Teppich bereitet. Wie Bley pflegt auch Swallow einen subtilen Humor, der sich in Songtiteln wie "The Butler Did It" und in kleinen musikalischen Schlenkern ausdrückt. Mit Jorge Rossy konnte er einen Schlagzeuger für sich gewinnen, der sich nicht durch kraftmeierndes Powerdrumming beweisen muss, einen Song wie "Back In Action" aber trotzdem fast im Alleingang gestalten kann. Fünfter im Bunde ist der Gitarrist Steve Cardenas, der sich relativ unauffällig ins Ensemble einfügt, aber an entscheidenden Stellen, etwa in der geisterhaften Ballade "Grisly Business", Akzente setzt. Vom trommelfellerschütternden Jazzrock, auf den die Besetzung schließen lässt, ist Swallows Quintett allerdings weit entfernt. Der Bassist bevorzugt bei seinen Musikern die lyrischen Qualitäten und setzt in seinen Songs auf Transparenz und einen offenen, weiten Klang mit "nicht zu vielen Noten", wie er lakonisch sagt: "Man sollte den Atem einer musikalischen Linie respektieren." Seine Band hat diese Spielauffassung verinnerlicht - was alle fünf zum Glück nicht davon abhält, in einem Kracher wie "Unnatural Causes" auch einmal richtig Gas zu geben. Im südfranzösischen Studio La Buissonne wurden die Feinheiten dieser Musik mit dem nötigen Fingerspitzengefühl aufgezeichnet.
ROLF THOMAS
The Swallow Quintet: Into The Woodwork.
Xtra WATT 13/ECM (Universal)
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Steve Swallow erkundet lyrische Welten
Der E-Bassist Steve Swallow gehört zu den wenigen Musikern an seinem Instrument, die man auf Anhieb erkennt. Der weiche, runde Ton ist längst zu einem Markenzeichen geworden. Swallow ist seit Jahrzehnten mit der Komponistin und Pianistin Carla Bley liiert, die auf seinem neuen Album Orgel spielt. Das gibt der Musik eine pastorale Note und verleiht den im Prinzip schlichten Songs eine zusätzliche Dimension. Carla Bley ist sicher nicht die größte Virtuosin an ihrem Instrument, aber sie kann sich regelrecht darin verbeißen, den jeweiligen Song mit genau den richtigen Mitteln zu unterstützen - und wenn sie wie in "From Whom It May Concern" dem geschmeidigen Tenorsaxophon von Chris Cheek einen weichen Teppich bereitet. Wie Bley pflegt auch Swallow einen subtilen Humor, der sich in Songtiteln wie "The Butler Did It" und in kleinen musikalischen Schlenkern ausdrückt. Mit Jorge Rossy konnte er einen Schlagzeuger für sich gewinnen, der sich nicht durch kraftmeierndes Powerdrumming beweisen muss, einen Song wie "Back In Action" aber trotzdem fast im Alleingang gestalten kann. Fünfter im Bunde ist der Gitarrist Steve Cardenas, der sich relativ unauffällig ins Ensemble einfügt, aber an entscheidenden Stellen, etwa in der geisterhaften Ballade "Grisly Business", Akzente setzt. Vom trommelfellerschütternden Jazzrock, auf den die Besetzung schließen lässt, ist Swallows Quintett allerdings weit entfernt. Der Bassist bevorzugt bei seinen Musikern die lyrischen Qualitäten und setzt in seinen Songs auf Transparenz und einen offenen, weiten Klang mit "nicht zu vielen Noten", wie er lakonisch sagt: "Man sollte den Atem einer musikalischen Linie respektieren." Seine Band hat diese Spielauffassung verinnerlicht - was alle fünf zum Glück nicht davon abhält, in einem Kracher wie "Unnatural Causes" auch einmal richtig Gas zu geben. Im südfranzösischen Studio La Buissonne wurden die Feinheiten dieser Musik mit dem nötigen Fingerspitzengefühl aufgezeichnet.
ROLF THOMAS
The Swallow Quintet: Into The Woodwork.
Xtra WATT 13/ECM (Universal)
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main