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Trackliste
CD
1Les Heures dolentes: V. Apres-midi de dimanche00:03:01
2Paysages: I. Maritime00:05:12
3Trois morceaux pour piano : I. D'un vieux jardin00:02:42
4Le rossignol eperdu: No. 52, Hivernale00:04:04
5Gnossienne No. 200:02:05
6Matin sur l'eau00:04:17
7Valse nonchalante in D-Flat Major, Op. 11000:03:36
8Tableaux de voyage, Op. 33: IV. Lac vert00:02:22
9Deux pieces pour piano, Op. 7: II. Impression d'Automne00:02:17
1015 Pieces, Op. 3: VI. Prelude00:02:05
113 Esquisses, Op.7: II. Nocturne00:02:17
12La maison dans les dunes: IX. Clair d'etoiles00:02:59
13Premieres valses: V. A l'ombre reveuse de Chopin00:01:37
14Gnossienne No. 100:03:11
15Deux valses pour deux pianos: I. Valse lente (arr. for Solo Piano)00:01:42
16Le chant de la mer: I. Prelude00:04:20
17Musiques intimes, Book 1, Op. 16: I. Doux et calme00:02:30
186 Romances sans paroles, Op. 76: I. Souvenance00:02:01
19Souvenir de Chopin00:02:14
20Paysage, Op.3800:03:24
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Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 09.01.2023

Das Meer hören, dem Leben zusehen

Das Glück, nach dreijähriger Pause wieder komponieren zu können, strömt aus dieser Neuaufnahme - "Vienna 1913" (Avi/H'Art) -, der f-Moll-Sonate op. 120 Nr. 1 von Johannes Brahms mit dem Duo

Kilian Herold (Klarinette) und

Hansjacob Staemmler (Klavier). Die Sonate springt einem regelrecht ins Gesicht vor Vitalität und jugendlicher Frische. Enorm das Ausdrucksvermögen der Musiker, wobei Herold seine Klarinette als Seismographen der brahmsschen Gefühlswelt versteht. Die Tonart f-Moll verbindet Brahms mit der hier erstmals eingespielten Sonate op. 5 von Egon Kornauth. Ihr Verschwinden aus dem Repertoire ist kaum nachvollziehbar, so dankbar ist sie für Publikum und Spieler, zumal wenn sich diese mit Kopfsprung in ihre Fluten stürzen und zu einem leicht grotesken Tänzchen wieder auftauchen. "Vier Stücke" op. 5 von Alban Berg und ein von Herold bearbeitetes Lied von Korngold stehen für das Jahr 1913 im Titel. LT

***

Die ukrainische Jazzsängerin Ganna Gryniva verarbeitet mit ihrer Band Ganna auf dem zweiten Album "Home" (Berthold/Cargo) Volkslieder aus ihrer Heimat, aber natürlich ist der Krieg gegen die Ukraine allgegenwärtig. "Plyve Kacha" ist ein Lied, das während des Euromaidans bekannt wurde. Gryniva beginnt es ganz leise, nur begleitet vom Pianisten Povel Widestrand, bevor sich der Saxophonist Musina Ebobissé in das Lied schleicht. Als Bass und Schlagzeug einsteigen, hat sich das Requiem längst in ein wütendes Protestlied verwandelt. Grynivas Stimme ist ausdrucksstark und wandlungsfähig - im Liebeslied "Divchyno" juchzt sie zu Beginn fröhlich und singt dann die Strophen mit stiller, eindringlicher Kraft, während ihre international besetzte Band in einem tänzelnden Rhythmus swingt, die Sängerin immer lauter wird und ihre Stimme von Ebobissé gedoppelt wird. Im todtraurigen "Strokova" verbreitet das Saxophon mit tiefen, knatternden Tönen eine beunruhigende Atmosphäre, und Gryniva läuft zu ganz großer Form auf, ihr kehliger Gesang ohne Worte erschüttert. roth

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Die Barkarole beginnt mit einer Dissonanz wie ein leiser Stich ins Herz, den die folgende Wellenbewegung nicht löst, sondern betäubt: Gabriel Dupont hat mit dem Klavierstück "Sonntagnachmittag" - Après-midi de dimanche - in seinem Zyklus "Les heures dolentes" zart und bedrückend die Leere und Schwermut eines Tuberkulosekranken eingefangen, der das Leben nur noch aus der Zuschauerposition betrachtet. Der Komponist starb 1914 mit 36 Jahren an der Krankheit. Eric Le Sage eröffnet damit sein kostbares Album Jardins suspendus (Sony Classical) mit französischer Klaviermusik zwischen 1870 und 1930. Mit "hängenden Gärten" haben die Stücke freilich wenig zu tun. "Le chant de la mer" wie die stahlgraue, monumentale Elegie von Gustave Samazeuilh wäre ein passenderer Titel gewesen. Denn Meerbilder wie vom Flottenadmiral Jean Cras (einer stillen Größe französischer Musik) oder dem Marineoffizier Jacques Ibert dominieren. Delikat ist das getupfte non legato von Le Sage in der "Valse nonchalante" von Camille Saint-Saëns. jbm.

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In den Neunzigerjahren diente der Altsaxophonist Greg Osby als eine Art Avantgarde-Ausweis für das Blue-Note-Label, und man hätte, bevor es still um ihn wurde, nie vermutet, dass er mal ein Album mit Standards aufnehmen würde. Ebenso wenig hätte man das vom Schlagzeuger und Komponisten Tyshawn Sorey erwartet, der, 20 Jahre jünger als Osby, heute als Inbegriff der Jazz-Avantgarde gilt. Aber nun liegt mit "The Off-Off-Broadway Guide to Synergism" (Pi Recordings/Harmonia Mundi) ein fast vierstündiges, live eingespieltes Standards-Album der beiden vor. Es beweist einmal mehr, dass man Traditionspflege am besten betreibt, wenn man sich mit den Techniken und Theorien moderner Improvisation auskennt. So klingen Cole Porters "Night and Day" oder Billy Strayhorns "Chelsea Bridge" hier keine Sekunde lang altbacken oder routiniert, sondern so frisch, als wären sie eben erst komponiert worden. Souverän begleitet vom Pianisten Aaron Diehl und dem Bassisten Russell Hall, schafft Sorey mit seinem ungeheuer beweglichen Schlagzeugstil den Rahmen, in dem Greg Osbys vordergründig unterkühltes, hypervirtuoses Saxophonspiel von einer Glut beseelt ist, die sich fraglos aus den tiefen Schichten der Jazzgeschichte speist. tol

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