Produktdetails
Trackliste
CD
1Another op'nin', another show00:06:16
2Why can't you behave?00:02:24
3Wunderbar00:03:21
4So in love00:04:16
5We open in Venice00:02:00
6Tom, Dick or Harry00:03:53
7I've come to wive it wealthy in Padua00:02:09
8I hate men00:03:26
9Where thine that special face00:02:52
10Cantiamo d' amore00:01:28
11Kiss me, Kate00:02:54
12Too darn hot00:06:00
13Where is the life that late it led?00:04:34
14Always true to you (in my fashion)00:05:14
15Bianca00:04:18
16So in love (Reprise)00:03:32
17Brush up your Shakespeare00:04:51
18Pavane00:01:33
19I am ashamed that women are so simple00:02:10
20Kiss me, Kate (finale)00:00:57
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.02.2019

Schlag nach bei Shakespeare

Viel Lärm auf der Bühne des Lebens: Cole Porters Musical "Kiss me, Kate", aufgefrischt am Staatstheater Darmstadt

Von Axel Zibulski

Manchmal würde der deutsche Musical-Text auch in der erfrischenden Neubearbeitung von Peter Lund doch zu betulich über die Rampe kommen. An solchen Stellen wechselt man in Darmstadt ganz umstandslos ins Englische. Und im Großen Haus des Staatstheaters, wo jetzt die Neuproduktion von Cole Porters Broadway-Klassiker "Kiss me, Kate" zu sehen ist, darf aus Porters Schauspielerin Lilli Vanessi, die Shakespeares Widerspenstige geben muss, auch der Ruf "I hate men" ganz unvermittelt herausbrechen. "Too darn hot", das Eingangslied zum zweiten Akt des 1948 uraufgeführten Musicals, grundiert auf Englisch eine heiße Showdance-Nummer so mitreißend, dass die Frage, warum nicht gleich alle Gesangsnummern im Original gesungen werden, zumindest gestellt sein muss.

Tatsächlich bemüht sich Regisseur Erik Petersen in seiner vom Premierenpublikum kräftig bejubelten Neuinszenierung redlich, Porters bis heute erfolgreichstes Stück aufzufrischen. Ein bisschen von gestern ist der Blick auf die Rollenverteilung der einstigen Eheleute Lilli Vanessi und Fred Graham nämlich schon. In Baltimore müssen die beiden zusammen auf der Shakespeare-Bühne stehen und die Hauptrollen in "Der Widerspenstigen Zähmung" geben, samt finalem Loblied von ihr auf die Unterwerfung der Frauen. Dieser Monolog ist in Darmstadt nicht gestrichen; die Lösung, dass Fred alias Shakespeares Petruchio ein hinzugedichteter Kommentar entfährt ("Was für ein bescheuerter Text!"), wirkt allerdings zu schlicht. Da ist der Neuproduktion nach mehr als drei Stunden, die nach beherzten Strichen verlangen, vielleicht auch einfach die Puste ausgegangen.

Denn die Regie bietet viel und wollte womöglich noch mehr: Den Charakter des Shakespeare-Stücks im Porter-Stück greift die offene Drehbühne von Momme Hinrichs und Torge Müller auf, die Inspizienten und Requisiten als solche erkennen lässt. Zum Spiel im Spiel gehören Seitenhiebe auf den Theateralltag mit seinen Diven und Machtspielchen, auf Darmstadt und die Welt, auf Rollenverständnisse auf der Bühne und im Beziehungsleben. Wie aus einer anderen Sphäre steht der hohe Rezitationston so verloren im Raum wie die pittoresken Shakespeare-Bühnenbildchen. Ständig passiert dazwischen und dahinter etwas - und es passiert zumindest im ersten Teil des Abends alles vor allem viel zu laut. Mikrofone mögen im Musical sein müssen, aber hier sind sie so phonstark aufgedreht, dass die Feinheiten von Text und Musik häufig auf der Strecke bleiben.

Das ist umso bedauerlicher, weil ein perfekter Mix von Musicaldarstellern, Schauspielern und einzelnen klassischen Sängern durchweg charakteristisch und rollendeckend zum Einsatz kommt. Als Allrounderin in Spiel, Gesang und Tanz überzeugt Barbara Obermeier als Lilli Vanessi alias Shakespeares Katharina, ebenso Tobias Licht, der, gesanglich keineswegs verloren, als Fred Graham alias Petruchio erfolgreich um die Rückeroberung seiner Ex-Frau wirbt. Deren in höchstem Maße unverständliche Liebe zum eng am Präsidentenrockzipfel hängenden Sterne-General Harrison Howell, dem Georg Festl neben reichlich Lächerlichkeit auch die Macht seines Bassbaritons verleiht, spielt mit Klischees, ohne dass Petersen sie überstrapaziert. Wie leicht und doch billig wäre es gewesen, hier den ein oder anderen simplen Trump-Kalauer einzupflegen, worauf die Regie glücklicherweise ebenso verzichtet wie auf Zoten oder sonstige Zeugnisse schalen Humors. Im Gegenteil: Mancher Gag hat richtig Fallhöhe, wovon man im zweiten, kompakteren und mit dichterer Konzentration erzählten Teil des Abends erfreulich mehr bekommt. Überdies darf das Ganoven-Duo von Michael Pegher und David Pichlmaier hier seine Revue-Nummer "Schlag nach bei Shakespeare" zu einem lockeren Höhepunkt des langen Abends machen, der vom Staatsorchester Darmstadt unter Michael Nündels Leitung mühelos und beherzt getragen wird.

Nächste Vorstellungen am 8., 9., 16. und 23. Februar, am 16. und 28. März, jeweils von 19.30 Uhr an.

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