Innerhalb von nur drei Jahren komponierte Verdi seine drei populärsten Opern: Rigoletto, Il Trovatore und La Traviata. Während der Rigoletto und Il Torvatore noch in der Tradition der romantischhistorisierenden Sujets standen, zeichnete sich der Stoff der Traviata durch einen neuen, zeitnahen Realismus aus. Dieser musste zunächst schockieren, wählte Verdi doch einen Roman von Alexandre Dumas als Grundlage, der anhand des Schicksals einer Kurtisane eine sozialkritischen Milieustudie der Pariser Halbwelt zeichnete. Verdi begeisterte die Andersartigkeit dieses Sujets, entsprach sie doch seiner Forderung, den konventionellen Themenkreis der Oper durch "neue, schöne, große, abwechslungsreiche, kühne Stoffe" zu erweitern. Nicht große Massenszenen und historisierendes Gepränge, sondern Innigkeit und Intimität zeichnen das Bühnengeschehen aus, wobei es Verdi meisterhaft versteht, die Seelenbewegungen des Subjekts, die in ihrer gesellschaftlichen Bedingtheit nachgezeichnet werden, musikalisch einzufangen.