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Trackliste
CD 1
1Sinfonia00:04:21
2Cinque, Dieci, Venti (1. Akt)00:02:48
3Cosa Stai Misurando00:00:54
4Se A Caso Madama La Notte Ti Chiama00:02:44
5Or Bene, Ascolta, E Taci! - Bravo Signor Padrone!00:02:44
6Se Vuol Ballare Signor Padrone!00:02:31
7Ed Aspettaste Il Giorno Fissato A Le Sue Nozze00:01:04
8La Vendetta, Oh La Vendetta!00:03:23
9Tutto Ancor Non Ho Perso00:00:53
10Via Resti Servita, Madama Brillante00:02:20
11Va' Là, Vecchia Pedante00:02:09
12Non So Più Cosa Son, Cosa Faccio00:02:26
13Ah Son Perduto! - Susanna, Il Ciel Vi Salvi00:03:52
14Cosa Sento! Tosto Andate00:04:51
15Basilio, In Traccia Tosto Di Figaro Volate00:01:06
16Giovani Liete, Fiori Spargete00:01:03
17Cos'è Questa Commedia?00:01:26
18Giovani Liete, Fiori Spargete00:00:52
19Evviva!00:01:12
20Non Più Andrai Farfallone Amoroso00:04:12
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CD 2
1Tutto è Come Il Lasciai00:01:25
2Esci Omai, Garzon Malnato - Susanna! - Signori, Di Fuori Son Già I Suonatori - Ah, Signor...Signor! - Voi Signor...00:20:38
3Che Imbarazzo è Mai Questo! - Via Fatti Core (3. Akt)00:02:40
4Crudel! Perché Finora00:02:44
5E Perché Fosti Meco - Ehi Susanna, Ove Vai?00:00:58
6Hai Già Vinta La Cause! - Vedrò Mentre Io Sospiro00:05:08
7Andiam, Andiam, Bel Paggio00:00:45
8E Susanna Non Vien! - Dove Sono I Bei Momenti00:06:20
9É Decisa La Lite00:02:13
10Riconosci In Questo Amplesso00:05:02
11Eccovi, Oh Caro Amico - Io Vi Dico Signor - Cosa Mi Narri00:02:10
12Che Soave Zeffiretto00:02:40
13Piegato è Il Foglio00:00:27
CD 3
1Ricevete, Oh Padroncina00:01:18
2Queste Sono, Madama - Eh, Cospettaccio - Signor...Se Trattenete Tutte Queste Ragazza00:03:00
3Ecco La Marcia, Andiamo! - Amanti Costanti Seguaci D'onor00:06:14
4L'ho Perduta, Me Meschina (4. Akt)00:01:45
5Barbarina Cos'hai? - Madre! - Presto Avvertiam Susanna00:02:47
6Il Capro E La Capretta00:03:44
7Nel Padiglione A Manca - E Barbarina..Chi Va Là? - Ha I Diavoli Nel Corpo00:01:53
8In Quegl'anni, In Cui Val Poco00:03:47
9Tutto è Disposto - Aprite Un Po' Quegl'occhi00:03:53
10Signora! Ella Mi Disse - Madama Voi Tremate00:00:58
11Giunse Alfin Il Momento - Deh, Vieni, Non Tardar00:04:39
12Perfida! E In Quella Forma Meco Mentia?00:00:40
13Pian Pianin, Le Andrò Più Presso - Ecco Qui Lamia Susanna! - Tutto è Tranquillo E Placido - Gente, Gente, All'armi00:16:22
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 11.07.2023

Das Karussell in seinem Kopf
Einmalig grandios: Dmitri Tcherniakov inszeniert Mozarts "Così", Christian Gerhaher singt "Wozzeck" / Von Anja-Rosa Thöming, Aix-en-Provence

Es bricht einem das Herz. Mit abgewandtem Gesicht sinkt Ferrando unbeholfen in sich zusammen, der Gesang umrahmt von gedämpften Streichern und wehmütigem Hornklang. Dorabella ist bei ihm, stützt ihn und weint lautlos. Ferrandos Tenorarie "Un'aura amorosa", sublime Hommage an die Liebe, wird gedeutet als Ausdruck der Trauer über die vergangene gemeinsame Zeit. Szene und Musik gehen in diesem Moment eine bewegende Symbiose ein, aufgehoben in einer konkreten menschlichen Erfahrung.

Mit "Così fan tutte", der dritten Premiere beim Opernfestival in Aix, hat der Intendant Pierre Audi einen Coup gelandet; selten war man beim Hören von dreieinhalb Stunden schönster Musik so gespannt wie in dieser Nacht. Das Balthasar-Neumann-Ensemble unter der Leitung von Thomas Hengelbrock, die vor zwei Jahren im gediegenen Innenhof des Théâtre de l'Archevêché schon Mozarts "Figaro" so lebendig aufführten, musiziert nun das bitter-süße dramma giocoso von der "Schule der Liebenden" mit transparent-gehaltvollem Klang, die Instrumentengruppen ausbalanciert, jede noch so kleine Achtelnote mit Bedacht artikuliert. Der Zorn der Frauen im Sextett des ersten Akts ("quella rabbia e quel furor") bebt greifbar in der gespannten Atmosphäre. Fabelhaft auch, wie behutsam musikalische Übergänge gestaltet werden, sodass die Sänger nicht nur Luft schöpfen, sondern auch einen neuen Gedanken fassen können. Das Windeterzett "Soave sia il vento", ungewöhnlich rasch genommen, hat man noch nie mit einem so "echten" Wellengemurmel unter den Gesangsstimmen gehört!

Die nicht wenigen Buhs für Regisseur Dmitri Tcherniakov waren insofern ungerecht, als er der von vielen geliebten Oper "Così" mit einem überraschenden Zugang begegnet, der ihr auch guttut. Es wirkt plausibel, in den beiden Paaren nicht blutjunge, sondern mittelalte Männer und Frauen auf der Suche nach "nuovi diletti" (neuen Freuden) zu erkennen. In Mozarts und da Pontes Stück über die tiefe Verunsicherung durch ein riskantes Liebesexperiment haben Menschen mit über fünfzig etwas anderes mitzuteilen als eher selbstbezogene Twens. Sie sind sich eigener Schwächen bewusster.

Ferrando, der renommierte Mozartsänger Rainer Trost, ist in Würde ergraut, Guglielmo (Russel Braun) präsentiert sich als jovialer Mann in den besten Jahren. Fiordiligi (Agneta Eichenholz), trägt Silberlöckchen zum petrolfarbenen Samtanzug (Kostümbild: Elena Zaytseva); Dorabella (die Frankfurter Kammersängerin Claudia Mahnke) bringt sympathisch Nachsicht für sich und andere mit. Die beiden befreundeten Paare suchen ein wenig Pikanterie und treffen sich in einem edel ausgestatteten Resort, wo sie in die Fänge von Despina und Don Alfonso geraten, die sie mit grausamer Verführungskunst zu Verrat und Treuebruch bringen, von wo aus es keinen Weg mehr zurück gibt. Georg Nigl als Alfonso ist ein wahrer Mephisto, der mit unheimlicher Intensität singt und die Rezitative brillant artikuliert. Nicole Chevalier mit ihrem charaktervollen Sopran steht ihm in nichts nach, von Kammerkätzchensoubrette keine Spur. Die fatale Beziehung dieser beiden Dämonen, selbst gefangen in gegenseitiger Gewaltzufügung, erscheint jedoch am Ende eine Drehung zu viel in dieser aufreibenden und "unerhörten" Produktion von Hengelbrock und Tcherniakov.

Nahezu perfekt wird tags darauf im Grand Théâtre de Provence Alban Bergs Büchner-Oper "Wozzeck" gegeben, ästhetisch derart geschlossen und musikalisch grandios, dass man fast schon von einem einmaligen Erlebnis ausgehen muss. Simon Rattle und das London Symphony Orchestra bringen die konzentrierte Partitur zum dunklen Leuchten, vor allem in den Zwischenspielen; begeisternd die solistischen Einsprengsel und die präzise Bühnenmusik.

Regisseur Simon McBurney meidet konsequent jeden Realismus. In dem ästhetisch gediegenen Bühnenbild von Miriam Buether in Schwarz-Grau spult sich Wozzecks Geschichte als Experiment am Menschen ab. Der perspektivlose Soldat muss einen Nackenschlag nach dem anderen einstecken. Sinnbildlich für das Karussell im Kopf des armen Wozzeck rotiert die Drehbühne mit fliegenden, perfekt einstudierten Bildwechseln.

Die Szenen mit Hauptmann und Doktor gleichen choreographierten Farcen, durch zusätzliche Filmeinblendungen umfassend multimedial (Video: Will Duke). Allein Wozzecks graues Gesicht scheint sich kaum zu verändern, und seine Haltung bleibt schwerfällig und unbeholfen. Es ist der stimmliche Ausdruck Christian Gerhahers, der dem Mann ein Gesicht gibt. Er singt die herausfordernde Partie klar und schlicht, quasi von innen heraus, auf den Text und die musikalische Phrase fokussiert. Seine am Lied geschulte Stimme kann ohne Weiteres auf Vibrato verzichten, wenn es dem Ausdruck und dem Verständnis dient. Wie gebannt hört man ihm in der Mordszene zu, wenn er am vorderen Bühnenrand kauert. Er bedroht Marie nicht mit stimmlichen Allüren, sondern wirkt fast wie ferngesteuert. Dazu ziehen Wolken vorüber, und es schimmert der See im Mondschein (Licht: Paul Anderson) schön und unnahbar; Marie und Wozzeck aber sind verloren.

Marie, gesungen und dargestellt von der herausragenden Malin Byström, bringt mit ihrer Jugendlichkeit und seelischen "Gesundheit" Farbe hinein. Wie in Wozzecks gestresstem Gemüt sind auch in ihrem Kopf Bibelworte verankert - alle samt als Spruchband eingeblendet -, aber nur Marie versucht noch zu beten; ihr inbrünstiger Ruf an den Heiland kurz vor der Katastrophe ist auch musikalisch ein Höhepunkt der Aufführung.

Um Abstand zu gewinnen von den so existenziell durchlittenen menschlichen Schicksalen, empfiehlt sich in Aix das Eintauchen in die gesungene Choralvesper in der wunderschönen gotischen Kirche St. Jean de Malte.

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