Marktplatzangebote
Ein Angebot für € 79,99 €
Produktdetails
  • Herstellerkennzeichnung
  • Die Herstellerinformationen sind derzeit nicht verfügbar.
Trackliste
CD 1
1Ouvertüre (Die Hochzeit des Figaro)
2Cinque - dieci - venti - trenta (ERSTER AKT)
3Se a caso madama la notte ti chiama (ERSTER AKT)
4Bravo, signor padrone! - Se vuol ballare (ERSTER AKT)
5La vendetta, oh la vendetta (ERSTER AKT)
6Via, resti servita, Madama brillante (ERSTER AKT)
7Non so più cosa son, cosa faccio (ERSTER AKT)
8Cosa sento! tosto andate (ERSTER AKT)
9Giovani lieti - Cos'# questa commedia? (ERSTER AKT)
10Non più andrai, farfallone amoroso (ERSTER AKT)
11Porgi, amor, qualche ristoro (ZWEITER AKT)
12Voi che sapete che cosa # amor (ZWEITER AKT)
13Venite - inginocchiatevi (ZWEITER AKT)
14Tutto ancor non ho perso - Signora mia garbata (ZWEITER AKT)
15Un moto di gioia (ZWEITER AKT)
CD 2
1Che novità! non fu mai vostra usanza (ZWEITER AKT)
2Susanna, or via, sortite (ZWEITER AKT)
3Aprite, presto, aprite (ZWEITER AKT)
4Esci, omai, garzon malnato (ZWEITER AKT)
5Signori, di fuori son già i suonatori (ZWEITER AKT)
6Ah! signor - Cosa # stato? (ZWEITER AKT)
7Voi signor, che giusto siete (ZWEITER AKT)
8Che imbarazzo # mai questo! (DRITTER AKT)
9Crudel! perch# finora farmi languir così? (DRITTER AKT)
10Hai già vinta la causa! (DRITTER AKT)
11Riconosci in questo amplesso (DRITTER AKT)
12E Susanna non vien! - Dove sono i bei momenti (DRITTER AKT)
13Aprite, presto, aprite (DRITTER AKT)
14Hai già vinta la causa - Vedrò mentr'io sospiro (DRITTER AKT)
15E Susanna non vien (DRITTER AKT)
CD 3
1Io vi dico, signor (DRITTER AKT)
2Sull'aria - Che soave zeffiretto (DRITTER AKT)
3Ricevete, o padroncina - Queste sono, Madama (DRITTER AKT)
4Ecco la marcia - andiamo (DRITTER AKT)
5L'ho perduta, me meschina (VIERTER AKT)
6Il capro e la capretta (VIERTER AKT)
7In quegli anni in cui val poco (VIERTER AKT)
8Tutto # disposto - Aprite un po' quegl'occhi (VIERTER AKT)
9Giunse alfin il momento - Deh vieni, non tardar (VIERTER AKT)
10Pian pianin le andrò più presso (VIERTER AKT)
11Tutto # tranquillo e placido (VIERTER AKT)
12Gente, gente, all'armi, all'armi (VIERTER AKT)
13Giunse alfin il momento - Deh vieni, non tardar (VIERTER AKT)
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 11.07.2023

Das Karussell in seinem Kopf
Einmalig grandios: Dmitri Tcherniakov inszeniert Mozarts "Così", Christian Gerhaher singt "Wozzeck" / Von Anja-Rosa Thöming, Aix-en-Provence

Es bricht einem das Herz. Mit abgewandtem Gesicht sinkt Ferrando unbeholfen in sich zusammen, der Gesang umrahmt von gedämpften Streichern und wehmütigem Hornklang. Dorabella ist bei ihm, stützt ihn und weint lautlos. Ferrandos Tenorarie "Un'aura amorosa", sublime Hommage an die Liebe, wird gedeutet als Ausdruck der Trauer über die vergangene gemeinsame Zeit. Szene und Musik gehen in diesem Moment eine bewegende Symbiose ein, aufgehoben in einer konkreten menschlichen Erfahrung.

Mit "Così fan tutte", der dritten Premiere beim Opernfestival in Aix, hat der Intendant Pierre Audi einen Coup gelandet; selten war man beim Hören von dreieinhalb Stunden schönster Musik so gespannt wie in dieser Nacht. Das Balthasar-Neumann-Ensemble unter der Leitung von Thomas Hengelbrock, die vor zwei Jahren im gediegenen Innenhof des Théâtre de l'Archevêché schon Mozarts "Figaro" so lebendig aufführten, musiziert nun das bitter-süße dramma giocoso von der "Schule der Liebenden" mit transparent-gehaltvollem Klang, die Instrumentengruppen ausbalanciert, jede noch so kleine Achtelnote mit Bedacht artikuliert. Der Zorn der Frauen im Sextett des ersten Akts ("quella rabbia e quel furor") bebt greifbar in der gespannten Atmosphäre. Fabelhaft auch, wie behutsam musikalische Übergänge gestaltet werden, sodass die Sänger nicht nur Luft schöpfen, sondern auch einen neuen Gedanken fassen können. Das Windeterzett "Soave sia il vento", ungewöhnlich rasch genommen, hat man noch nie mit einem so "echten" Wellengemurmel unter den Gesangsstimmen gehört!

Die nicht wenigen Buhs für Regisseur Dmitri Tcherniakov waren insofern ungerecht, als er der von vielen geliebten Oper "Così" mit einem überraschenden Zugang begegnet, der ihr auch guttut. Es wirkt plausibel, in den beiden Paaren nicht blutjunge, sondern mittelalte Männer und Frauen auf der Suche nach "nuovi diletti" (neuen Freuden) zu erkennen. In Mozarts und da Pontes Stück über die tiefe Verunsicherung durch ein riskantes Liebesexperiment haben Menschen mit über fünfzig etwas anderes mitzuteilen als eher selbstbezogene Twens. Sie sind sich eigener Schwächen bewusster.

Ferrando, der renommierte Mozartsänger Rainer Trost, ist in Würde ergraut, Guglielmo (Russel Braun) präsentiert sich als jovialer Mann in den besten Jahren. Fiordiligi (Agneta Eichenholz), trägt Silberlöckchen zum petrolfarbenen Samtanzug (Kostümbild: Elena Zaytseva); Dorabella (die Frankfurter Kammersängerin Claudia Mahnke) bringt sympathisch Nachsicht für sich und andere mit. Die beiden befreundeten Paare suchen ein wenig Pikanterie und treffen sich in einem edel ausgestatteten Resort, wo sie in die Fänge von Despina und Don Alfonso geraten, die sie mit grausamer Verführungskunst zu Verrat und Treuebruch bringen, von wo aus es keinen Weg mehr zurück gibt. Georg Nigl als Alfonso ist ein wahrer Mephisto, der mit unheimlicher Intensität singt und die Rezitative brillant artikuliert. Nicole Chevalier mit ihrem charaktervollen Sopran steht ihm in nichts nach, von Kammerkätzchensoubrette keine Spur. Die fatale Beziehung dieser beiden Dämonen, selbst gefangen in gegenseitiger Gewaltzufügung, erscheint jedoch am Ende eine Drehung zu viel in dieser aufreibenden und "unerhörten" Produktion von Hengelbrock und Tcherniakov.

Nahezu perfekt wird tags darauf im Grand Théâtre de Provence Alban Bergs Büchner-Oper "Wozzeck" gegeben, ästhetisch derart geschlossen und musikalisch grandios, dass man fast schon von einem einmaligen Erlebnis ausgehen muss. Simon Rattle und das London Symphony Orchestra bringen die konzentrierte Partitur zum dunklen Leuchten, vor allem in den Zwischenspielen; begeisternd die solistischen Einsprengsel und die präzise Bühnenmusik.

Regisseur Simon McBurney meidet konsequent jeden Realismus. In dem ästhetisch gediegenen Bühnenbild von Miriam Buether in Schwarz-Grau spult sich Wozzecks Geschichte als Experiment am Menschen ab. Der perspektivlose Soldat muss einen Nackenschlag nach dem anderen einstecken. Sinnbildlich für das Karussell im Kopf des armen Wozzeck rotiert die Drehbühne mit fliegenden, perfekt einstudierten Bildwechseln.

Die Szenen mit Hauptmann und Doktor gleichen choreographierten Farcen, durch zusätzliche Filmeinblendungen umfassend multimedial (Video: Will Duke). Allein Wozzecks graues Gesicht scheint sich kaum zu verändern, und seine Haltung bleibt schwerfällig und unbeholfen. Es ist der stimmliche Ausdruck Christian Gerhahers, der dem Mann ein Gesicht gibt. Er singt die herausfordernde Partie klar und schlicht, quasi von innen heraus, auf den Text und die musikalische Phrase fokussiert. Seine am Lied geschulte Stimme kann ohne Weiteres auf Vibrato verzichten, wenn es dem Ausdruck und dem Verständnis dient. Wie gebannt hört man ihm in der Mordszene zu, wenn er am vorderen Bühnenrand kauert. Er bedroht Marie nicht mit stimmlichen Allüren, sondern wirkt fast wie ferngesteuert. Dazu ziehen Wolken vorüber, und es schimmert der See im Mondschein (Licht: Paul Anderson) schön und unnahbar; Marie und Wozzeck aber sind verloren.

Marie, gesungen und dargestellt von der herausragenden Malin Byström, bringt mit ihrer Jugendlichkeit und seelischen "Gesundheit" Farbe hinein. Wie in Wozzecks gestresstem Gemüt sind auch in ihrem Kopf Bibelworte verankert - alle samt als Spruchband eingeblendet -, aber nur Marie versucht noch zu beten; ihr inbrünstiger Ruf an den Heiland kurz vor der Katastrophe ist auch musikalisch ein Höhepunkt der Aufführung.

Um Abstand zu gewinnen von den so existenziell durchlittenen menschlichen Schicksalen, empfiehlt sich in Aix das Eintauchen in die gesungene Choralvesper in der wunderschönen gotischen Kirche St. Jean de Malte.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr