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Der Sprachpapst Bastian Sick präsentiert Udo Jürgens, den Grandseigneur des deutschen Liedes: eine hochkarätige Begegnung, die ihresgleichen sucht! Der Erfolgsautor von "Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod" (Band 1-3 verkauften sich bis heute über 3 Mio mal) ist bekennender Udo Jürgens Fan und Bewunderer: Nun hat er 19 seiner Lieblings-Titel aus der gesamten Schaffensperiode von Udo Jürgens ausgewählt und kommentiert diese im 36-seitigen (!) Booklet nicht akademisch trocken, sondern leicht verständlich und pointiert. Selbst eingefleischte Udo Jürgens Fans werden bei der Lektüre der Kommentare…mehr

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Produktbeschreibung
Der Sprachpapst Bastian Sick präsentiert Udo Jürgens, den Grandseigneur des deutschen Liedes: eine hochkarätige Begegnung, die ihresgleichen sucht!
Der Erfolgsautor von "Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod" (Band 1-3 verkauften sich bis heute über 3 Mio mal) ist bekennender Udo Jürgens Fan und Bewunderer: Nun hat er 19 seiner Lieblings-Titel aus der gesamten Schaffensperiode von Udo Jürgens ausgewählt und kommentiert diese im 36-seitigen (!) Booklet nicht akademisch trocken, sondern leicht verständlich und pointiert. Selbst eingefleischte Udo Jürgens Fans werden bei der Lektüre der Kommentare eine ganz neue Seite an ihrem Lieblingskünstler entdecken und sich - ausgehend von Sicks Ausführungen - weitere Gedanken zu den Inhalten und Bedeutungen solcher Lieder wie "Was wichtig ist", "Engel am Morgen", "Lebe wohl, mein halbes Leben" oder "Gib mir deine Angst" machen können.
Besonders erwähnenswert sind auch vier Titel, die bisher nie auf CD erschienen sind: "Wien", "Ich frage nicht", "Auch in Warschau blüht der erste Flieder" und die Original-Version von "Merci Cherié" aus dem Jahre 1966.
Autorenporträt
Udo Jürgens, bürgerlich Udo Jürgen Bockelmann, geboren 1934 in Klagenfurt, war Komponist, Interpret, Musiker und Entertainer. Für seine Musik hat er zahrleiche Auszeichnungen erhalten, u. a. 2004 den Deutschen Musikerpreis. Udo Jürgens verstarb im Dezember 2014.
Trackliste
CD
1Was Wichtig Ist00:03:47
2Du00:03:03
3Wien00:04:48
4Wärst Du Nicht Du00:03:30
5Wie Könnt' Ich Von Dir Geh'n?00:02:45
6Ich Frage Nicht00:02:31
7Lebe Wohl Mein Halbes Leben00:03:41
8Im Kühlschrank Brennt Noch Licht00:03:23
9Ich Schrieb Nie Ein Lied Für Karin00:03:46
10Gib Mir Deine Angst00:04:32
11Engel Am Morgen00:03:39
12Alles, Was Ich Bin00:05:33
13Ein Paar Steine, Zwei Kinder, Ein Bach00:03:35
14Damals Wollt' Ich Erwachsen Sein00:04:26
15Auch In Warschau Blüht Der Erste Flieder00:03:52
16Merci Chérie (Original Version Von 1966)00:03:16
17Auch Kleine Steine Ziehen Grosse Kreise00:03:32
18Deinetwegen00:04:13
19Ich Weiss, Was Ich Will00:05:03
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 17.02.2007

Dem Genitiv sein Lied
Ein Sprachkritiker als Fan: Bastian Sick preist Udo Jürgens

"Was wichtig ist, ist nicht, was man so nennt", hebt Udo Jürgens zum Auftakt seiner neuen Platte an. Seiner neuen Platte? So sagte man wohl richtig, doch auch was richtig ist, ist nicht, was man so nennt. Denn "Lieder voller Poesie" ist vor allem die Platte eines Mannes, der kein Wort darauf singt, kein Instrument spielt, keinen Regler im Studio bewegt hat. Es ist die Platte jenes Mannes, der die Begleittexte im Booklet der CD geschrieben hat, und dieser Mann heißt Bastian Sick.

Bastian Sick ist wichtig. Vor allem für den Buchmarkt, und jetzt soll er es auch für den Musikmarkt werden. Bekannt und eben auch wichtig geworden ist Sick durch seine Kolumne "Zwiebelfisch" auf Spiegel-Online, die sich als Buch mit dem Titel "Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod" millionenfach verkauft hat. Seit einigen Monaten ist Sick zudem mit einem Vortragsprogramm auf Bühnen unterwegs, die auch für Udo Jürgens groß genug wären, doch der Kolumnist steht dort allein und reiht einen Abend lang eine Sprachbetrachtung an die andere. Das ist alles leicht verständlich, hübsch formuliert, durch Berichte von mehr oder minder unglaublichen verbalen und schriftlichen Pleiten, Pech und Pannen gewürzt: Brabbel, brabbel, das Ganze gut gemischt, und fertig ist eine Erfolgstournee. Sick sieht gut aus, ist tadellos frisiert, und das Glück ist ihm hold. Was sollten wir gegen ihn haben?

Nun, da ist die neue Udo-Jürgens- oder besser Bastian-Sick-Platte. Mit ihr haben wir etwas gegen Sick in der Hand. Der Gedanke zu dieser Musikpublikation ist werbetechnisch genial: zwei Volkshelden aus unterschiedlichen ästhetischen Disziplinen als Dreamteam, das die Liebhaber beider Welten mobilisiert. Zumal sowohl Jürgens wie Sick generationenübergreifend zu begeistern verstehen. Der Sänger stellt sein Repertoire zur Verfügung, der Sprachkritiker trifft die Auswahl und kommentiert sie. So kommen ein dickes Textheftchen und eineinviertel Stunden Musik aus vier Jahrzehnten zusammen, die von "Merci Chérie", dem Siegerlied des Grand Prix d'Eurovision de la Chanson 1966 und Startschuss der Schlagerkarriere des Udo Jürgens, bis zum 2005 auf der bislang jüngsten Platte des Sängers enthaltenen "Auch kleine Steine ziehen große Kreise" reicht. So weit, so gut, zumal unter den neunzehn Stücken auch noch vier CD-Erstveröffentlichungen sind.

Doch Hand aufs Herz: Haben wir "Wien" oder "Auch in Warschau blüht der erste Flieder" wirklich zur Vervollständigung der Sammlung gebraucht? Letzteres Lied orientiert sich denn doch etwas zu viel (textlich, leider nicht musikalisch) an "Nathalie" von Gilbert Bécaud, und ersteres Lied bietet Chorgesänge, die man auch bei größter Jürgens-Affinität (und das sei hier festgehalten: Der Verfasser dieser Zeilen zählt seit mehr als dreißig Jahren ein halbes Dutzend Udo-Jürgens-Lieder zu seinen persönlichen pièces de résistance) nicht anders denn als wimmernd bezeichnen kann. Dagegen allerdings steht die Einschätzung von Bastian Sick, es handele sich um das "vielleicht schönste Lied, das je über Wien gesungen wurde".

Da beginnen nicht nur Georg Kreisler, Franz Léhar oder Rodolf Sieczynski in ihren Gräbern zu rotieren. Auch um den Rezensenten dreht sich alles: "Vielleicht das schönste Wien-Lied"? Bastian Sick hat es bislang versäumt, in seiner Kolumne auf die Unsitte des Gebrauchs von relativierenden Floskeln à la "vielleicht" oder "womöglich" bei ästhetischen Urteilen zu verweisen. Wer sich seiner Sache nicht sicher ist, sollte den Superlativ, auch einen eingeschränkten, meiden. Wer sich aber seines Urteils gewiss ist, kann die Einschränkung getrost weglassen.

Udo Jürgens ist ein Held für seine Anhänger, und Sick gehört zu dieser Gruppe. Dennoch hat er eine ungewöhnliche Auswahl getroffen, weil er auf die Gassenhauer verzichtet und sich lieber auf die Stücke beschränkt, die ruhiger daherkommen - und wie es der Titel der Platte schon verheißt: poetischer. Evergreens sind trotzdem etliche dabei: "Im Kühlschrank brennt noch Licht" zum Beispiel, "Ich schrieb nie ein Lied für Karin" oder "Du". Solche Lieder braucht man nicht mehr zu preisen oder zu begraben. Was somit nur noch zu begutachten bleibt, ist die Sicksche Prosa.

Der Sprachkritiker hat auch zur Musik einiges zu sagen, doch da führt merklich der Verehrer dem Interpreten die Feder. Der wichtigere und Sick selbstverständlich auch angemessenere Teil seiner ausführlichen Liedkommentare gilt dem, was man erwarten darf: den Texten. Auch hier nichts als Lob, und doch sind einige Passagen interessant - weniger zum Verständnis von Udo Jürgens als von Bastian Sick. "Wärst du nicht du" wird so gepriesen: "Nicht weniger als 19 Konjunktivformen in einem schlichten Liebeslied von 31/2 Minuten Dauer, und dabei nicht eine einzige Umschreibung mit ,würde', sondern ausschließlich Konjunktiv II in Reinform."

Ja, das ist Sick, wie man ihn kennt. Aber wer hat dann fünf Lieder später das Lob auf die Liedzeile "Es würd' schimmern wie ihr Haar" im Kommentar zu "Ich schrieb nie ein Lied für Karin" geschrieben? Was hilft die Euphorie darüber, dass "jeder Reim punktgenau an seinem vorbestimmten Platz" landet? Ist das nicht ohnehin die Eigenschaft des Reims? Und dann eine falsche Bescheidenheit, die natürlich kein Mensch ernst nimmt: "Ein Jahr lang ging Udo Jürgens mit ,Deinetwegen' auf Tournee - ein bespielloser Kreuzzug für die Rettung des Genitivs."

Den hat in Wahrheit Sick geführt, der sich hier einfach einen bewunderten Verbündeten sucht, obwohl Jürgens gerade im Lied "Deinetwegen" den Dativ nur ein einziges Mal im Zusammenhang mit dem Personalpronomen braucht. Was wäre geschehen, wenn die Melodie zwei Silben erfordert hätte? Das Lied hieße "Für dich". Wäre das dann ein beispielloser Kreuzzug für den Akkusativ?

Sick schludert bisweilen. Da werden Metaphern nicht zu Ende gedacht, so dass man plötzlich von einem Schmuckstück liest, das man hören kann. Dafür wird kein Wort darüber verloren, dass sich in "Gib mir deine Angst", laut Sick "einem von Udo Jürgens' stärksten und unwiderstehlichsten Liedern überhaupt" (Was soll hier das Wort "überhaupt"?), "bitter" auf "zitternd" reimt. Dafür wird mehr rhetorisch als mathematisch überzeugend behauptet, Udo Jürgens habe "Merci Chérie" seit 1966 "mehr als hunderttausendmal gesungen", also mindestens 2500 Mal pro Jahr und an jedem Tag sieben Mal. Und ein Vierakter wird als "klassisch" bezeichnet, obwohl die aristotelische Dramentheorie, die seit einigen Jahrtausenden das Verständnis vom klassischen Aufbau eines Theaterstücks prägt, fünf Akte vorschreibt. Das sind sämtlich keine Sätze, die Musik in den Ohren eines genauen Lesers wären.

Am Ende der Zusammenstellung steht eines der wirklich großen Lieder von Udo Jürgens: das pathetische "Ich weiß, was ich will". Darin gibt es die Zeile "Was ich noch nie zuvor im Leben getan, fang ich jetzt an". Sick handelt danach, befolgt aber leider auch die Zeile "Was uns im Wege steht, das ändere ich". So wird alles sprachlich Zweifelhafte kurzerhand ausgeblendet. Damit aber zeigt Sick, dass er nicht weiß, was er will: Sprachkritiker bleiben oder Fan sein. So versucht er beides. Die bloße Hommage eines Anhängers hätte man leicht als nichtig abtun können. Doch auch das, was wirklich nichtig ist, ist nicht, was man so nennt.

ANDREAS PLATTHAUS

Udo Jürgens, Lieder voller Poesie - ausgewählt und kommentiert von Bastian Sick. Ariola/SonyBMG 88697037532

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