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Produktdetails
Trackliste
CD
1Suite en V [part 4]00:02:12
2Suite en V [part 1]00:05:54
3Dream brother (Jeff Buckley)00:06:32
4Mutinerie (Michel Portal)00:07:58
5On the heights00:07:00
6Air song #200:04:28
7Some monk00:08:55
8Workin' rhythm00:04:47
9Miniature00:02:55
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 26.01.2015

Fusion ist kein Schimpfwort
Vincent Peirani kann am Akkordeon fast alles

Das Akkordeon hat ein Imageproblem, selbst in Frankreich, dem Land von Musette und Chanson. Daran hat auch ein Modernisierer wie Richard Galliano wenig geändert. Als Vincent Peirani als Kind ein Akkordeon geschenkt bekommt, findet er das Instrument zunächst auch uncool. Doch er verbeißt sich in den unhandlichen Kasten, zeigt Talent und gewinnt bereits als Jugendlicher zahlreiche Preise, darunter den ersten Platz im Wettbewerb für klassisches Akkordeon am Pariser Konservatorium für Musik. Mittlerweile ist Peirani, der in der Tradition von Harpo und Sandie Shaw stets barfuß die Bühne betritt, in Frankreich ein Star, und auch bei uns hat man ihn zur Kenntnis genommen.

Das liegt vor allem an den jüngsten Veröffentlichungen, die Peirani an der Seite des französischen Saxophonisten Emile Parisien oder des deutschen Pianisten Michael Wollny gezeigt haben. Mit seinem neuen Album "Living Being" stellt der Akkordeonist uns nun seine französische Band vor, zu der zwar wieder Parisien gehört, ansonsten aber ausschließlich Musiker aus seiner Heimatstadt Nizza. Und siehe da, sie führt eine Musikrichtung ins 21. Jahrhundert, die man früher Jazzrock genannt hat und die mittlerweile Fusion heißt. Beide Begriffe gelten im Prinzip als Schimpfwort. Doch die Rockmusik hat sich in den vierzig Jahren, seit Bands wie das Mahavishnu Orchestra, Return To Forever oder Weather Report ihre Impulse aufgenommen haben, gewandelt und ist vielschichtiger geworden. Lediglich um aggressive Rhythmen und ein Höher/Schneller/Weiter geht es längst nicht mehr.

Und so ist auf Peiranis Album Platz für eine pastorale Fassung von Jeff Buckleys "Dream Brother", aber eben auch für die zweiteilige "Suite en V", die in ihrer Rasanz durchaus an die Großtaten des einst von John McLaughlin gesteuerten Mahavishnu Orchestras erinnert. Nur, dass Jan Hammer ein Instrument wie das klanglich vielschichtige Akkordeon Vincent Peiranis in seiner Keyboard-Burg nicht im Angebot hatte. Bei Peirani schnauft das Akkordeon nicht schwerfällig, es klingt selbst in den düsteren und grollenden Passagen - etwa in Michel Portals "Mutinerie" - leicht und geschmeidig.

Dass auch die Jazztradition für Vincent Peirani eine wichtige Rolle spielt, merkt man spätestens beim hintersinnigen Titel "Some Monk", dem längsten Stück der Platte. "Ich bin immer noch ein großer Fan von Thelonious Monk und seiner Musik", sagt Peirani. "Hier habe ich mich von den Monk-Stücken ,Played Twice' und ,We See' inspirieren lassen. Ich habe ein wenig mit den Rhythmen herumexperimentiert und daraus entstand schließlich ,Some Monk'. Es hat immer noch mit Monk zu tun, aber es passiert auch jede Menge anderes Zeug."

Dieses "andere Zeug" ist es, was "Living Being" zu so einer aufregenden Platte macht. Da schleichen sich orientalische Motive in "On The Heights" ein; "Workin' Rhythm" lebt von seinem saftigen Blues-Sound. Wer weiß, vielleicht wird das Akkordeon ja doch noch einmal cool.

ROLF THOMAS

Vincent Peirani: "Living Being".

ACT 95842 (Edel)

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