Produktdetails
- EAN: 7619929014321
- Artikelnr.: 36259969
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 07.11.2013Beflügeltes Bilderhören
Nuron Mukumi im Frankfurter Sendesaal
Virtuoses Geklingel gehört zum Rüstzeug aufstrebender Pianisten. Der siebzehn Jahre alte Nuron Mukumi entsprach dieser Anforderung bei seinem Debütkonzert im Frankfurter Sendesaal des Hessischen Rundfunks mit der vollendeten Beiläufigkeit seiner Zugaben: der "Polka de W. R." von Sergej Rachmaninow und der Nr. 3 der "Grandes Études de Paganini" von Franz Liszt, populär unter der Bezeichnung "La campanella".
Das Herz des Publikums, das ihm am Ende des Konzerts stehend Beifall spendete, hatte der Solist zuvor durch seine erstaunliche künstlerische Reife gewonnen. Die zur Eröffnung gespielte Sonate c-Moll KV 457 von Wolfgang Amadeus Mozart erkundete Mukumi notengetreu, aber zugleich abgelöst von der oberflächlichen Gestalt. Das auffahrende Kopfthema gebärdete sich als kraftvoller Auftritt jenseits gängiger Ausbruchsklischees. Anstelle schwarzweißer Molldramatik waren farbsatte harmonische Entwicklungen und dynamisch sublim aufgefächerte Schatten-Seiten zu hören.
Ludwig van Beethovens unter dem Namen "Appassionata" bekannte Sonate Nr. 23 f-Moll op. 57, Lieblingsspielplatz leidenschaftsgeschüttelter Selbstdarsteller, entwickelte Mukumi mit phantastischer Übersicht, voll innerer Glut und mit phänomenaler Anschlagsdifferenzierung. All dies gestattete Einblicke in das Werkinnere, die Gestalten des ins Transzendente greifenden Spätwerks vorausahnen ließen.
Die bei Beethoven durch die Anforderungen einer klassischen Komposition noch gebändigte Phantasie des Interpreten durfte sich in den "Bildern einer Ausstellung" von Modest Mussorgsky uneingeschränkt entfalten. Eingestreut in die präzise werkgetreue Wiedergabe erschienen Skizzen des hypothetischen Ausstellungsbesuchers. Selbstzufriedenes Schreiten fand sich abgelöst von überraschtem Innehalten, affirmative Kontemplation kontrastierte mit manifester Irritation. So facettenreich, originell und zugleich überlegen in der Disposition großer Zusammenhänge werden Mussorgskys "Bilder" selten akustisch ausgestellt. Aus der Schar technisch sattelfester Nachwuchskünstler ragt Mukumi schon jetzt heraus als Interpret von Rang.
BENEDIKT STEGEMANN
Eine Aufzeichnung des Konzerts sendet hr2-kultur am 28. November von 20.05 Uhr an.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Nuron Mukumi im Frankfurter Sendesaal
Virtuoses Geklingel gehört zum Rüstzeug aufstrebender Pianisten. Der siebzehn Jahre alte Nuron Mukumi entsprach dieser Anforderung bei seinem Debütkonzert im Frankfurter Sendesaal des Hessischen Rundfunks mit der vollendeten Beiläufigkeit seiner Zugaben: der "Polka de W. R." von Sergej Rachmaninow und der Nr. 3 der "Grandes Études de Paganini" von Franz Liszt, populär unter der Bezeichnung "La campanella".
Das Herz des Publikums, das ihm am Ende des Konzerts stehend Beifall spendete, hatte der Solist zuvor durch seine erstaunliche künstlerische Reife gewonnen. Die zur Eröffnung gespielte Sonate c-Moll KV 457 von Wolfgang Amadeus Mozart erkundete Mukumi notengetreu, aber zugleich abgelöst von der oberflächlichen Gestalt. Das auffahrende Kopfthema gebärdete sich als kraftvoller Auftritt jenseits gängiger Ausbruchsklischees. Anstelle schwarzweißer Molldramatik waren farbsatte harmonische Entwicklungen und dynamisch sublim aufgefächerte Schatten-Seiten zu hören.
Ludwig van Beethovens unter dem Namen "Appassionata" bekannte Sonate Nr. 23 f-Moll op. 57, Lieblingsspielplatz leidenschaftsgeschüttelter Selbstdarsteller, entwickelte Mukumi mit phantastischer Übersicht, voll innerer Glut und mit phänomenaler Anschlagsdifferenzierung. All dies gestattete Einblicke in das Werkinnere, die Gestalten des ins Transzendente greifenden Spätwerks vorausahnen ließen.
Die bei Beethoven durch die Anforderungen einer klassischen Komposition noch gebändigte Phantasie des Interpreten durfte sich in den "Bildern einer Ausstellung" von Modest Mussorgsky uneingeschränkt entfalten. Eingestreut in die präzise werkgetreue Wiedergabe erschienen Skizzen des hypothetischen Ausstellungsbesuchers. Selbstzufriedenes Schreiten fand sich abgelöst von überraschtem Innehalten, affirmative Kontemplation kontrastierte mit manifester Irritation. So facettenreich, originell und zugleich überlegen in der Disposition großer Zusammenhänge werden Mussorgskys "Bilder" selten akustisch ausgestellt. Aus der Schar technisch sattelfester Nachwuchskünstler ragt Mukumi schon jetzt heraus als Interpret von Rang.
BENEDIKT STEGEMANN
Eine Aufzeichnung des Konzerts sendet hr2-kultur am 28. November von 20.05 Uhr an.
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