Produktdetails
- Anzahl: 1 Audio CD
- Erscheinungstermin: 25. Februar 2011
- Hersteller: 375 Media GmbH / COOKING VINYL / INDIGO,
- EAN: 0711297493122
- Artikelnr.: 32740761
- Herstellerkennzeichnung
- Cooking Vinyl Limited
- 375 Media GmbH
- Schachthofstraße 36a
- 21079 Hamburg
- https://375media.com/
CD | |||
1 | Get In Line | 00:02:27 | |
2 | The Reason Why | 00:03:13 | |
3 | Believe It When I See It | 00:03:45 | |
4 | Miracles | 00:02:31 | |
5 | No Help At All | 00:03:30 | |
6 | Late Bloomer | 00:04:08 | |
7 | Heavenly | 00:02:31 | |
8 | Michael And His Dad | 00:03:50 | |
9 | Middle Of Love | 00:03:04 | |
10 | Everytime I Follow | 00:03:24 | |
11 | Eye Candy | 00:03:45 | |
12 | Love Shines | 00:04:28 | |
13 | Nowadays | 00:03:00 |
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 12.03.2011Grundgutes Handwerk
Aber auch fintenreich: Neue Lieder von Ron Sexsmith
Der verhuschte Sensibilist Ron Sexsmith, produziert vom Metallica-Buddy Bob Rock: Das ist die Sorte Witz, die sich Nerds und Musikjournalisten abends gemeinsam am Tresen ausdenken. Doch so kurios ist die Kombination der beiden Männer, die für Sexsmiths lakonisch betiteltes elftes Album "Long Player Late Bloomer" nun tatsächlich die Köpfe zusammensteckten, gar nicht. Wäre Sexsmith so verschüchtert, wie gerne dargestellt wird, dann hätte er wohl kaum mit Musikern wie Chris Martin oder Leslie Feist zusammenarbeiten oder sich mit prominenten Fans wie Elvis Costello oder Paul McCartney zum Essen verabreden können.
Und Bob Rock produziert trotz seines stigmatisierenden Comicfiguren-Namens natürlich nicht nur Metallica, sondern in erster Linie konservativen Mainstream-Poprock (zuletzt etwa Michael Bublé, aber auch das grausige Album von Gwen Stefanis Gatten Gavin Rossdale). Davon abgesehen: Wer nun endlich das große, ebenso chartstaugliche, glattgebügelte Sexsmith-Album erwartet, ignoriert die Realität: Im klassischen Sinne poppiger als auf seinem Meisterwerk "Retriever" von 2004 kann er ohnehin nicht mehr werden.
Ron Sexsmith war ohnehin niemals unkommerziell, was auch immer das heute heißen mag. Es sind - wie auch bei Sechziger-Größen wie Bacharach/David - gerade das Allgemeingültige und der Das-kennt-so-jeder-Effekt, die seine Stücke einzigartig machen: Sexsmith spricht die Sprache des kunstvoll gebauten Standards, musikalisch und textlich. Allerdings hat seine hohe Songkunst in den Grenzen der alten Meister etwas so Unabgefahrenes, dass gerade ihre anachronistische Zugänglichkeit sie untauglich für die Massen macht.
Und somit ist auf dem neuen Sexsmith-Album nichts wesentlich anders als sonst: Kaum einer komponiert so fintenreich und hochmelodiös wie er, und es gibt tatsächlich niemanden, der ihm als immer etwas bedröppelt klingendem Sänger seines hervorragenden Materials das Wasser reichen kann (nicht Rod Stewart, aber auch nicht Leslie Feist). Gleich der Auftakt "Get In Line", das melodisch ein wenig an Tim Hardins "Black Sheep Boy" erinnert, hat die typische kompositorische Eleganz und textliche Lakonie: Falls man ihm Vorhaltungen zu machen gedenke, informiert der Ich-Erzähler des Songs, möge man sich doch bitte in der Schlange anstellen. Es sei eine lange Schlange, "It's going round the bend". Und: "You can't see the end".
Es ist bei jedem Album immer wieder schön zu hören, wie Sexsmith Sätze, die zunächst als Kalendersprüche daherzukommen scheinen, in Aphorismen kippen lassen kann, wie bei ihm aus der Phrase Weisheit wird. Auch hier lässt er hohe Kunst auf grundgutes Handwerk treffen und setzt verrätselter Psycho-Lyrik oder öden Bekenntnis-Texten die elegante Sprache des Standards entgegen.
Ob Country-Pop, Torchsong, blauäugiger Soul oder Sixties-Singalong: Sexsmith schreibt selten Murks, kopiert sich höchstens ab und an selbst, und auch Bob Rock richtet keinen großen Schaden an: Manch ein Schlagzeug-Sound gerät ihm vielleicht etwas zu stadionrockartig, und irgendwo klingen die Streicher verdächtig nach Keyboardfläche. Die größte gemeinsame Leistung der beiden Kanadier besteht darin, dass es ihnen gelingt, selbst einen vergleichsweise schwachen Song wie die an Tom Petty erinnernde Autofahr-Nummer "Michael and His Dad" wie einen großen Song klingen zu lassen.
Am Ende zählt hier sowieso nur eines: dass man wieder einen Haufen Lieder hat, die den Tag besser machen. Und fünf, sechs neue Songs für die ewig anwachsende Best-of-Ron-Sexsmith-Playlist.
ERIC PFEIL
Ron Sexsmith, Long Player Late Bloomer
Cooking Vinyl 4977945 (Indigo)
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Aber auch fintenreich: Neue Lieder von Ron Sexsmith
Der verhuschte Sensibilist Ron Sexsmith, produziert vom Metallica-Buddy Bob Rock: Das ist die Sorte Witz, die sich Nerds und Musikjournalisten abends gemeinsam am Tresen ausdenken. Doch so kurios ist die Kombination der beiden Männer, die für Sexsmiths lakonisch betiteltes elftes Album "Long Player Late Bloomer" nun tatsächlich die Köpfe zusammensteckten, gar nicht. Wäre Sexsmith so verschüchtert, wie gerne dargestellt wird, dann hätte er wohl kaum mit Musikern wie Chris Martin oder Leslie Feist zusammenarbeiten oder sich mit prominenten Fans wie Elvis Costello oder Paul McCartney zum Essen verabreden können.
Und Bob Rock produziert trotz seines stigmatisierenden Comicfiguren-Namens natürlich nicht nur Metallica, sondern in erster Linie konservativen Mainstream-Poprock (zuletzt etwa Michael Bublé, aber auch das grausige Album von Gwen Stefanis Gatten Gavin Rossdale). Davon abgesehen: Wer nun endlich das große, ebenso chartstaugliche, glattgebügelte Sexsmith-Album erwartet, ignoriert die Realität: Im klassischen Sinne poppiger als auf seinem Meisterwerk "Retriever" von 2004 kann er ohnehin nicht mehr werden.
Ron Sexsmith war ohnehin niemals unkommerziell, was auch immer das heute heißen mag. Es sind - wie auch bei Sechziger-Größen wie Bacharach/David - gerade das Allgemeingültige und der Das-kennt-so-jeder-Effekt, die seine Stücke einzigartig machen: Sexsmith spricht die Sprache des kunstvoll gebauten Standards, musikalisch und textlich. Allerdings hat seine hohe Songkunst in den Grenzen der alten Meister etwas so Unabgefahrenes, dass gerade ihre anachronistische Zugänglichkeit sie untauglich für die Massen macht.
Und somit ist auf dem neuen Sexsmith-Album nichts wesentlich anders als sonst: Kaum einer komponiert so fintenreich und hochmelodiös wie er, und es gibt tatsächlich niemanden, der ihm als immer etwas bedröppelt klingendem Sänger seines hervorragenden Materials das Wasser reichen kann (nicht Rod Stewart, aber auch nicht Leslie Feist). Gleich der Auftakt "Get In Line", das melodisch ein wenig an Tim Hardins "Black Sheep Boy" erinnert, hat die typische kompositorische Eleganz und textliche Lakonie: Falls man ihm Vorhaltungen zu machen gedenke, informiert der Ich-Erzähler des Songs, möge man sich doch bitte in der Schlange anstellen. Es sei eine lange Schlange, "It's going round the bend". Und: "You can't see the end".
Es ist bei jedem Album immer wieder schön zu hören, wie Sexsmith Sätze, die zunächst als Kalendersprüche daherzukommen scheinen, in Aphorismen kippen lassen kann, wie bei ihm aus der Phrase Weisheit wird. Auch hier lässt er hohe Kunst auf grundgutes Handwerk treffen und setzt verrätselter Psycho-Lyrik oder öden Bekenntnis-Texten die elegante Sprache des Standards entgegen.
Ob Country-Pop, Torchsong, blauäugiger Soul oder Sixties-Singalong: Sexsmith schreibt selten Murks, kopiert sich höchstens ab und an selbst, und auch Bob Rock richtet keinen großen Schaden an: Manch ein Schlagzeug-Sound gerät ihm vielleicht etwas zu stadionrockartig, und irgendwo klingen die Streicher verdächtig nach Keyboardfläche. Die größte gemeinsame Leistung der beiden Kanadier besteht darin, dass es ihnen gelingt, selbst einen vergleichsweise schwachen Song wie die an Tom Petty erinnernde Autofahr-Nummer "Michael and His Dad" wie einen großen Song klingen zu lassen.
Am Ende zählt hier sowieso nur eines: dass man wieder einen Haufen Lieder hat, die den Tag besser machen. Und fünf, sechs neue Songs für die ewig anwachsende Best-of-Ron-Sexsmith-Playlist.
ERIC PFEIL
Ron Sexsmith, Long Player Late Bloomer
Cooking Vinyl 4977945 (Indigo)
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main