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Trackliste
CD
1Los Elementos (Oper) (Gesamtaufnahme)
2Moradores de estas playas...00:01:37
3Y asi le festejen...00:00:43
4Pues reventeres aves le gorgean...00:00:47
5La tierra con flores...00:00:33
6Y al rapido sonido de mi aliento...00:00:39
7Olmo apazible...00:02:09
8Mas si fuese la planta fugitiva...00:00:44
9Fuego enzendido sea el diamante...00:01:43
10Pues soy el agua, pues soy el fuego...00:01:10
11Y aunque no aya materia combustible...00:01:45
12El ayre soy que aliento la armonia...00:01:14
13Surque alaalagueña la esfera dorada...00:03:02
14No podra que en mis senos intrincados...00:00:58
15De flores vestida...00:02:13
16En tan triste confusion...00:01:28
17Ay amor, que tierna se escucha la respirazion...00:02:52
18Sienta la terra...00:03:54
19Mas en la obscura noche...00:00:51
20Sedienta de influjos al sol ha bebido...00:02:37
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Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 27.06.2017

In der Sintflut singt Noahs Frau besonders schön
Ein Schmuckstück: Die Musikfestspiele Potsdam Sanssouci bringen in diesem Jahr die Elemente zum Tanzen

Sanssouci - das ist ja nicht nur des Alten Fritzens Genießerschlösschen, sondern auch die Neue Orangerie einen knappen Kilometer daneben, im Raumverbrauch mindestens fünfmal größer, Fassadenlänge über dreihundertfünfzig Meter; mit ihren überproportionierten Säulenkolonnaden, aufrauschenden Triumphbögen und fernhin grüßenden Aussichtsterrassen ein Stein gewordener Italien-Traum Friedrich Wilhelms IV., hochgradig funktionslos und herrlich unsinnig - mit einer starken Betonung auf "herrlich". Hier nun spielt sich ein größerer Teil der Musikfestspiele Potsdam Sanssouci ab: Die sprintbahnlangen Gewächshausfluchten lassen durch ihre Verglasungen die Terrassen-Parklandschaft draußen und das Abendlicht mitspielen; oder man geht in den zentralen Saal, wo einen von allen vier Raumseiten an die fünfzig (leider nur kopierte) Raffaels in die Mitte nehmen. Fast immer spielt das Atmosphärische entscheidend mit bei diesem Frühsommer-Festival, und wenn die Ohren beginnen würden, sich zu langweilen, hätte man immer noch im Übermaß zu sehen und zu staunen.

Doch die Gefahr akustischer Abstumpfung ist gering, vor allem natürlich wegen der Qualität des Gebotenen und weil die meisten Programme seit Jahren zudem geistig verdichtet sind. Zu danken ist das zu guten Teilen einer Frau, die sich bei hochsommerlichen Temperaturen vorzugsweise mit dem Understatement einer skandinavischen Touristin - großblumige Kleider, bequeme Schuhe und Accessoires im handlichen Rucksack - unter die Besucher mischt: Andrea Palent, die hier seit 1991 das Festspielgeschäft leitet - entlang eines von ihr selbst entwickelten Konzepts, umgesetzt mit jährlich wechselnden Themen und diversen dramaturgischen Mitstreitern, deren bisher letzter, Jelle Dierickx, nach fünf guten, sehr glücklichen Jahren nun als Intendant des Flandern-Festivals nach Mechelen gehen wird.

An diesem Jahrgang aber, den vier Elementen gewidmet, die in Dutzenden allegorischen Zyklen auch die Potsdamer Park- und Schlösserlandschaft bevölkern, hat er noch intensiv mitgebaut. Was konkret heißt: Nahezu keiner der über vierzig Nachmittage und Abende bleibt ohne konkrete Bezüge zum Leitthema, manchmal bis ins Pausenangebot der Buffets hinein. Hier wird, anders als bei vielen anderen, vorwiegend entlang der Künstler-Tourneepläne kompilierten Sommerfestivals, noch ernsthaft programmatisch gearbeitet. Was nicht heißt, dass alle Produktionen eigens für Sanssouci neu entwickelt werden müssen - aber passen sollten sie schon.

Manchmal taten sie es in großartiger Weise. Die Friedenskirche sah mit Michelangelo Falvettis "Il Diluvio Universale" ein packendes geistliches Drama um den Untergang der Menschheit in der Sintflut und das Überleben der wenigen Gerechten: klingende Gegenreformation, Sündenzerknirschung und Todestriumph im Wüten der Elemente samt biblisch angesagtem guten Ende mit Ölzweig und Regenbogen aus dem Sizilien des Jahres 1682, in seiner packenden Dramatik entscheidend getragen von der Cappella Mediterranea und dem in Vernichtungsraserei wie ersticktem Todesröcheln überwältigenden Kammerchor aus Namur unter Leonardo García Alarcón.

Setzen die Elemente hier ihr Unheilspotential frei, so verbünden sie sich in der Ballett-Oper "Les Éléments", einer Gemeinschaftskomposition von André Cardinal Destouches und Michel-Richard Delalande für den Hof des Sonnenkönigs, mit der elementaren Macht der Liebe, um vier bald beschauliche, bald dramatische mythologische Episoden zum jeweils glücklichen Ende zu führen: In den tänzerischen Abschnitten erfrischend und zupackend, während den manchmal fad-introvertierten lyrischen Teilen durch kräftige Raffungen seitens der Interpreten - "Les Surprises" unter Leitung von Louis-Noël Bestion de Camboulas - aufgeholfen wurde.

Hier wie dort war es zuerst die Ensembleleistung, die beeindruckte und in einem weiteren Konzert des auf mittelalterliche Klänge spezialisierten und mit Fiedeln und Troubadours-Harfe aufziehenden Sollazzo Ensembles ins ganz intim Zurückgezogene gewendet erschien. Es ist ja ein angenehmer Nebeneffekt älterer Musik, dass sie sich jeglichem Starkult weitgehend verweigert, was dennoch hervorragende Einzelleistungen nicht verhindert wie zum Beispiel - eine für viele - Roberta Mameli als Noahs Frau im Falvetti-Oratorium.

Hier allerdings fiel eine Produktion dieses Jahrgangs aus dem Rahmen: "Los Elementos" von Antonio de Literes - denn die hatte ihre eindeutigen Publikumslieblinge im mitreißenden Flamenco-Paar Carolina Pozuelo Montero und Miguel Lara, dessen Ausstrahlung einerseits positiv auf die körperliche Präsenz auch des Sängerensembles zurückwirkte, aber andererseits dessen beachtliche Vokalleistungen ein wenig überschattete.

Was insofern zu sanftem Stirnrunzeln führen könnte, als jene Folias, Fandangos und Jotas, die hier im modernen Retro-Bar-Ambiente und im Rahmen einer fröhlich klamaukigen Inszenierung Adrian Schwarzsteins vorgeführt werden, zwar aus Literes' Zeit stammen, aber von Hause aus keineswegs in diese manchmal etwas zickenkriegerische Schönheitskonkurrenz der vier Elemente hineingehören; ihre effektvolle Implantation war eine Idee des ebenso temperament- wie stilvoll agierenden Ensembles "Le tendre amour" unter Esteban Mazer.

Gebanntes Staunen jedenfalls, großer Erfolg. Ein wenig Wehmut kommt in den Rausch, wenn man weiß, dass sich das Tun Andrea Palents, der so unprätentiösen Chefin, allmählich dem Ende zuneigt: ab 2019 werden aus ihrer Position als künstlerische Leiterin und Geschäftsführerin sowohl der Festspiele wie des in der Innenstadt beheimateten Nikolaisaales - alles in allem rund 400 Veranstaltungen jährlich - gleich drei neue Stellen erwachsen. Ein Kulturarbeiter-Jobbeschaffungsprogramm, das ziemlich viel über jene Belastungen sagt, auf deren Ende sie sich jetzt allmählich mit heiterer Gelassenheit einstellt. Soweit es die Festspiele in Sanssouci betrifft, soll nach aktuellen Plänen mit der Blockflötistin und Dirigentin Dorothee Oberlinger eine Künstler-Intendantin ihre Nachfolgerin werden. Sie bekommt ein Schmuckstück in die Hände.

GERALD FELBER

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