Produktdetails
- Anzahl: 1 Vinyl
- Erscheinungstermin: 23. März 2018
- Hersteller: ROUGH TRADE / LOOSE MUSIC,
- EAN: 5029432024014
- Artikelnr.: 50583551
- Herstellerkennzeichnung
- Believe Digital GmbH
- Im Mediapark 6B
- 50670 Köln
- legal.de@believe.com
Frankfurter Allgemeine ZeitungWütende Hasen mag niemand gern
Der Beginn von Astor Piazzollas Bandoneonkonzert "Aconcagua" klingt, als brandeten starke Wellen in regelmäßigen Abständen gegen eine Ufermauer und verebbten schnell. Das nach dem höchsten Berg Amerikas benannte Werk lebt von abrupten Stimmungswechseln. Auch Richard Gallianos "Opale Concierto" für Akkordeon kennt die ganze Gefühlspalette zwischen energischer Zuversicht und träumerischer Melancholie. Der belgische Akkordeonist, Bandoneonist und Komponist Gwen Cresens verdankt der Musik von Piazzolla und Meisterkursen bei seinem französischen Kollegen Galliano wichtige Anregungen. Nun hat er die Solokonzerte seiner Vorbilder mit dem jungen venezolanischen Dirigenten Diego Matheuz und dem Brussels Philharmonic Orchestra eingespielt (Warner Classics). Das exquisite Album enthält zudem Cresens' "Nobody Likes an Angry Bunny", eine als "Suite Espagnole" deklarierte Satzfolge mit Cresens' "La noche anterior", Enrique Granados' "Danse Espagnole" Nr. 5 und Isaac Albeniz' "Cordoba" aus den "Cantos de Espana" in Bearbeitung von Cresens sowie Piazzollas "Pedro y Pedro" und Cresens' Arrangement von dessen "Oblivion".
wmg.
*
Eine feine Americana-Platte ist hier mal wieder anzuzeigen, Courtney Marie Andrews' offiziell - wenn man die anderthalb nur ganz schwer erhältlichen von 2010/14 nicht mitzählt - sechste, und der Titel ist Programm: "May Your Kindness Remain" (Fat Possum Records/in Europa: Loose Records). Es gibt viele Arten, den eigenen Schmerz zu verarbeiten, Courtney Marie Andrews packte ihren schon als junges Mädchen in die erhabene Klarheit von Country-Akkorden und bewies bereits auf ihrem mit noch nicht achtzehn Jahren eingespielten Debüt "Urban Myths" (2008) jene Haltung, die seit Emmylou Harris für das Genre prägend ist. Deren Anmut erreicht sie auch stimmlich allemal, in den ätherisch verschwindenden wie in den im Mid-tempo vorgetragenen, insgesamt und im Vergleich zu früher angenehm füllig instrumentierten Stücken. Diese Musikerin weiß, dass Freundlichkeit lebensrettend sein kann.
edo.
*
Als Teodor Currentzis mit seiner Einspielung der Da-Ponte-Opern von Wolfgang Amadeus Mozart für Aufsehen sorgte, saß er am Hammerklavier: Maxim Emelyanychev. Der junge Pianist und Dirigent, 1988 in Russland geboren, ist mittlerweile aus dessen Schatten getreten. Im Jahr 2016 übernahm er die Leitung des Barockensembles "Il pomo d'oro", nun ist sein erstes Soloalbum (bei Aparté) erschienen. Emelyanychev wählt hierfür folgerichtig Mozart aus, die Fantasie in c-Moll und drei Sonaten, gespielt auf dem Nachbau eines Hammerflügels aus dem späten achtzehnten Jahrhundert. Eine kluge Entscheidung, der dunkle Sound passt zu Emelyanychevs dramatischem, kernigem Spiel, das jedoch zu einer gewissen Hektik neigt. Die Freiheit der Interpretation, die Emelyanychev bei den Da-Ponte-Opern noch viel Lob einbrachte, wird auf dem Soloalbum teilweise überzogen. Zu kleingliedrig und bisweilen umständlich verkünstelt klingen die Sonaten, besonders in den reich ausgezierten Wiederholungen. Trotz Ideenreichtum, überzeugender Lesarten und konsequenter Phrasierung verliert sich Emelyanychev in den Details und verpasst es so, größere Bögen aufzuspannen.
jekl
*
Schlagzeugsoli sind problematisch und Soloplatten von Schlagzeugern erst recht. Selbst auf ansonsten großartigen Alben von Koryphäen wie Max Roach ("Drums Unlimited") oder Antonio Sanchez (der im Film "Birdman" trommelte) schleicht sich mitunter leeres Virtuositäts-Geprotze ein. Eine Klippe, die der Schweizer Schlagzeuger Lucas Niggli auf seinem ersten Soloalbum Alchemia Garden (Intakt/Harmonia Mundi) locker umschifft, denn ihm geht es um Klänge. Auf "Go Goblin" spielt er mit Plastikröhren und auf dem nicht einmal eine Minute langen "Pulsatilla" berührt er seine Trommeln und Becken nicht einmal - stattdessen wirbelt er Bambusstöcke und Besen durch die Luft, wodurch zischende und pfeifende Geräusche entstehen, die ihre ganz eigene Magie entfalten. Andere Musiker vermisst man auf "Alchemia Garden" jedenfalls nicht, Niggli ersetzt mit Poesie und Experimentierfreude eine ganze Band. Die klingelnden Gongs werden auf "Tuned Arrow" durch schwebende Töne ergänzt, die Niggli mit einem Metallbogen erzeugt. Wer wissen will, welch brachiale Heavy-Metal-Exzesse er auch entfachen kann, der ist weiterhin bei Nigglis Trio Steamboat Switzerland mit den kongenialen Mitstreitern Dominik Blum und Marino Pliakas bestens aufgehoben.
roth
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Der Beginn von Astor Piazzollas Bandoneonkonzert "Aconcagua" klingt, als brandeten starke Wellen in regelmäßigen Abständen gegen eine Ufermauer und verebbten schnell. Das nach dem höchsten Berg Amerikas benannte Werk lebt von abrupten Stimmungswechseln. Auch Richard Gallianos "Opale Concierto" für Akkordeon kennt die ganze Gefühlspalette zwischen energischer Zuversicht und träumerischer Melancholie. Der belgische Akkordeonist, Bandoneonist und Komponist Gwen Cresens verdankt der Musik von Piazzolla und Meisterkursen bei seinem französischen Kollegen Galliano wichtige Anregungen. Nun hat er die Solokonzerte seiner Vorbilder mit dem jungen venezolanischen Dirigenten Diego Matheuz und dem Brussels Philharmonic Orchestra eingespielt (Warner Classics). Das exquisite Album enthält zudem Cresens' "Nobody Likes an Angry Bunny", eine als "Suite Espagnole" deklarierte Satzfolge mit Cresens' "La noche anterior", Enrique Granados' "Danse Espagnole" Nr. 5 und Isaac Albeniz' "Cordoba" aus den "Cantos de Espana" in Bearbeitung von Cresens sowie Piazzollas "Pedro y Pedro" und Cresens' Arrangement von dessen "Oblivion".
wmg.
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Eine feine Americana-Platte ist hier mal wieder anzuzeigen, Courtney Marie Andrews' offiziell - wenn man die anderthalb nur ganz schwer erhältlichen von 2010/14 nicht mitzählt - sechste, und der Titel ist Programm: "May Your Kindness Remain" (Fat Possum Records/in Europa: Loose Records). Es gibt viele Arten, den eigenen Schmerz zu verarbeiten, Courtney Marie Andrews packte ihren schon als junges Mädchen in die erhabene Klarheit von Country-Akkorden und bewies bereits auf ihrem mit noch nicht achtzehn Jahren eingespielten Debüt "Urban Myths" (2008) jene Haltung, die seit Emmylou Harris für das Genre prägend ist. Deren Anmut erreicht sie auch stimmlich allemal, in den ätherisch verschwindenden wie in den im Mid-tempo vorgetragenen, insgesamt und im Vergleich zu früher angenehm füllig instrumentierten Stücken. Diese Musikerin weiß, dass Freundlichkeit lebensrettend sein kann.
edo.
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Als Teodor Currentzis mit seiner Einspielung der Da-Ponte-Opern von Wolfgang Amadeus Mozart für Aufsehen sorgte, saß er am Hammerklavier: Maxim Emelyanychev. Der junge Pianist und Dirigent, 1988 in Russland geboren, ist mittlerweile aus dessen Schatten getreten. Im Jahr 2016 übernahm er die Leitung des Barockensembles "Il pomo d'oro", nun ist sein erstes Soloalbum (bei Aparté) erschienen. Emelyanychev wählt hierfür folgerichtig Mozart aus, die Fantasie in c-Moll und drei Sonaten, gespielt auf dem Nachbau eines Hammerflügels aus dem späten achtzehnten Jahrhundert. Eine kluge Entscheidung, der dunkle Sound passt zu Emelyanychevs dramatischem, kernigem Spiel, das jedoch zu einer gewissen Hektik neigt. Die Freiheit der Interpretation, die Emelyanychev bei den Da-Ponte-Opern noch viel Lob einbrachte, wird auf dem Soloalbum teilweise überzogen. Zu kleingliedrig und bisweilen umständlich verkünstelt klingen die Sonaten, besonders in den reich ausgezierten Wiederholungen. Trotz Ideenreichtum, überzeugender Lesarten und konsequenter Phrasierung verliert sich Emelyanychev in den Details und verpasst es so, größere Bögen aufzuspannen.
jekl
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Schlagzeugsoli sind problematisch und Soloplatten von Schlagzeugern erst recht. Selbst auf ansonsten großartigen Alben von Koryphäen wie Max Roach ("Drums Unlimited") oder Antonio Sanchez (der im Film "Birdman" trommelte) schleicht sich mitunter leeres Virtuositäts-Geprotze ein. Eine Klippe, die der Schweizer Schlagzeuger Lucas Niggli auf seinem ersten Soloalbum Alchemia Garden (Intakt/Harmonia Mundi) locker umschifft, denn ihm geht es um Klänge. Auf "Go Goblin" spielt er mit Plastikröhren und auf dem nicht einmal eine Minute langen "Pulsatilla" berührt er seine Trommeln und Becken nicht einmal - stattdessen wirbelt er Bambusstöcke und Besen durch die Luft, wodurch zischende und pfeifende Geräusche entstehen, die ihre ganz eigene Magie entfalten. Andere Musiker vermisst man auf "Alchemia Garden" jedenfalls nicht, Niggli ersetzt mit Poesie und Experimentierfreude eine ganze Band. Die klingelnden Gongs werden auf "Tuned Arrow" durch schwebende Töne ergänzt, die Niggli mit einem Metallbogen erzeugt. Wer wissen will, welch brachiale Heavy-Metal-Exzesse er auch entfachen kann, der ist weiterhin bei Nigglis Trio Steamboat Switzerland mit den kongenialen Mitstreitern Dominik Blum und Marino Pliakas bestens aufgehoben.
roth
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main